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Richard SiegalPräziser Tanz auf dem Exerzierplatz

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Ballet of (Dis)obedience
von Richard Siegal.

Ballet of (Dis)obedience von Richard Siegal.

Choreograph Richard Siegal erzählt im Carlswerk in seiner Produktion „Ballet of (Dis)Obedience“ über Konformismus. Das Ballet of Difference trainierte an japanischen Universitäten die Disziplin der Gruppenformationen.

Im September 2022 reiste Choreograph Richard Siegal mit seiner Kompanie Ballet of Difference (BOD) nach Tokio, um dort die Praxis des Shuudan Koudou zu erlernen. Dabei handelt es sich um eine synchronisierte Gruppenbewegungen, vergleichbar mit jenen Choreographien, die wir von angelsächsischen Musikkapellen kennen, die kreuz und quer marschieren.

Kafkas "Bericht für eine Akademie"

In Japan stellen diese an Universitäten trainierten Gruppenformationen eine Übung in extremer Disziplinierung dar. Für die Uraufführung seiner Produktion „Ballet of (Dis)Obedience“ engagierte Siegal zudem die Tanz-Ikone Nazareth Panadero.

Die Spanierin war über vier Jahrzehnte an den Stückentwicklungen des Wuppertaler Tanztheaters beteiligt. Panadero wandert mit ihrer imponierenden Körperlichkeit und krausem Haarschopf über die Bühne und spricht Franz Kafkas Text „Bericht für eine Akademie“.

Darin erinnert sich ein menschgewordener Affe an den erniedrigenden Prozess seiner Zivilisierung mit den Worten: „Gerade Verzicht auf jeden Eigensinn war das oberste Gebot, das ich mir auferlegt hatte; ich, freier Affe, fügte mich in mein Joch.“ Mit dem Kafkatext bringt Siegal ein erzählerisches Element in die Produktion.

Marsch ins Rampenlicht

Erzählen mag sein Ensemble gewöhnlich nicht, und so ist es auch hier, die zwölf Tänzerinnen und Tänzer können sich durch den Wortbeitrag ganz auf ihr in Japan erlerntes Material konzentrieren. Während Panadero vorne spricht und ihre Stimme von Alva Notos Elektrosound überlagert und mitunter sabotiert wird, marschiert die Truppe aus allen Richtungen ins Rampenlicht.

Die Bühne des Depot 1 im Schauspiel wird zum Exerzierplatz. Lautstarke Kommandos geben die Richtung vor. Auch wenn das Repertoire keine ungewöhnlichen Gesten enthält, so ist unschwer zu erkennen, dass in der Präzision der Synchronität viel Arbeit steckt. Ein wenig ermüdend sind die Marschformationen allerdings schon.

Die klug angelegte Konzeption wird mit zunehmender Dauer durchsichtig. Individualität kommt unter die Räder einer auf Konformismus getrimmten Gesellschaft. In einem Schlussbild wird diese Botschaft dann noch einmal unmissverständlich formuliert. Das rechteckige Geviert des Bühnenhimmels senkt sich auf den Körper eines Tänzers nieder, der scheinbar wie eine Wanze zerquetscht wird. Dazu spendete das Kölner Publikum eine Standing Ovation.

70 Minuten. Nächste Vorstellungen 14., 16., 16. 4., Depot 1 im Carlswerk.