Neuerscheinungen für 2021Diese Weihnachtsalben versüßen das Weihnachtsfest
Köln – Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern erscheinen auch viele Alben, auf denen sich Künstler unterschiedlichster Couleur dem Fest widmen. Axel Hill trennt wie in jedem Jahr die Spreu vom weihnachtlichen Weizen.
Das Gefecht der Schlagertitanen entscheidet Roland Kaiser ganz klar für sich: Auf „Weihnachtszeit“ (Sony) verpasst er bekannten Songs wie „Süßer die Glocken nie klingen“ oder „Leise rieselt der Schnee“ einen angenehm unaufgeregten Pop-Sound. Einzig „Mary’s boychild“ hat eine zu große Portion Wumms abbekommen und landet in der Großraumdisse statt in der Krippe.
Kollege Carpendale zieht da dennoch den Kürzeren: Seine mittlerweile dritte und diesmal eben weihnachtliche Zusammenarbeit mit dem Royal Philharmonic Orchestra, „Happy Christmas“ (Electrola), verursacht einen regelrechten Zuckerschock.
Einer deutsche Sängerin, die immer noch nicht den Erfolg hat, der jemand mit so einer tollen Stimme gebührt, ist Ella Endlich.
Wenn man so wie sie „Have yourself a merry little Christmas“ singen kann, müsste man gerechterweise ganz oben in den Charts stehen. Und von diesem Kaliber gibt es eine Reihe vor allem internationaler Nummern auf ihrem Doppel-Album „Endlich Weihnachten“ (Warner), allen voran „Have yourself a merry little Christmas. Aber die selbst verfassten deutschen Lieder hingegen leiden ein wenig unter den bisweilen ein wenig schlichten Texten.
Apropos schlicht: Auf der Bonus-CD des neuen Best-of-Albums „Lichterland“ (Vertigo/Universal) von Unheilig findet sich ein unveröffentlichtes Weihnachtsalbum – und man ahnt, warum dieses uninspirierte Machwerk bislang in der Schublade geblieben ist, und kann gleichzeitig nicht verstehen, warum es dort nicht weiter verweilen durfte.
Gepflegter Jazz – dafür steht Till Brönner auch auf seinem zweiten Weihnachtsalbum „Christmas“ (Sony).
Da ist zwar jeder Song für sich ordentlich, aber auf Dauer trompetet der Viersener die Hörerschaft gen Mittagsnickerchen. Da hätte Max Mutzke auf mehr als nur „Christmas time is here“ singen müssen, um der Sache einen Hauch mehr Pep zu verleihen.
Dass man das viel besser und spannender machen kann, zeigt Saxophonist Kirk Whalum auf „How Does Christmas Sound?“ (Mack Avenue).
Mit Schmelz, aber nicht Schmalz sowie der gesanglichen Unterstützung zahlreicher Familienmitglieder gelingt dem Grammy-Gewinner eine der durchgängig schönsten Platten der Saison, die kongenial Jazz und Soul kombiniert!
Auch Popröhre Kelly Clarkson liefert mit ihrem zweiten Weihnachtsalbum „When Christmas Comes Around“ (Warner) eine runde Sache ab. Neben gut gemachten Coverversionen („Last Christmas“, „Santa Baby“) überzeugen wie schon auf dem Vorgänger „Wrapped In Red“ die selbstgeschriebenen Lieder wie „Christmas eve“ oder „Christmas isn’t cancelled (just you). Und zusammen mit Ariane Grande schwingt sie sich auf „Santa, can’t you hear me“ in engelsgleiche Höhen empor.
Nach Robbie Williams musste nun auch sein früherer Take-That-Kollege Gary Barlow festlich nachlegen. „The Dream Of Christmas“ (Universal) ist leider eine leicht durchwachsene Angelegenheit.
Es gibt Highlights („How Christmas is supposed to be“, „Christmas sweater“), aber auch Dürftiges wie den Titelsong. Und wenn er zu swingen versucht, reicht er bei aller Sympathie nicht an Michael Bublé ran.
Norah Jones steht seit jeher für eine sanfte Mischung aus Jazz und Singer-Songwriter-Pop, und diese Linie bleibt sie auch „I Dream Of Christmas“ (Blue Note) treu.
Rockröhre und „Journey“-Frontmann Steve Perry zeigt sich auf seinen gerade mal 26 Minuten langen Album „The Season“ (Concord Records) ungewohnt sanft. Ohne viel Aufhebens kreiert er wohltuende Versionen bekannter Nummern wie „I’ll be home for Christmas“ oder „Winter wonderland“.
Auch die Kelly Family ist mit vier neuen Songs auf „One More Happy Christmas“ (Universal) recht sparsam am Start. Die werden aber die Herzen ihrer Fans erwärmen, alle anderen werden sich zumindest am hübschen „It’s Christmas day“ erfreuen.
Schon wenn Nat King Cole samtweich „Chestnuts roastin’ on an open fire“, die erste Zeile von „The Christmas Song“, anstimmt, bekommt man wohlige Gänsehaut – ein Klassiker, der kaum auf einem Sampler fehlt.
Nun wurden für „A Sentimental Christmas“ (Capitol) die Aufnahmen aus den 50er Jahren mit einer neuen Orchesterspur versehen und Gloria Estefan oder John Legend singen mit dem 1965 verstorbenen Crooner virtuelle Duette. Ein völlig überflüssiges Unterfangen.
Nur Harfe, eine gute Dreiviertelstunde lang? Die Fans von Xavier de Mestre wird „Christmas Harp“ (Sony Classical) regelrecht verzücken.
Und diese Kombination aus Bewährtem („Greensleves“, „Adeste fideles“) und weniger Bekanntem aus Neapel, der Provence oder dem Baskenland lässt immer wieder aufhorchen - und „Jingle bells“ gerät einfach nur amüsant.
Pianist Martin Stadtfeld liefert mit „Christmas Piano“ (Sony Classical“ seinen Beitrag zum Fest.
Neben einem von ihm komponierten elfteiligen Zyklus finden sich seine persönlichen Auseinandersetzungen mit deutschen Klassikern wie „Stille Nacht“ und „Es ist ein Ros’ entsprungen“. Hier wird auf Ecken, Kanten und Widerhaken gesetzt statt auf den puren Wohlklang.
Der Tenor Peter Schreier, der vor zwei Jahren am 1. Weihnachtstag im Alter von 84 Jahren verstarb, wird mit zwei Wiederveröffentlichungen geehrt: „Arien aus Kantaten von Johann Sebastian Bach“ und „Lieder zur Weihnachtszeit“ (beide bei Berlin Classics). Und hier kann man nicht nur einen großartigen Sänger, einen Meister seiner Kunst (wieder) entdecken, sondern auch Lieder aus Zyklen von Peter Cornelius (1824−1874) oder Joseph Haas (1879−1960).
Klassischen Chorgesang bietet unter anderem das Album „Hernhuter Weihnacht“ (Berlin Classics)
Hier widmet sich das Vocal Consort Dresden Liedern der gleichnamigen Glaubensbewegung. Berührend, anrührend.
Üppig fällt die „Christvesper des Dresdner Kreuzchores“ (Berlin Classics) aus: Auf zwei CDs und einer DVD werden Aufnahmen aus verschiedenen Jahren nebeneinander gestellt.
Bei entsprechenden Boxen daheim fühlt man sich, als säße man mitten in der Kirche. Und es ist immer wieder ein erhebendes Gefühl, die alten deutschen Weihnachtslieder so perfekt gesungen zu hören. Man muss nicht gläubig sein, um in diesem Moment diese besondere Stimmung zu fühlen.