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Staatenhaus in KölnKinderoper „Romeo und Julia“ wird zur Jugendoper

Lesezeit 3 Minuten
Maria Koroleva als Julia und Emanuel Tomljenovic in Boris Blachers Kammeroper.

Maria Koroleva als Julia und Emanuel Tomljenovic in Boris Blachers Kammeroper.

Die Kinderoper wird zur Jugendoper. Denn Boris Blachers „Romeo und Julia“ ist erst für Besucher ab 13 Jahren gedacht.

Es war eine Premiere in der Premiere: Die Kinderoper, die nun mit Boris Blachers „Romeo und Julia“ startete, richtete sich erstmals an ein Publikum ab 13 Jahre. Mit dem Liebesthema wolle man die Jugendlichen in der Zeit der Pubertät mitnehmen, hatte Intendant Hein Mulders bei der Vorstellung der Spielzeit erklärt. Denn bei ihnen gebe es – anders als bei den Kindern – noch eine Lücke.

Kammeroper als ideale Form

Die schloss sich jetzt aber noch nicht. Überwiegend Erwachsene und nur vereinzelte Jugendliche fanden in Saal 3 des Staatenhauses. Einige Kinder, die dennoch in die Vorstellung gekommen waren, liefen sichtlich gelangweilt zwischen den Stuhlreihen herum. Nichts hielt sie auf ihren Plätzen. Denn kindgerecht aufbereitet ist das zeitgenössische Werk in der Inszenierung von Brigitta Gillessen nicht.

Die Leidenschaft, die das Stück nach der Vorlage von William Shakespeare vermuten lässt, dürfte bei Blachers Komposition und Libretto in den 1940ern Jahre nicht das tragende Moment gewesen sein. Die Kammeroper entdecke er während des Zweiten Weltkriegs als machbare Kompositionsform für sich, da die Konzert- und Opernhäuser seiner Ansicht nach „kaputt und zum Teufel“ waren.

Apart klingt Blacher, der unter den Komponisten des 20. Jahrhunderts mit 14 Opern und neun Balletten musiktheatralisch wohl als einer der produktivsten hervorstechen dürfte. Der Leiter der Kompositionsklasse am Dresdener Konservatorium wurde 1939 von den Nationalsozialisten des Amtes enthoben, auch weil er sich für seine als „entartet“ diffamierten Kollegen Paul Hindemith, Arnold Schönberg und Darius Milhaud einsetzte. Als „Vierteljude“ rückte der deutsch-baltische Komponist selbst ins Visier der Gestapo.

Romeo mit Bügelfalten

„Romeo und Julia“ schrieb er Mitte der 1940er Jahre eigentlich für Erwachsene. Es ist auch eine Parabel auf seine Zeit, in der das Terrorregime persönliches Streben nach Glück unterband. Mit der Wahl des Stücks für ein junges Publikum ist die Oper allerdings hochaktuell. Die tragische Botschaft: Liebe vermag Feindschaft zu überwinden. Im Fall des berühmten Paares scheitert das Projekt aber durch Fallstricke und Missverständnisse.

Maria Koroleva und Emanuel Tomljenović singen mitreißend die Titelrollen. Trotz Überwerfung ihrer traditionsreichen Familien haben sie sich gefunden. Aber die Handlung der Kammeroper ist in dem kurzen Werk so gestrafft, dass auch die romantischen Szenen im Schnelldurchgang abgefeiert werden und schon fast übereilt wirken. Dem Romeo in Businesshemd und Anzughose mit Bügelfalten nimmt man gestisch nur bedingt seine Gefühlswallungen ab, die im makellosen Gesang aber schon wieder ganz anders klingen.

Maria Koroleva spielt die Julia ausdrucksstark. Auch Julia Ruth Häde, David Howes, Maike Raschke, Tina Drole, Ramon Mundin und William Socolof in den weiteren Gesangsrollen leisten hochmusikalische Arbeit. Doch das Bühnenbild (Jens Kilian) mit den düsteren Bürgerhäusern der zerstrittenen Familien Capulet und Montague wirkt statisch. Im rückwärtigen Teil spielt hinter dem leinwandartigen Vorhang zuweilen ein Schattentheater, wenn es arg blutrünstig wird.

Feine Staccato-Töne

Gerafft wird die Handlung durch Sprechchöre. Deren Komposition stammt von Luca Marcossi, der auch das Gürzenich-Orchester in kleiner Besetzung dirigiert. Die Musik pulsiert mit feinen Staccato-Tönen, süffige Melodien gibt es nicht. Nichts klingt nach.

75 Minuten ohne Pause, wieder am 27. und 28. Februar sowie am 1., 3.,5.,6., 8., 12., 14., 16., 18., 19., 23. und 24. März. Kartentel.: 0221/ 221 28 400.