Neuer Roman „Tête-à-Tête“Was der neue Krimi von Martin Walker bietet
Köln – „Warum muss alles auf einmal kommen?“ Keine Frage, in seinem 14. Buch mutet Martin Walker seinem Bruno, dem „chef de police“ im beschaulichen Périgord-Dörfchen Saint-Denis, reichlich zu. Und neben allem Ermittlungs-Überfluss muss der unverheiratete Held am Herd auch noch für eine Veganerin kochen. Putain!
Ausgangspunkt von „Tête-à-Tête“ ist eine Ausstellung mit lebensechten Rekonstruktionen von Steinzeitmenschen. Hier ereilt Bruno die Idee, ob man mit dieser Technik nicht auch die Identität eines Mannes klären könnte, der vor 30 Jahren das Opfer eines Mörders wurde.
Diesen kriminellen Handlungsstrang verknüpft Martin Walker einmal mehr mit einem Kapitel der jüngeren französischen Geschichte, dem Skandal um die sogenannte Rosenholz-Akte: Diese enthält Namen von Stasi-Spionen in ganz Europa und wurde einst von den USA erworben. Während Washington die Inhalte mit anderen Ländern teilte, blieb Paris außen vor. Walker führt die Frage nach heute noch existierenden „Schläfern“ zurück in die DDR, wo einst ein französisches Ehepaar Waisenkinder für einen Einsatz in der Grande Nation trainierten.
Ein weiteres Plotelement ist dem Klimawandel geschuldet: Waldbrände bedrohen die malerischen Gegend nicht nur – in einer actionreichen Sequenz bekämpfen die Bewohner der gesamten Region gemeinsam Feuersbrünste. Und einmal mehr singt Walker hier ein Loblied auf Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt, die er als „Wahl-Périgorder“ aus eigner Erfahrung kennt.Klar, man kann bekritteln, dass das Ganze wie immer mit reichlich Kochbuch- und Baedeker-ähnlichen Passagen aufgefüllt ist. Aber man hat keinen Moment lang das Gefühl, dass der Autor damit sein Buch künstlich in die Länge zu ziehen versucht. Im Gegenteil: Diesen Wohlfühl-Aspekt erwartet man praktisch, und kaum jemand versteht es wie Marin Walker à la Mary Poppins mit einem „Teelöffel Zucker“ bittere Wahrheiten zu verabreichen.
Martin Walker: Tête-à-Tête. Der vierzehnte Fall für Bruno, Chef de police. Deutsch von Michael Windgassen. Diogenes, 400 S., 25 Euro.