Die Zuschauerinnen und Zuschauer von „Schock“ tauchen ein in den finsteren Kölner Untergrund.
Der Thriller „Schock“Anke Engelke taucht in den Kölner Untergrund ab
Prostituierten im Bordell Zähne ziehen oder Schusswunden von Kriminellen zusammenflicken, das ist das täglich Brot von Bruno (Denis Moschitto), der seine Approbation als Arzt verloren hat und nun in der Unterwelt von Köln diejenigen medizinisch versorgt, die nicht ins Krankenhaus oder zum Arzt gehen können. Bruno ist ein wortkarger Zeitgenosse, der sich stets von seinem moralischen Kompass leiten lässt und großen Einsatz für alle seine delinquenten Patientinnen und Patienten zeigt. Als ihn eine Anwältin (Anke Engelke) anwirbt, einen leukämiekranken Mafiosi zu behandeln, gerät er zwischen die Fronten des organisierten Verbrechens. Dabei gerät er selbst immer tiefer in die Tragödie und legt dabei selbst eine beunruhigende Entwicklung hin.
So sieht die Handlung des neuen Thrillers „Schock“ aus, der diese Woche seine Deutschlandpremiere im Filmpalast Köln feierte. Auf dem Roten Teppich standen unter anderem Regisseur und Hauptdarsteller Denis Moschitto sowie Regisseur Daniel Rakete Siegel. Neben ihnen Anke Engelke und Aenne Schwarz, die die Rolle von Brunos Schwester Laura verkörperte. Fahri Yardim, im Film Brunos Schwager und Kleinkrimineller Giuli, konnte krankheitsbedingt nicht dabei sein.
Film ist fast vollständig in der Stadt gedreht worden
„Das ist ein Film, der versucht, Köln aus einer anderen Perspektive zu zeigen, die man vorher noch nicht gesehen hat. Auch weil es wahnsinnig viele Motive gibt, die noch so noch nicht gezeigt wurden“, sagt Moschitto. Tatsächlich ist der Film fast vollständig in der Stadt gedreht worden. So dient unter anderem das Uni-Center als Wohnstätte des Protagonisten und zwischendurch lassen sich die Opern-Passagen von Brunos Fitnessstudio aus erkennen. „Wir haben uns auch sehr spezielle Orte ausgesucht, die für uns Köln sind. Der Kölner Dom ist kein einziges Mal zu sehen. So einfach wollten wir uns es jetzt nicht machen“, ergänzt der Regisseur.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer tauchen ein in den finsteren Kölner Untergrund. Zu Beginn sind ein bisschen Schießerei und ein paar Spritzen zu sehen. Alles Szenen, die im Vergleich zum Rest des Thrillers harmlos sind. Gerade wenn der Film droht, anfangs etwas langatmig zu werden, katapultiert ein „Schock“-Moment nach dem anderen die Besucherinnen und Besucher aufrecht in die Kinositze – zumindest diejenigen mit etwas zarterem Gemüt.
Daumen mit der Drahtschere gekürzt
In aller Ausführlichkeit wird die Zuschauerschaft Zeuge davon, wie ein Banditenpärchen Brunos Daumen mit einer Drahtschere kürzt und wie der sich anschließend mit einem Messer selbst weiter bearbeitet. Die Altersfreigabe ab 16 Jahren ist also nicht umsonst. Der Protagonist schlittert immer weiter in die Abwärtsspirale, so dass es bis zum Schluss spannend bleibt, wie das Geschehen um Bruno seinen Lauf nimmt.
Die Regisseure mühen sich nicht mit großen Erklärungen von Vorgeschichten und Kontexten ab. Das Meiste erklärt sich während des Films sowieso von selbst. Im Mittelpunkt stehen dagegen die Protagonisten. „Der Film erzählt sich sehr über Bruno“, erzählt Moschitto. Dieser solle in erster Linie interessant und nicht zwangsläufig sympathisch sein und dabei psychoanalytische Aspekte beleuchten. Moschitto gelingt es, die Motive und die Entwicklung des Charakters auf nachvollziehbare und beunruhigende Weise darzustellen. Damit ist Bruno vielleicht kein Publikumsliebling, aber auf jeden Fall eine spannende Persönlichkeit.
Anke Engelke, die zuletzt in „Last one Laughing“ eher die Lachmuskeln strapazierte, zeigt sich angetan von ihrer Rolle als Anwältin Kreber. „Mich hat vor allem die Ambivalenz und das Rätselhafte der Figur interessiert“, sagt sie. Am 15. Februar ist der offizielle Kinostart des Thrillers. Wer Interesse hat an Kriminalität mit psychologischer Komponente, der dürfte vor der Leinwand richtig aufgehoben sein.