Der ehemalige Chef und Mitbegründer der Kölner Philharmonie, Franz Xaver Ohnesorg, wird 75 Jahre alt. Dazu gibt es ein Konzert am 19. März.
Philharmonie-Konzert in KölnFranz Xaver Ohnesorg feiert seinen 75. Geburtstag
Seine Bonbons dürften regelmäßig in diversen Jacketts oder Umhängetäschchen auftauchen. Konzertbesucher der Philharmonie können sich seit den 1980er Jahren kostenlos aus den Gläsern bedienen, die er im Foyer aufstellen ließ. Kösterfrau füllte die Klümpchen zehntausendfach nach.
Künstler spielen zum Geburtstag
Auch viele andere Ideen des Manns mit der Fliege waren bald in aller Munde. Heute feiert Franz Xaver Ohnesorg, Gründungsintendant der Philharmonie und Intendant des Klavier-Festivals Ruhr, seinen 75. Geburtstag. Martha Argerich, Michael Barenboim, Mischa Maisky, Daniel Müller-Schott und nicht zuletzt Anne-Sophie Mutter schenken ihm am 19. März in der Philharmonie ein Konzert.
Ohnesorg widmete es in ein Benefizkonzert zugunsten des Kölner Kammerorchesters um, das wiederum 100 wird. Er ist dessen Vorstandsvorsitzender und Kurator.
Begabter Bäckersohn
Im oberbayrischen Weilheim als Sohn eines Bäckermeisters geboren, wollte er als begabter und mehrfach ausgezeichneter Flötist den elterlichen Betrieb nicht übernehmen. Was ihn aber nicht davon abhielt, Betriebswirtschaftslehre zu studieren, im Studium generale zudem Musik- und Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte.
Ohnesorg arbeitete zuerst als freier Journalist für den Rundfunk. 1978 wurde er Orchesterdirektor der Münchner Philharmoniker, bis er fünf Jahre später nach Köln wechselte. Schon bald erhielt das neue Konzerthaus internationale Aufmerksamkeit. Große Namen wie Luciano Pavarotti, Plácido Domingo oder Ella Fitzgerald waren auf einmal am Rhein zu hören.
Ohnesorg schuf in der Stadt darüber hinaus Marken wie 1994 das Avantgardefestival Musik Triennale mit einem Mix aus Klassik, Jazz und Weltmusik. 2010 fand das Festival allerdings zum letzten Mal statt. In der Klassikszene baute sich der Philharmonie-Chef ein weltweites Netzwerk auf. Auf seine Einladung gab der Jahrhundert-Geiger Isaac Stern 1999 Meisterkurse an der Kölner Musikhochschule. Bis dahin hatte Stern als persönliche Reaktion auf den Nazi-Terror nie in Deutschland konzertiert. Die versöhnliche Geste des Geigers kam an.
Ruf zur Carnegie Hall
1999 wechselte Ohnesorg an die New Yorker Carnegie Hall. Das berühmte Haus, 1891 in einem Manhattaner Vorort namens Ziegenhügel gebaut, dürfte wohl sein persönlicher Olymp gewesen sein. Aber es gab bald Anfeindungen gegen den neuen Manager. Hakenkreuzsymbole wurden an Türen geschmiert, anonyme Briefe an US-Medien verschickt. Der Kurs des deutschen Direktors, der unbeliebte Personalentscheidungen traf und zum Konzerthaus gehörende Studios anders nutzen ließ, stieß auf Kritik. Der damalige Präsident der Carnegie Hall, Isaac Stern, stellte sich hinter ihn.
Nach zweieinhalb Jahren im Big Apple kam Franz Xaver Ohnesorg als Intendant der Berliner Philharmoniker wieder nach Europa und wirkte an der Umwandlung des Orchesters in eine Stiftung mit. Chefdirigent wurde Simon Rattle. 2003 kehrte Ohnesorg ins Rheinland zurück, setzte Zeichen beim Klavierfestival Ruhr. Ende des Jahres hört er nach 28 Jahren als Intendant dort auf. Köln ist dem Bayern ans Herz gewachsen. 2004 überließ ihm der damalige Oberbürgermeister Fritz Schramma zwar die Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas. Doch Köln verlor leider nicht nur gegen Essen, sondern auch gegen Münster.