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Roman vom Kölner Autor Marc Raabe„Der Morgen“ knüpft an Vorgänger an – und ist leidlich spannend

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Der Kölner Autor Marc Raabe

Der Kölner Autor Marc Raabe

In Marc Raabes neuen Buch „Der Morgen“ ermittelt BKA-Mann Artur Mayer in einem Mordfall in höchsten Politikerkreisen.

Kaum hat der Kölner Autor Marc Raabe seine Serie um LKA-Ermittler Tom Babylon beendet, startet er die nächste. Die ähnelt der alten sehr. Im Mittelpunkt von „Der Morgen“ steht BKA-Mann Artur „Art“ Mayer. Wie Babylon ein gebrochener Held. „Mal brachte er kleine Kinder zu Bett und war vom Tod angefasst, und mal tat er, als wäre er nichts als ein harter Klotz“, lässt der Autor Mayers Kollegin, die junge Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski, über ihn sagen.

Leiche im Kleinlaster

Babylon war tablettensüchtig und halluzinierte, Mayer hat Diabetes. Wieder ist der Schauplatz Berlin, wieder verschwindet eine junge Frau, wieder führt die Spur zurück in die Jugend des Helden, ins Jahr 1998. Es geht, wie gehabt, um Verbrechen, Schuld und Liebe, Politik, Macht und Medien. Neu ist allerdings: Einer von Mayers Ex-Kumpels hat es bis zum Bundeskanzler gebracht. Die aktuelle Geschichte setzt ein vor dem G20-Gipfel im November 2022, den Raabe von Bali nach Berlin verlegt.

An der Siegessäule wird in einem Kleinlaster die nackte Leiche einer Frau gefunden. Auf ihrem Körper, mit Blut geschrieben, steht die Privat-Adresse des Bundeskanzlers Henrik Westphal. Was die Brisanz noch erhöht: die Tote ist Marietta Althauser, die Ehefrau von Gesundheitsminister Theodor Althauser.

Leidlich spannend

Auch der Kanzler ist verheiratet, mit Art Mayers erster großer Liebe. Das sorgt für zusätzlichen Zündstoff. Ganz so schaurig wie in „Schlüssel 17“ (2018) oder in „Die Hornisse“ (2020) wird in „Der Morgen“ nicht gemordet, aber schaurig genug, um das Prädikat Thriller zu verdienen. Wer sich an den vielen Ähnlichkeiten mit der Vorgänger-Serie nicht stört, kann das Buch leidlich spannend finden.

Es wird stellenweise zu viel erklärt, der Schluss ist gut gemacht. Grausam: die Idee, den Buchblock schwarz einzufärben. Zusammen mit dem Einband in Magenta sieht das nicht nur schrecklich schrill aus, sondern hat zur Folge, dass die Seiten an den Rändern aneinanderkleben. Sie vorm Weiterlesen erst einzeln voneinander lösen zu müssen, macht keine Freude.

Marc Raabe: Der Morgen. Ullstein, 588 S., 17, 99 Euro