Im Oktober feiert Renate Fuhrmann ihren 81. Geburtstag. Am 21. September feiert sie Premiere im Freien Werkstatt Theater.
Renate Fuhrmann wird 81In der Rente nur noch Hauptrollen

Die Kölner Schauspielerin Renate Fuhrmann
Copyright: Michael Kötschau
Kaum zu glauben: Diese Frau soll im Oktober 81 werden? Strahlend, energiegeladen — so kommt Renate Fuhrmann zum Rundschau-Gespräch in der Südstadt. Anschließend geht es zur Probe ins Freie Werkstatt Theater, wo sie am 21. September mit dem Stück „Café Populaire“ Premiere feiert.

Renate Fuhrmann, entspannt beim Rundschau-Gespräch.
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„Ich habe einfach Glück mit meinem Körper. Ich weiß erst, dass ich so alt bin, weil ich vor sechs Monaten ein neues Knie bekommen habe, das nicht so richtig will. Erst seitdem habe ich das Gefühl, ich bin 80“, erzählt sie.
„Aber es passt ganz gut zu meinem neuen Stück: Ich spiele die älteste Bewohnerin eines Hospizes, und keiner weiß, was sie noch am Leben hält. Aber ich probiere es nicht so, als ob ich es bin, sondern als ob ich eine Rolle spiele.“
37 Jahre lang war Renate Fuhrmann Ensemblemitglied am Kölner Schauspiel, erlebte Höhen und Tiefen unter sieben verschiedenen Intendanzen. 1971 fing sie bei Hansgünther Heyme an, bei Karin Beier spielte sie ihre letzten Rollen am Haus.
Vom Schauspielhaus in die freie Szene
Wie kam es, dass sie solange in Köln geblieben ist? „Als Jürgen Flimm 1985 nach Hamburg ging, sollte ich mitkommen. Aber ich wollte nicht – ich war wohl gerade frisch verliebt“, erzählt sie grinsend. „Ich bin verheiratet gewesen und war erst ab 34 mit Frauen zusammen. Da war das dann einfach wichtig: so eine Art Nachholen von Pubertät.“
2007 kam die Rente – und prompt folgten Angebote aus der freien Szene. Wobei: „Ich habe mir gesagt, ich höre jetzt auf mit den kleineren Sachen, wenn ich spiele, dann Hauptrollen.“
Und davon gab es dann reichlich, in Köln, aber etwa auch lange Jahre im Aachener Grenzlandtheater, wo sie schließlich auch zum ersten Mal selber Regie führte.

Zu lachen hat Renate Fuhrmann Tag für Tag reichlich.
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„Ich finde den Beruf wunderbar. Ich finde großartig, dass ich andere Schicksale durchleben, durchdenken kann“, beschreibt sie ihre Motivation. „Aber es ist auch so ein abhängiger Beruf. Was ich erlebt habe an Diskriminierungen — und die Jungs waren da genauso ausgeliefert. Ich könnte ganz traurige Geschichten erzählen.“ Diese Form des Machtmissbrauches habe sie aber in der freien Szene in den vergangenen Jahren nicht erlebt.
Nicht nur aufgrund der Rolle als Hospizbewohnerin im neuen Stück beschäftigt sie sich mit dem Tod. „Und dabei auch damit, was es generell bedeutet, dass wir endlich sind und unser Körper jeden Tag Abschied nimmt. Irgendwann erneuern sich die Zellen nicht mehr. Das ist ein Vorgang, der sekündlich in unserem Körper stattfindet.“ Der Tod und dass irgendwann alles zu Ende sei, mache ihr dabei Angst, aber „vor allem der Prozess bis dahin“.
Dabei genießt sie das Altsein im Beruf. „Als junger Mensch musst du dich bemühen und zappelst und machst und tust, damit du den Charakter triffst. Als altgewordene Schauspielerin musst du einfach nur deine Persönlichkeit auf die Bühne stellen und fertig. Es ist toll!“