„Queen of Drags“Neue Show mit Heidi Klum auf Pro7 hat Luft nach oben
- „Es wird Zeit, dass Deutschland etwas moderner wird und mal sieht, was sonst so in der Welt passiert.“
- Ach wie gut, dass Heidi Klum ihr altes Heimatland, das bisher seine popkulturelle Steinzeit hinterm Mond verbracht hat, mit ihrer neuen Pro7-Show „Queen of Drags“ ins Hier und Jetzt katapultieren will.
Nun hat man also zehn deutsche Drag Queens – darunter Catherrine Leclery aus Köln – nach Los Angeles geflogen. Dort müssen sie in Wettbewerben ihr Talent unter Beweis stellen. Am Ende jeder der fünf Folgen vergibt eine Jury Punkte wie beim Eurovision Song Contest. Diejenige mit den wenigsten muss mit Perücken und Plunder im Schlepptau die gemeinsam bezogene Villa wieder verlassen.
Nach einer gefühlt endlosen Exposition, in der sich die Teilnehmerinnen ohne Make up vorstellen und ansonsten sehr salbungsvoll von Respekt und Toleranz geschwafelt wird, dürfen die Queens in der letzten Stunde zeigen, was sie draufhaben. Und das ist, man muss es sagen, häufig genug unterdurchschnittlich.
„Queen of Drags“ fehlt ein „bad cop“ in der Jury
Da hechelt sich eine wie ein kurzatmiger Rauhaardackel durch die „Roten Rosen“ der Knef, die eine oder andere scheint das Frisieren der Ersatzhaare vergessen zu haben. Das sollen die zehn besten Drag Queens Deutschlands, Österreichs und der Schweiz sein? Man könnte hoffen, dass da noch viel Luft nach oben ist, wird aber das Gefühl nicht los, dass da schon das meiste glitzerbunte Pulver schon verschossen wurde.
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Was der Sendung wirklich fehlt, ist die Figur des „bad cop“, wie sie Dieter Bohlen bei den Superstars genussvoll ausfüllt. Oder bei „Drag race“ Michelle Visage, deren Urteile gerecht, aber beinhart sind – und schon mehr als nur eine Kandidatin zu ausgiebigem Tränenfluss und sogar freiwilligem Ausscheiden bewegt haben. Das kann man sich bei Jurymitglied Conchita Wurst nicht vorstellen.
Heidi Klums Medienmacht sorgt für Sponsorenverträge
Bei allem, was man sonst über Olivia Jones und ihre aufmerksamkeitsheischenden Auftritte in Talkshows oder der Bundeskonferenz denken mag: Sie hätte sicher das Format dazu – und die Traute, der ein oder anderen Drag Queen auf die lackierten Zehen zu treten. Und die Kenntnis der Materie: Ihr fällt schlechtes Playbacksingen genauso auf wie herbe Männerbeine, die besser mal geschminkt oder noch besser in Strumpfhosen gesteckt worden wären. Aber sie war nur Gastjurorin der ersten Folge.
Stattdessen wird hier lieber Vetternwirtschaft betrieben und Heidi Klums Neu-Schwager Bill „Tokio Hotel“ Kaulitz darf sich über einen netten Nebenjob freuen. Aber das demonstriert auch auf beeindruckende Weise letztlich Heidi Klums Medienmacht. Man kann davon ausgehen, dass ihrer Teilnahme an der Sendung das Engagement von Sponsoren zu verdanken ist: Der Gewinnerin erhält nicht nur 100 000 Euro, sondern wird das Cover der Cosmopolitan zieren und Gesicht einer Werbekampagne von MAC Cosmetics. Und anschließend für ihre weiteren Auftritte höhere Gagen verlangen können als zuvor. Kein ganz schlechter Deal.