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Premiere im Schauspiel KölnWas will uns Robert Borgmann mit „Meta - Sleep“ erzählen?

Lesezeit 2 Minuten
Szene aus „Sleep - Meta“.

Szene aus „Sleep - Meta“. 

Eigentlich sollte man sich in einen Theaterabend begeben können, in dem man einfach nur den Saal betritt. So leicht macht es Regisseur Robert Borgmann dem Publikum mit „Meta – Sleep“ nicht.

 Der Untertitel des Stücks „eine theatrale Installation nach Motiven von ,Leonce und Lena’“ – also Georg Büchners Lustspiel von 1836 – umreißt die Ausgangssituation: Das Depot 2 wird dominiert von einem weißen Kubus, um den verschiedenen Podeste und Leinwände gruppiert sind. Das Publikum flaniert durch diese Anordnung, der Zugang zum eigentlichen Zuschauerbereich bleibt versperrt – hier braucht man kein Sitzfleisch, sondern bekommt Kilometergeld.

Auf dieser begehbaren Bühne agieren Lena (Marta Kizyma) und Leonce (Justus Maier) sowie zwei Statisten, die dank verblüffend echt wirkender Masken zu stummen Abbildern des Paares werden. Borgmann selbst steuert an Synthi und E-Gitarre, unterstützt von einem Bläserensemble, einen von ihm kreierten Soundtrack bei.

Der Schauspieler hält eine riesige, pinke Maske in der Hand.

Justus Maier als Leonce.

Leonce und Lena nehmen einander oder auch getrennt von einander ihre Alter Egos an die Hand, englische Texte, aus dem Off oder live gesprochen, wabern mystisch durch den Raum – es geht um Tod, um Schlaf, um Annäherung. Passend dazu wird in einer „Szene“ Lena mehrmals mit einem elektronischen Flaschenzug auf den sich in einem Liegestuhl aalenden Leonce gesenkt und wieder hochgezogen.

Zuvor hatte er in Motorradkluft und mit einem überdimensionalen Pinsel bewaffnet den Saal gestürmt – lauthals den Aufreißer markierend. Auf zwei Bildschirmen läuft parallel eine Konversation mit der App ChatGPT, in der es unter anderem um Büchners Vorlage geht.

Computeranimationen und Filme werden auf den Leinwänden gezeigt. Da kraucht etwa Justus Maier im Satineinteiler durch den Königsforst, drapiert sich auf einem Baumstamm. Irgendwann taucht eine Königskrone auf – man fühlt sich an 80er-Videoclips erinnert. Wenn dazu New Order oder Depeche Mode erklängen, man wäre nicht erstaunt.

Überrascht ist man allerdings, als ein pinkfarbenes Pferd hereingerollt wird, dem Maier den Kopf abnimmt, um ihn durch den eigenen zu ersetzen. Der Boden des Kubus ist mit Wasser bedeckt, in dem wenig überraschend herumgeplanscht wird.

Die Schauspieler, ganz in weiß gekleidet.

Marta Kizyma (l.) und Justus Maier (r.) mit ihren Alter Egos, die von wechselnden Statisten dargestellt werden.

Eine Aura des Rätselhaften macht sich breit, aber auch Langeweile. Man fühlt sich gefangen in einer Denkfabrik, deren Assoziationsmaschinerie auf Hochtouren gelaufen sein muss. So beschäftigt sich das digitale Programmheft unter anderem mit der alchemistischen, von C. G. Jung aufgegriffenen Schrift „Rosarium Philosophorium“ aus dem späten Mittelalter. Alles in allem hängt die Verständnislatte ziemlich hoch.

Man muss an einem Theaterabend nicht alles verstehen, was Regie und Dramaturgie ersonnen haben. Aber ein wenig mehr abgeholt werden möchte man doch schon. Zögerlicher Premierenapplaus.

85 Minuten, wieder am 10.3., 5.4. und 28.4., jeweils 20 Uhr. Karten-Tel: 0221/22128400