Dirigent Klaus Mäkelä und das Orchestre de Paris begleiten Geigerin Janine Jansen im Violinkonzert von Jean Sibelius in der Kölner Philharmonie.
PhilharmonieOrchestre de Paris mit langweiliger Landpartie
Händeringend sucht die Kultur ein junges Publikum. Strategien gegen die gefühlte Überalterung gibt es viele. Eine davon: eine Verjüngung des eigenen Personals. Die Orchester überbieten sich derzeit mit dem Engagement immer jüngerer Dirigenten. Nirgends hat der Markt aber so hysterisch reagiert wie auf den Finnen Klaus Mäkelä.
Philharmonie: Jugend schützt nicht vor Kompetenz
Mit 22 wird er zum Chef der Philharmoniker in Oslo ernannt, mit 26 in Amsterdam an dieselbe Stelle beim Concertgebouw Orchesters berufen, ein Jahr zuvor auch schon beim Orchestre de Paris. Karajan war 27, als ihm sein erster Job in leitender Funktion angeboten worden ist – das war in Aachen, in der Provinz. Dennoch galt das damals als Sensation.
Nun schützt Jugend nicht vor Kompetenz, schon gar nicht vor Genialität, also Ohren auf, wie sich Mäkelä mit seinen Parisern schlägt. Vor allem, nachdem der letzte Auftritt mit den Amsterdamern vor einem Jahr an selber Stelle noch ein ziemlicher Reinfall war. Mahlers Sechste blieb ein einziges Stückwerk. Das schmissige Violinkonzert von Sibelius sollte leichter zu schaffen sein.
Nun war es erst einmal Solistin Janine Jansen, die sich dem Erfolg in den Weg stellte. Jansen spielte, als gälte es, die Jury eines Wettbewerbs zu beeindrucken: Die hätte dann sicherlich volle Punktzahl gegeben für eine tadellose Technik, sich aber doch bald auch gefragt, wie Jansen wohl klänge, wenn sie mal vom Gas ginge. 1903, als Sibelius sein Konzert schrieb, war das Vibrato noch ein besonderer Effekt, bei Jansen ist er Grundlage eines Tons, der mit dem Volumen eines Cellos konkurrieren möchte, alsbald aber langweilt.
Mäkelä gelingt wunderbare Ballszene
Kurz nach dem hoffnungsvollen, zarten Einstieg geht's gleich in den roten Bereich, in dem alles wichtig und irgendwie emotional klingt, aber wenig noch gestaltet werden kann. Der eh schon breite Pinsel, mit dem Sibelius komponiert, wird zum Quast. Am besten gelingt das tänzerische Finale, auch Mäkelä und die Pariser versprühen Elan und gute Laune. In der Symphonie fantastique gelingt Mäkelä mit dem Orchester ebenfalls am besten, was aus eigenem Antrieb in Bewegung kommt: Die wunderbare Ballszene.
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Mäkelä lässt seine Mannschaft die ersten Walzerschritte tun, steht einfach da und hört zu und führt mit sparsamen Gesten weiter, was ihm angeboten wird. Unterm Strich aber bestätigt das den Eindruck von 2022: Mäkelä liebt den Augenblick, dirigiert am liebsten, was eh schon läuft, und lässt anderes oft außer Acht. Darunter leidet das große Ganze, der erzählerische Bogen.
Die „Scène aus champs“ ist als Landpartie ein echter Langweiler. Das scheint auch das Publikum so zu empfinden und interpunktiert die müde Action mit munterem Gehuste. Applaus und Standing Ovations sind dennoch inklusive: Den finale Hexensabbat hat der Klangzauberer Berlioz einfach zu dramatisch inszeniert, als das ihm Mäkelä da noch die Butter vom Brot nehmen könnte.