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Lesung auf lit.CologneTakis Würger schreibt in Polina über die Kraft der Musik

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Der Autor Takis Würger.

Der Autor Takis Würger.

In „Für Polina“ schreibt Takis Würger über eine Liebe, die Musik und einen wundersamen Pianisten und Klavierträger.

Ein besonderes, so gar nicht handelsübliches Klaviertalent zeichnet Takis Würger in seinem neuen Roman „Für Polina“. Die Karriereschmiede scheint dem verschlossenen Hannes Prager ein Graus. Lieber geht er in sich und tüftelt ohne Publikum. Hören soll seine Musik vor allem Polina, mit der er von der ersten Begegnung auf der Säuglingsstation an verbunden ist. Als 14-Jähriger verliebt er sich in seine Wegbegleiterin.

Authentische Typen

Sie kriegen sich aber nicht richtig, und irgendwann verlieren sie sich sogar aus den Augen. Wäre da nicht das Klavierstück, das Hannes einmal für Polina schrieb. Sie ist mit keinem Profil in den sozialen Netzwerken präsent, keine Adresse, keine Rufnummer ist hinterlegt. Allenfalls durch die musikalische Botschaft könnte sie auf Hannes aufmerksam werden. Seine Komposition in die Welt hinauszuspielen, ist seine einzige Chance, wieder mit ihr in Verbindung zu treten.

Würger hat eine Geschichte über eine zerbrechliche Liebe geschrieben, zeichnet authentische Typen, die überzeugend in ihrer Schrulligkeit sind und vom erwartbaren Muster abweichen. Schön ist die Idee von einem begnadeten Musiker zu erzählen, der über Umwege immer wieder zu seinem Instrument findet und andere Erfahrungen einfließen lässt als das fleißige Notenstudium. Aber irgendwann geraten Würger seine Erzählstränge ins Trudeln, die Grundmelodie verkommt zum Klimpern.

Märchenhaftes Ende

„Für Polina“ erhält auf der letzten Strecke etwas Aufgekratztes. Die Story vom Pianisten, der sich gegen das Podium und für den anstrengenden Job als Transporteur von Konzertflügeln entscheidet, fiebert geradezu auf den Moment hin, dass sich das ganze Klavierwunder seine Bahn bricht. Zuletzt wirkt der Plot aber, als habe der Autor sich plötzlich für die Märchenform entschieden, um alles zu Ende zu erzählen.

Ein Wunderpianist, der auch ohne tausende Trainingsstunden und dazu noch mit verletzter Hand so makellos spielt – das wirkt dann doch an den Haaren herbeigezogen. Schade.

Takis Würger: Für Polina, Diogenes, 291 S., 22,99 Euro. Im Rahmen der lit.Cologne liest Takis Würger am 26. März, 20.30 Uhr, in der Volksbühne am Rudolfplatz. Karten- Tel 0221 / 25  17  47.