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SchlagersängerHoward Carpendale im Interview über seine Kölner Jahre

Lesezeit 4 Minuten

Blick zurück mit einem Lächeln: Howard Carpendale hat in den 70er Jahren am Rhein gelebt.

Köln – Seine Karriere begann Howard Carpendale (72) als Elvis-Imitator. Mitte der 60er Jahre siedelte er von Südafrika nach Europa über und lebte auch in Köln. Mit seinem Album „Wenn nicht wir“ kommt er am 28. Februar in die Arena. Dennis Scherer sprach mit ihm.

Auf dem Album singen Sie: Jeder Moment ist ein Geschenk. Gibt es besondere Momente, die Sie mit Köln verbinden?

Ich hatte hier zig tolle Momente. Aber ich glaube, es ist schöner das als Gesamtbild zu sehen. Meine Zeit in Köln war wahrscheinlich die glücklichste Zeit, die ich hatte. Ich habe Rugby gespielt für den ASV Köln damals. Ich bin heute noch mit dem Besitzer des Decksteiner Tennisclub befreundet. Wir haben unheimlich schöne, lustige Zeiten hier gehabt – Karneval gefeiert.

Warum gehen Sie eigentlich immer noch in Köln zum Frisör?

Weil er gut ist. Und es sind zwei Stunden Lachen, während er mir die Haare schneidet – das ist Hammer. Ich kann ihn nicht jedes Mal besuchen, aber wenn ich die Chance habe, gehe ich zu ihm. Der Typ ist bescheuert. Es ist herrlich. 70 Jahre alt und denkt immer noch an hübsche Mädchen.

Wie sind sie damals nach Köln gekommen?

Ich bin mit einer Rockgruppe aus England für ein Monatsengagement nach Düsseldorf gekommen. In den Liverpool-Club. Das war ein Underground-Club – Underground, damit meine ich: eine Etage tiefer. Da haben wir jeden Abend sechs Stunden gespielt. Und dann bin ich zu Electrola gegangen.

Was haben Sie denn bei der Plattenfirma zur Vorstellung erzählt?

Dass ich ein Platte aus Südafrika habe, die sie sich mal anhören sollen. Und dann musste ich vorsingen, weil sie wissen wollten, wie ich auf Deutsch singe: Einen Rex-Gildo-Song – Rosen brauchen Sonnenschein, furchtbarer Titel. Dann hieß es, wir machen eine Platte zusammen. Mit Paul Kuhn habe ich dann „Lebenslänglich“ aufgenommen. Eine ziemlich progressive Nummer für die Zeit.

Wissen Sie, was am 16. August 1977 geschehen ist?

.. der Tod von Elvis?

Stimmt. Was bedeutet ihnen Elvis?

Der war ein geiler Sänger, ein toll aussehender Typ. Er hatte ein elektrisierendes Charisma. Für mich gibt es drei, vier andere Menschen, die eine ähnliche Aura hatten: Muhammad Ali , (Nelson) Mandela.

Erinnern Sie sich daran, wo Sie an dem Tag waren?

Ich war in New York im Bett, und es kam die Nachricht von seinem Tod. Das hat mir sehr wehgetan. Vor allem, weil ich ein Jahr vorher in Vegas war, seinen Namen sah und dachte: Ach komm, kannst ihn beim nächsten Mal sehen, wenn du kommst. Ich hab ihn nie live gesehen.

Was war der erste Elvis-Song, den Sie gehört haben?

Der allererste war: That’s Alright Mama.

Waren Sie mal in Graceland?

Nein, das ist eine andere Art von Fangefühl, die ich nicht spüre. Das hab ich nicht. Ich bin kein Autogramm-Sammler.

Rolling Stones oder Beatles?

Ganz ehrlich gesagt: Stones. Die sind authentischer. Beatles waren immer eher kommerziell – wogegen ich nichts hab.

Stimmt es, dass sie mal bei einem Stones-Konzert als Ordner gearbeitet haben?

Ja, aber die Geschichte ist übertrieben. Da war ich einer von zehn Typen, die gebeten wurden, aufgrund unserer Körpergröße die Leute vor der Bühne mal ein bisschen in Schach zu halten.

Lemmy Kilmister (verstorbener Sänger von Motörhead) hat mal gesagt, er hätte 1000 Frauen gehabt. Beeindruckt Sie so etwas?

Ich mag es nicht, wenn einer so einen Scheiß erzählt. Das ist billig. Wilt Chamberlain hat gesagt 20 000. Dann hab ich mich hingesetzt, weil ich ganz gerne mit Zahlen rumspiele und das ausgerechnet: Das wären vier am Tag. Glaub ich nicht. Sowas war nie mein Ziel im Leben.

Denken Sie ans Aufhören?

Nee. Das Ganze langsam ausklingen zu lassen, das ja. Aber warum sollte ich sagen, ich höre ganz auf? Vielleicht will ich ja ein Jahr später schon wieder Musik machen.