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Schauspiel KölnWer folgt auf Stefan Bachmann?

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Das Schauspiel Köln.

Das Schauspiel Köln. 

Stefan Bachmann wechselt an die Wiener Burg. Was muss sein Nachfolger, seine Nachfolgerin für die Intendanz des Schauspiels mitbringen? 

Stefan Bachmann hat die Stadt mit seinem recht kurzfristigen angekündigten Wechsel an die Wiener Burg mächtig unter Druck gesetzt. Schon für die Spielzeit 2024/25, zum geplanten Wiedereinzug in das sanierte Haus am Offenbachplatz, wird die neue Intendanz gebraucht.

Haus ist gut aufgestellt

Während dem Vernehmen nach eine Findungskommission zusammengestellt wird, stellt sich generell die Frage: Was muss eine künftige Intendantin, ein künftiger Intendant mitbringen, um in diese Stadt zu passen? „Der erste Schritt ist die Frage, wo steht das Haus jetzt gerade? Welche Publika haben wir?“, findet Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin des Deutschen Bühnenvereins. „Das Haus ist gut aufgestellt. Die Stadt als Träger muss nun entscheiden: Möchten wir anknüpfen, oder möchten wir etwas ganz anderes machen? Davon hängt das Profil der Person ab, die man sucht!“

Ein Mann, eine Frau oder ein Team? Für Dietmar Kobboldt, Leiter der Stusdiobühne, ist „das Intendantenmodell Überbleibsel des Feudalismus. Wollen wir das eigentlich noch? Und wollen wir eine Ikone wie Karin Beier oder Michael Hampe – oder eher einen Teamplayer?“ Die Theaterleitung muss sich für Kobboldt auf jeden Fall als „Teil der Stadtgesellschaft betrachten. Man muss es mögen, eine öffentliche Person zu sein. Man muss Präsenz zeigen.“

Das bedeute auch, mal im Karneval unterwegs zu sein oder in der freien Szene. Man müsse ein Gespür dafür haben – oder die richtigen Berater–, wo man auftauchen sollte. Ex-Opernintendantin Birgit Meyer sei ein gutes Beispiel hierfür gewesen. Und: „Du kommst in dieser Stadt um das Phänomen ,man kennt sich, man hilft sich’ nicht herum.“ Ein wichtiges Kriterium für Kobboldt ist die Außenwirkung: „Ich bin grundsätzlich jemand, der die Aufgabe von Theater nicht zunächst darin sieht zum Beispiel die Einladung zum Berliner Theatertreffen zu bekommen. Das Theater soll in der Kommune, wo es sich befindet, eine Wirkmacht entfalten.“

Jemand für den Übergang?

Dies habe er bei Karin Beier genauso erlebt, wie bei Stefan Bachmann. Wenn das Interim beendet ist, sei es auch wichtig, das Publikum mit zurück ins sanierte Haus zu holen. Claudia Schmitz hat in ihrer Zeit als Geschäftsführerin am Düsseldorfer Schauspielhaus die Erfahrung gemacht, dass man vor allem diejenigen, die nicht die Ausweichspielstätten besucht haben, neu gewinnen müsse. „Es wäre also für Köln gut, eine Person zu finden, die darin Erfahrung hat.“

Die Stadt solle sich aber bei der Suche nicht von der relativ knappen Zeit unter Druck setzen lassen: „Dem Zueinanderpassen würde ich immer den Vorrang geben.“ Im Zweifel solle lieber jemand für einen Übergang gesucht werden. Wer auch immer es wird: „Der Person, die da kommt, muss die Chance gegeben werden, neue Wege zu gehen“, so Claudia Schmitz. Dietmar Kobboldt ergänzt: „Ich nehme es einigen Lauttrötern in dieser Stadt sehr übel, wie sie mit von Maldeghem menschlich oder besser: unmenschlich umgegangen sind. Das hat mich sehr geärgert und sehr enttäuscht!“

Anfang 2019 wurde Carl Philipp von Maldeghem als Nachfolger von Stefan Bachmann vorgestellt. Nach harscher Kritik in vielen Medien (nicht in dieser Zeitung) entschloss er sich, nicht zu kommen. Kobboldt: „Ich kann gar nicht sagen, ob er für Köln so eine Katastrophe gewesen wäre. Es wäre auf jeden Fall ein sehr goutierbares Theater geworden.“