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Interview mit SchauspielerTimothy Peach über Boulevard und den Auftritt im Theater am Dom

Lesezeit 3 Minuten
Die Kehrseite der Medaille im Theater am Dom.

Die Kehrseite der Medaille im Theater am Dom mit Nicola Tiggeler, Martin Armknecht, Timothy Peach und Mia Geese.

Der deutsch-britische Schauspieler Timothy Peach ist bald im Theater am Dom im Stück „Die Kehrseite der Medaille“ zu sehen und spricht im Interview über seine Arbeit auf der Bühne.

Leider, findet Timothy Peach, werde das Genre hierzulande häufig unterschätzt. „Dabei ist guter Boulevard die schauspielerische Königsklasse.“ Doch bis in Deutschland die Grenze zwischen „E“ – dem ernsten Fach – und „U“ wie Unterhaltung fällt, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Für Peach ist das kein Problem.

Entlarvende Gedanken

Er liebt, was er für die kommenden zweieinhalb Monate im Kölner Theater am Dom zeigen wird. Das macht er im Gespräch immer wieder deutlich. „Die Kehrseite der Medaille“ heißt das Stück aus der Feder des französischen Erfolgsautors Florian Zeller, in dem Peach Daniel spielt, den Ehemann von Isabelle (Nicola Tiggeler).

Die beiden haben Besuch von ihrem langjährigen Freund Patrick (Martin Armknecht) und dessen neuer, deutlich jüngerer Freundin Emma (Mia Geese), für die er gerade seine Frau verlassen hat. Beim gemeinsamen Abendessen macht man gute Miene zum bösen Spiel und betreibt höfliche Konversation – mit einer Besonderheit: Die Zuschauer hören nicht nur, was die Darsteller sagen, sondern auch was die denken – und das ist natürlich weitaus entlarvender und interessanter.

Das Stück kommt an: En bloc wurde es bereits in Düsseldorf, Essen und Hamburg gespielt, dazu kommen Tourneen. Wird es mit der Zeit nicht schwierig, sich jedes Mal wieder so zu motivieren, als spiele man zum ersten Mal? Nein, versichert Peach, zumindest nicht bei diesem Stück. Durch die schnellen Wechsel zwischen gesprochenem und gedachtem Wort entwickle die Handlung stets aufs Neue eine unglaubliche Dynamik. „Wenn der Vorhang hochgeht, rollt das Ding los. Wenn man da nur eine Sekunde nicht aufpasst, läuft man dem Zug schon hinterher. Wir alle müssen jedes Mal 120 Prozent geben, sonst funktioniert es nicht.“

Yoga und Fitnessstudio

Mit Nicola Tiggeler, die seine Frau spielt, ist Peach seit 1988 auch im wahren Leben verheiratet. Überwiegt da der Vorteil, in bestimmten Szenen mit einer vertrauten Person zu agieren, oder ist es nicht auch anstrengend, rund um die Uhr auf engstem Raum zusammen zu sein und abends noch gemeinsam auf die Bühne zu müssen? „Wir sind da schon erprobt“, sagt er. „Schließlich haben wir uns auch am Theater kennengelernt. Wenn wir abends gemeinsam auf der Bühne stehen, lassen wir uns tagsüber viel Freiraum. Dazu kommt, dass wir teils ganz unterschiedlich Gewohnheiten haben. Meine Frau praktiziert zum Beispiel Yoga, während ich mich täglich im Fitnessstudio auspowere. Da habe ich mich in Köln auch schon in einem Studio angemeldet.“

Wenn die Zeit es zulässt, wird er sich auch die Kölner Museen anschauen – vor allem das Museum Ludwig. „Das liebe ich! Da gibt es diese blauen Bilder von Yves Klein, da setze ich mich immer davor.“ Obwohl er privat in München lebt, einer Stadt, die wie kaum eine andere Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild legt, freut er sich, wenn die Arbeit ihn in die Domstadt führt. „Köln ist immer herrlich.“

Theater und Fernsehen

Peach, der seit den 1980er Jahren auch ein gefragter Fernsehdarsteller ist, hat auch schon einige Produktionsfirmen kontaktiert, die zurzeit in Köln drehen. Vielleicht ergibt sich ja etwas, etwa eine Episodenrolle in einer Serie. Es sei üblich, versichert er, Theater- und Fernseharbeit so weise zu verbinden. Richtig Zeit für Dreharbeiten bleibt ihm im Sommer, wenn die Theater in die Spielzeitpause gehen. „Es wäre schön, wenn sich da etwas ergeben würde.“

Ab Herbst steht er dann wieder in „Die Kehrseite der Medaille“ auf der Bühne. Das Stück ist so gefragt, dass die Truppe schon jetzt bis in den Mai 2024 gebucht ist.

„Die Kehrseite der Medaille“, wird vom 9.2. bis 23.4. täglich außer montags im Theater am Dom gezeigt. Spielzeiten: Dienstag bis Freitag 20 Uhr, Samstag und Sonntag 17 und/oder 20 Uhr. Am 19. und 21.2. (Karneval) finden keine Vorstellungen statt. Karten-Telefon: 0221/258 01 53 .(dab) theateramdom.de