AboAbonnieren

Nick Mason in KölnZeitreise auf dem Roncalliplatz

Lesezeit 3 Minuten
Nick Mason am Schlagzeug auf dem Roncalliplatz.

Nick Mason am Schlagzeug auf dem Roncalliplatz.

Drummer Nick Mason erinnert auf dem Roncalliplatz an das Frühwerks seiner früheren Band „Pink Floyd“.

Es hätte der Gänsehaut-Moment schlechthin werden können. Ein aufgeräumter Nick Mason, früherer Drummer von Pink Floyd, kündigt als viertes Stück des verregneten Abends das unveröffentlichte, auf Bändern von 1965 entdeckte „Remember Me“ an. Gesungen hatte es der legendäre Gründer Syd Barrett, dessen Stimme nun zur Live-Begleitung von Masons aktueller Band „Saucerful of Secrets“ zu hören ist. Doch kein Haar richtet sich auf: Barretts sonst eher fragile Stimme ist kaum wiederzuerkennen, Anno 65 versuchte sich der junge Mann ernsthaft als Rhythm & Blues-Shouter.

Gnome und Weltraum-Reisen

Bekannt wurden Pink Floyd ab 1967 jedoch durch ihren psychedelischen Sound, der die turbulent-bunten Klangwelten von „Sgt. Pepper“ um wunderliche Lieder über Gnome und Weltraum-Reisen anreicherte.

Gleich die ersten drei Stücke auf dem Roncalliplatz stammen aus dieser frühen Phase. Die Versionen von „Astronomy Domine“, „Arnold Layne“ und „See Emily Play“ bleiben nah an den Originalen, Mason bezeichnet sie als „Tribut“ an Barrett, der die Band schon nach der ersten LP wegen psychischer Probleme verlassen musste und in den 80er Jahren zur Kultfigur der Punk- und Indie-Szene wurde.

Der eigenwillige Songschreiber bot sich ausgezeichnet als Gegenentwurf zu den früheren Kollegen an, die nach dem Megaerfolg von „Dark Side of the Moon“ im Jahre 1973 zur Prog-Rock-Supergruppe mutierten und danach ihre Fans mit zunehmend zähen, pseudo-gewichtigen Konzeptwerken sedierten. Es wirkt beinahe, als leiste Schlagzeuger Nick Mason nun Abbitte. Denn „Saucerful of Secrets“ widmet sich ganz dem Frühwerk bis 1972, das insgesamt ein wenig unaufgeräumt wirkt.

Wie diese Kramschublade, in der man eine Menge interessanter Dinge findet. „Obscured by Clouds“ zum Beispiel, das mit der Attacke von zwei Slide-Gitarren hinreißend kommt, aber auch die geraffte Version von „Atom Heart Mother“ oder „Childhood's End“ erinnern schmerzlich daran, welch feiner Gitarrist und Komponist Barrett-Nachfolger David Gilmour einst war.

Light-Show fehlt

Wundervoll leicht und entrückt ist „Remember a Day“ des verstorbenen Keyboarders Richard Wright, und Roger Waters' „If“ hat ebenfalls diesen sanften, bukolischen Klang. Auch wenn sich textlich schon die paranoiden Exzesse der späteren Jahre andeuten.

Allerdings fehlt auf dem Roncalliplatz die Light-Show, die seit 1967 unverzichtbarer Bestandteil von Pink Floyd-Konzerten war. Auch bei „Saucerful of Secrets“ gehört sie eigentlich dazu. Die fünfköpfige Band möchte aber keine der vielen „Floyd-Tribute-Bands“ sein. Ihre Interpretationen rekonstruieren zwar liebevoll den Original-Sound, daneben lässt man sich, bei den Soli zum Beispiel, viele Freiheiten. Dennoch zeigt das mehr als zweistündige Konzert die Rührung, wenn die ersten Töne von „Echoes“ oder der hymnische Schlussteil von „A Saucerful of Secrets“ erklingen – für die vielen Boomer im Publikum eine Zeitreise in die Vergangenheit.