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Rushdie und die PopkulturWarum es Frieden nur in Plastik gibt

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22.10.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Der britisch-indische Autor Salman Rushdie reagiert im Anschluss an seine Dankesrede bei der Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche. Der Preis ist mit 25 000 Euro dotiert und gilt als eine der bedeutendsten Auszeichnungen des Landes. Foto: Arne Dedert/dpa/POOL/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der britisch-indische Autor Salman Rushdie reagiert im Anschluss an seine Dankesrede bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche.

Der Friedenspreise des Deutschen Buchhandels ist mit 25.000 Euro dotiert und gilt als eine der bedeutendsten Auszeichnungen des Landes.

Ob „Star Wars“ oder „Barbie“: Friedenspreisträger Salman Rushdie kann auch aus Popkultur weise Schlüsse ziehen. In der Frankfurter Paulskirche zitierte er indische Tierfabeln, Romanfiguren von Kollegen und „die Zwillingslegende dieses Sommers: Barbenheimer“.

Der Film „Oppenheimer“ erinnere uns daran, dass es Frieden erst gab, nachdem zwei Atombomben abgeworfen worden waren. „Und das Kinokassenmonster „Barbie“ macht deutlich, dass es selbst in einer Welt, in der jeder Tag perfekt und jeden Abend Girls' Night ist, dauerhaften Frieden und ungetrübtes Glück nur in pinkfarbenem Plastik gibt.“

Friedenspreisträger Salman Rushdie

Der Laudator, sein Freund und Kollege Daniel Kehlmann, zitierte aus SMS-Nachrichten, in denen beide sich über die Serie „Obi-Wan Kenobi“ aufregten. „Also Obi Wan verlässt Darth Vader NOCHMAL lebend?“ schrieb Rushdie an Kehlman: „Was für ein Unsinn.“

In seiner Dankesrede ersann er stattdessen eine bessere Geschichte: Ein Zauberer kommt ins Dorf und verteilt als Preise für diverse Wettbewerbe Fläschchen mit Wahrheit, Schönheit, Freiheit, Güte und Frieden. Das hat unvorhergesehen Folgen: Der die Wahrheit getrunken hat, bringt alle gegen sich auf. Die Dorfschönheit wird unerträglich arrogant. Das freizügige Benehmen der Freiheit schockiert alle. Die Güte erklärt sich zum Heiligen und nervt dadurch alle. Nur der Friede sitzt still unter einem Baum und lächelt vor sich hin.

„Vielleicht schreibe ich diese Geschichte, vielleicht auch nicht“, sagte Rushdie. „Auf jeden Fall aber kann sie auf unbeschwerte Weise ein ernstes Thema illustrieren, dass nämlich Eigenschaften, die, darin sind wir uns einig, zu den Tugenden zählen, je nach Blickwinkel und Auswirkung auf die reale Welt zu Lastern werden können.“ In seiner Geschichte jagen die Dorfbewohner den Zauberer am Ende fort. (dpa)