Die Kölner Akademie spielt die Operetten "Le Violeneux" und "Le 66" von Jacques Offenbach auf CD ein.
Offenbach-CDDas Geheimnis der Zaubergeige
Auch er war ein echter „Kölsche Jung“: Jacques Offenbach, Komponist des schmissigen „Cancan“ und der Oper „Hoffmanns Erzählungen“. Im Jahr 1819 kam er in der Domstadt zur Welt. Offenbachs Vater war selbst Musiker und Vorsänger der jüdischen Gemeinde. Die Familie wohnte damals am Großen Griechenmarkt.
Umzug nach Paris
Auf einer neuen Doppel-CD der Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens kann man sich nun mit zwei unbekannten Offenbach-Werken vertraut machen. Aus dem zunächst Jacob genannten Kölner wurde übrigens erst nach dem Umzug nach Paris der weltbekannte Komponist mit dem frankophil angepassten Vornamen Jacques. In der französischen Hauptstadt avancierte er bald zum wichtigsten Protagonisten der aus der „Opéra comique“ entstandenen Operette. Sie war das unterhaltende Nebenstück zur großen Oper, viel kürzer und theaternäher.
Offenbach bereicherte das Genre mit seinen zuckersüßen Melodien, Witz und Pep. In den Handlungen hielt er der Gesellschaft oft einen Spiegel vor. Damit gab er der Gattung einen modernen Anstrich. Die beiden von der Kölner Akademie eingespielten Operetten — „Le Violoneux“ und „Le 66“ – gehörten zu Offenbachs ersten Pariser Erfolgen. 1855 hatte der Komponist eine Bühne an der Champs-Élysées eröffnet, das Théâtre des Bouffes-Parisiens. Es befand sich direkt gegenüber vom Haupteingang der in jenem Jahr stattfindenden Pariser Weltausstellung.
Das wirkte sich günstig auf die Auslastung des Hauses aus. So strömte das Publikum in Offenbachs Theater, wo damals der Dauerbrenner „Le Violoneux“ lief. Dieser schmissige Einakter hat wirklich alles, um einen Abend entspannt ausklingen zu lassen. Von der Mini-Ouvertüre an begeistert der Rheinländer Offenbach mit einer frischen Musik. Die Vokalnummern sprudeln vor prägnanten Einfällen. Aus seinem eher klein besetzten Orchester hob er gerne einzelne Instrumente hervor, so auch das von ihm selbst erlernte Violoncello.
Geheimnisvoller Violinspieler
„Le Violeneux“ handelt von einem geheimnisvollen Violinspieler und spielt in der Bretagne. Daher klingen einige Nummer ausgesprochen folkloristisch. Nur ein Jahr später ging am selben Theater Offenbachs Einakter „Le 66“ über die Bühne. Eine irre Geschichte über einen vermeintlichen Lotteriegewinn, die ein Tiroler Paar auf ihrem Weg nach Straßburg erlebt.
Diesmal baut Offenbach sogar Kuhreigen und Jodlergesang aus den österreichischen Bergen mit ein, was auf Französisch besonders lustig klingt. Nur drei Vokalpartien sind für beide Stücke nötig. Als Seele der Kölner Aufnahme entpuppt sich die Französin Sandrine Buendia, die ihre Soubretten-Partien in beiden Operetten charmant abliefert. Auch die Dialoge zwischen den Musiknummern würzt sie mit ihrem Temperament. Spielfreudig unterstützen sie dabei der französische Tenor Pierre-Antoine Chaumien und der argentinische Bariton Armando Noguera.
Offenbachs Partituren sind für die Kölner Akademie technisch keine große Herausforderung. Hier geht es eher um delikate Farbwerte und eine schwungvolle Performance. Beides wird geboten. So kann man sich nur wünschen: Bitte noch mehr Offenbach.
Gegründet wurde die Kölner Akademie 1996 vom amerikanischen Dirigenten Michael Alexander Willens. Der aus Washington D. C. stammende Musiker studierte an der berühmten Juilliard School in New York und bei Leonard Bernstein in Tanglewood. Mit seinem Kölner Orchester entdeckte er bereits viele unbekannte Werke, vor allem aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert. Dabei spielt das Orchester auf historischen oder modernen Instrumenten.
Jacques Offenbach: Le Violeneux – Le 66, Kölner Akademie, Michael Willens, CD-Bestell-Nr. CPO 555 585-2).