Serie „Kleine Fluchten“Warum die „Chroniken von Narnia“ wahre Seelentröster sind
- Der reale Horizont ist in Corona-Zeiten arg geschrumpft.
- Umso wichtiger werden kleine Fluchten in Bücher, Musik, Bilder oder Filme, die Stimmungen aufhellen und Grenzen überschreiten.
- Diesmal versucht Judith Uebing dies mit den „Chroniken von Narnia“.
Köln – Manchmal braucht man ein Buch, die man immer wieder lesen kann, bei dem man weiß, was passiert, aber auch genau das mag, weil man diese Emotionen beim Lesen wecken möchte und sich in das Gefühl von behüteter Kindheit zurückziehen kann. Man muss an der Lektüre nicht wachsen, keine relevanten gesellschaftlichen Debatten führen, keine Probleme lösen und kann einfach genießen, ohne über das Morgen nachzudenken. Es ist schön, ein vertrautes, schon abgegriffenes Buch mit angestoßenem Einband – oder ein besonders schönes Exemplar in die Hand zu nehmen. Das macht die Lektüre noch einmal besonders, wie die Kugel Eis in Italien anstelle von Stieleis aus der Truhe. Solche Bücher sind für mich „Die Chroniken von Narnia“.
„Eines Tages wirst du wieder alt genug sein, um Märchen zu lesen“ – mit dieser Hoffnung widmete C.S. Lewis seinem Patenkind Lucy Barfield „Der König von Narnia“, einen der insgesamt sieben Bände. In Deutschland vor allem durch die Verfilmungen bekannt, sind sie in englischsprachigen Ländern absolute Klassiker.
Alle Teile erzählen die Abenteuer von Kindern, die auf unterschiedlichen Wegen und zu unterschiedlichen Anlässen in das fantastische Königreich Narnia reisen. Sie erleben Schwertkämpfe, Verfolgung, Rätsel, Angst, aber auch Liebe, Tapferkeit, kluge Ideen und die unzerbrechlichen Bande treuer Freundschaft, in einer Welt, in der jedes Wesen, jede Pflanze und jedes Geschöpf eine einzigartige Seele haben, der mit Wertschätzung begegnet wird.
Die Kinder müssen nichts mitbringen, dürfen Fehler machen und haben doch alles, was sie brauchen, in ihren Herzen. So werden die tapfere Lucy, die sanftmütige Susan, der gerechte Edmund und Peter, der Prächtige zu Königinnen und Königen des von Lewis erschaffenen Reiches.
Als Kind konnte ich an vielen Stellen gar nicht schnell genug weiterlesen, so sehr trieb mich die Spannung. Heute genieße ich auch den Zauber der Sprache von Lewis, erkenne die Weisheit mancher Gedanken und erfreue mich am Humor, der manchmal erst auf den zweiten Blick zutage tritt. Und tröste mich mit einer Stelle aus „Das Wunder von Narnia“: „Wenn irgendetwas schief geht im Leben, dann wird es eine Zeit lang meistens schlimmer und schlimmer. Aber wenn die Dinge erst einmal anfangen, gut zu laufen, dann werden sie oft immer besser und besser.“
Man kann viel über C.S. Lewis nachdenken, seine Motive, die Sprache, das große Ganze hinter Narnia und sogar religiöse Bilder entdecken – oder aber einfach nur lesen, eintauchen und fühlen.