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Partyschlager-StarIkke Hüftgold erwägt Strafanzeige gegen Sat.1

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Matthias Distel alias Ikke Hüftgold, hier auf einem Foto von 2018, brach die Dreharbeiten zu „Plötzlich arm, plötzlich reich” vorzeitig ab.

Berlin – Der Partyschlager-Star Matthias Distel, besser bekannt als Ikke Hüftgold, erhebt schwere Vorwürfe gegen Sat.1 und die Produktionsfirma Imago TV. Anlass ist seine Mitwirkung an der Doku-Soap „Plötzlich arm, plötzlich reich“, bei der er „skandalöse Zustände“ erlebt habe: „Das Kindeswohl von zwei schwer traumatisierten Kindern wurde von den verantwortlichen Medienanstalten mit Füßen getreten!“, sagt Distel in einem Statement, das er schriftlich und auch als Videobotschaft verbreitet.

Die Sat.1-Reihe „Plötzlich arm, plötzlich reich“ ist als experimentelle Milieustudie konzipiert. Von der Kamera begleitet, tauschen zwei Familien hier ihre Wohnungen, um für einige Tage im Umfeld und vom Wochenbudget der jeweils anderen zu leben. Distel war Promi-Kandidat der Sendung und hat seine Limburger Wohnung mit der einer offenbar mittellosen Familie mit vier Kindern getauscht.

Die Verhältnisse in der Tauschwohnung, sagt er, hätten ihn schon beim ersten Anblick so erschüttert, „dass wir nach zehn Minuten Aufenthalt weinend vor der laufenden Kamera standen“. Und auch die öffentliche Zuschaustellung macht Distel Sorgen; an das Team habe er sich deshalb mit der Frage gewandt: „Ertragen diese Kinder das Mobbing in der Schule, wenn ihre Lebensumstände vor einem Millionenpublikum gezeigt werden? Zwei Drehtage lang habe er sich negativ zur Situation geäußert; dann sei er aufgefordert worden, „meine Stimmung doch bitte ins Positive zu drehen, damit die Geschichte in ein „Happyend„ gedreht werden könne“. Zugleich habe man ihn glauben lassen, die Tauschfamilie würde ihre Zeit in seiner Wohnung genießen.

Imago-TV weist Vorwurf zurück

Mehr über die Geschichte der Tauschfamilie habe Distel erfahren, als der Drehplan ein Gespräch mit einer Freundin der Familie vorsah. Die habe ihm weitere schockierende Informationen über die familiären Zustände mitgeteilt, Distel habe daraufhin Dreharbeiten abgebrochen. Dieser und weitere Vorfälle seien den Verantwortlichen mitgeteilt worden. Statt eines Abbruchs, den Distel für zwingend nötig gehalten habe, sei allerdings appelliert worden, „die laufende Produktion nicht zu gefährden und den Dreh fortzuführen“.

Diesen Vorwurf weist die Imago-TV-Geschäftsführerin Andrea Schönhuber zurück. Gegenüber dem Branchendienst „dwdl.de“ sagte sie: „Herr Distel bezieht sich hier auf Aussagen unseres Aufnahmeleiters vor Ort, der diese Aussagen bestreitet.“ Schönhuber betonte auch, persönlich nicht von den Zuständen am Set gewusst zu haben. Außerdem sagte sie, der Drehabbruch sei kein Alleingang von Distel gewesen, sondern eine gemeinsam befürwortete Reaktion: „Ich kann die Empörung von Herrn Distel, ob der Zustände in der Familie und dem damit verbundenen Dreh nachvollziehen. Deshalb haben wir auch sofort den Drehabbruch mitgetragen“, lässt Schönhuber sich von „dwdl.de“ zitieren. Sie habe Distel nach Drehabbruch eine lückenlose Aufklärung schriftlich zugesichert.

Sat.1 antwortete mit einem Instagram-Statement auf Distels Bericht. „Wir bedanken uns bei Matthias Distel (…), dass er uns über die Umstände beim Dreh zu „Plötzlich arm, plötzlich reich„ informiert hat. Unmittelbar nachdem wir seine Mail erhalten haben, haben wir begonnen, mit der Produktionsfirma und der Familienhilfe zu reden, um der Familie zu helfen und um die Zusammenhänge aufzuarbeiten.“ Die Aufklärungsarbeit laufe noch; feststehe, dass das Material weder im Ganzen noch in Ausschnitten gesendet werde.

Ein Sat.1-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur zudem am Dienstagnachmittag: „Unmittelbar nachdem Matthias Distel uns via Mail seine Sicht auf den Dreh zu 'Plötzlich arm, plötzlich reich' mitgeteilt hat, haben wir begonnen, mit der Produktionsfirma und der Familienhilfe zu reden, um der Familie zu helfen und um die Zusammenhänge aufzuarbeiten. Diese Arbeit ist noch nicht abgeschlossen. Wir haben intensiven Kontakt zu der Familie, die davon geschockt ist, dass Matthias Distel höchst Privates und Vertrauliches in die Öffentlichkeit trägt.“ Sat.1 betonte, man werde „keine Sekunde dieser Folge“ zeigen. „Das haben wir Matthias Distel bereits am vergangenen Donnerstag mitgeteilt.“

Strafanzeige steht im Raum

Distel selbst sagt, er habe in der Auseinandersetzung mit den Produktionsverantwortlichen zunächst um eine interne Aufklärung gerungen. Nun sei er nicht nur bereit, sich selbst wegen des Verstoßes gegen Verschwiegenheitsklauseln zu verantworten, sagte Distel. Er erwäge auch, „Strafanzeige gegen Sat1 und die ImagoTV Gmbh zu stellen“.

Auch sich selbst klagt Distel an: „Am Ende einer für mich sehr denkwürdigen Woche“, sagt er im Schlusswort der Stellungnahme, „bleibt in mir das Gefühl mich mitschuldig gemacht zu haben! Mitschuldig, weil ich selbst Teil dieser perversen, deutschen Medien und Fernsehkultur geworden bin!“