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Fans feiern ausgelassenNouvelle Vague feiern generationsübergreifende Geburtstagsparty in der Kölner Kantine

Lesezeit 2 Minuten
Zwei Frauen singen in Mikrofone.

Nouvelle Vague feierten in Köln.

Auf ihrer Deutschland-Tour beeindruckt die Band Nouvelle Vague mit ihren Neuinterpretationen von bekannten New Wave- und Punk-Hits, und feiert ausgelassen ihren 20. Geburtstag.

Bei Nouvelle Vague denkt man an die Filme von François Truffaut, Jean-Luc Godard oder Claude Chabrol. Oder an das aufregende Projekt, das die Musiker und Produzenten Marc Collin und Olivier Libaux 2003 ins Leben riefen. Die Grundidee: New Wave- und Punk-Hits im Bossa Nova-Stil neu aufzunehmen, vermählt mit den Elektropop-Klängen, die in den Clubs gerade schwer angesagt waren. Nicht mit fester Band, sondern als Kollektiv. Wobei die Sängerinnen möglichst jung und ahnungslos sein sollten. Sprich: sie sollten die Originale entweder gar nicht oder nur oberflächlich kennen.

2004 erschien das erste Album von Nouvelle Vague. Jetzt, 2024, feiert die Band, die eigentlich keine ist, ihren 20. Geburtstag. Mit Studioalbum Nummer fünf „Should I Stay Or Should I Go?” (2024) sind die Franzosen derzeit auf Tour durch Deutschland. Wenn sie Donnerstagabend in der Kantine Station machen, feiern ihre Fans ausgelassen mit. Dass der Laden so gut wie ausverkauft ist, ist ein Indiz dafür, dass das musikalische Hybridmodell von Collin et Libaux noch immer funktioniert. Und sogar eine neue Dimension erreicht hat.

Pains Stimme ist feenhaft-fragil

Wussten die Frontfrauen der Gründerjahre damals nicht, dass sie gerade etwas von Joy Division, The Undertones oder XTC sangen, so haben ihre jüngeren Schwestern im Publikum heute womöglich keine Ahnung davon, dass Stücke wie „People are People“, „Only You“ oder eben „Should I Stay Or Should I Go?“ ursprünglich gar nicht von Nouvelle Vague stammen. Sondern von Depeche Mode, Yazoo und The Clash.

Aber auch zahlreiche Fans, die sowohl die 1980er-Jahre miterlebt haben, als auch die Geburtsstunde der genialen Genre-Wellenreiter, sind dabei. Dass die generationsübergreifende Geburtstagsparty dann lediglich 93 Minuten dauert, die drei Zugaben inbegriffen, ist der einzige Wermutstropfen im zauberischen Mixgetränk. Im Mittelpunkt stehen die Sängerinnen Mélanie Pain und Phoebe Killdeer, die sich und Songs wie „This Charming Man“ (The Smiths), „Girls On Film“ (Duran Duran) oder „Shout“ (Tears for Fears) mit viel Sinn für Dramatik und Glamour in Szene setzen. Pains Stimme ist feenhaft-fragil, die von Killdeer kräftiger, irdischer. Gitarre, Keyboard, Kontrabass und Schlagzeug erzeugen einen atmosphärisch dichten Klangteppich. Wenn Pain und Killdeer giggelnd vorgeben, „Too Drunk to Fuck“ zu sein, der Wald von The Cure in Sambatänzelschritten seine Äste ausstreckt und James Bond sich anschickt, mit Bauhaus Party zu machen, wohnt an diesem Abend in der Kantine das Glück.