Neue Netflix-SerieWarum die Immobilienmakler von „Owning Manhattan“ süchtig machen

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Owning Manhattan. (L to R) Ryan Serhant and Jonathan Frank Normolle from episode 102 of Owning Manhattan. Credit: Courtesy of Netflix/© 2024 Netflix, Inc.

Ryan Serhant und sein Mitarbeiter Jonathan Frank Normolle.

Suchtpotenzial bei Netflix: Die Realityshow „Owning Manhattan“ erzählt vom New Yorker Immobilienmarkt.

Eine Realityshow über Luxus-Immobilien in New York? Ein Blick in Wohnungen und Stadthäuser – das verspricht Schlüsselloch-Vergnügen. Doch nach gefühlten fünf Minuten möchte man den Stream von „Owning Manhattan“ (neu bei Netflix) wieder abstellen.

Diesen selbstherrlichen, selbstverliebten Typen möchte man keine acht Folgen lang erleben. Eigentlich.

Die Rede ist von Ryan Serhant, Boss der nach ihm benannten Immobilienfirma, seiner Aussage nach die Nummer sechs auf dem New Yorker Markt. „Ich will die Nummer eins werden.“

Nicht gerade überraschend, wenn man sich diesen Typen anschaut: Die Haare graut gefärbt, die teuren Anzüge lässig elegant. Ein ehemaliger Schauspieler, der es bis auf eine Rolle mit 19 Folgen einer Daily Soap nicht weit gebracht hat. 

Erfolgreicher Realitystar

Umso erfolgreicher ist er nun als Makler – und Reality-Star. Ab 2010 agierte er in „Million Dollar Listings New York“, vermarktete die Renovierung seines eigenen Hauses und seine Hochzeit in Spin-offs des Formats. 2020 gründete er mit Serhant eine eigene Firma, nun kam zu seinem 40. Geburtstag Anfang Juli seine eigene Realityshow heraus.

Und die ist richtig gut gemacht. So gut, dass man auf Strecke vergisst, dass es sich hierbei nicht um Fiktion handelt, sondern um von Drehbuch-Autoren gestaltete Realität.

Wunderbares Seifenoperndrama

So trifft nun Seifenopern-Drama auf knallhartes Business. Auf der einen Seite wird getratscht, geknatscht, sich verkracht und wieder versöhnt. Auf der anderen Seite mit schwindelerregenden Summen jongliert.

Das alles passiert in Kulissen, die die Augen übergehen lassen. Etwa die 250 Millionen Dollar teure Wohnung im Central Park Tower (sieben Schlafzimmer, elf Badezimmer, eigener, Versailles-großer Ballsaal), die Serhant sechs Monate exklusiv anbieten kann.

Aber es gibt auch Günstigeres im Angebot: Zwanzig, zwölf oder auch mal nur zwei Millionen – irgendwann ertappt man sich dabei, dass man denkt: Och, das ist doch jetzt gar nicht mal so teuer.

Tolle Bilder aus New York

Dazu eilt die Kamera mit den verschiedenen Protagonisten der Serie durch die Straßenschluchten von New York oder auf die andere Seite der Brücke, nach Brooklyn.

Die Truppe der Maklerinnen und Makler ist eine Schau für sich: Die Frauen laufen tagsüber zum Termin, wie man es hierzulande vielleicht von einer exklusiven Gala, Film– oder Opernpremiere kennt. Die Männer pflegen einen Look zwischen schnieker Autoverkäufer und lässiger Rockstar.

Die Rollen sind gewohnt verteilt: das Lämmchen, das gemobbt wird. Die vom Schicksal (also ihrem Ehemann) Gebeutelte. Die böse Zicke (davon gibt es gleich zwei) und die Bodenständige.

Allesamt Social-Media-Experten

Dabei spielen alle schon in der Realität gekonnt mit ihrer öffentlichen Selbstdarstellung, der Auftritt in den sozialen Medien verknüpft Werbung für die eigene Person und für die Immobilien im persönlichen Portfolio.

Doch am spannendsten sind die Momente, in denen im sekündlichen Wechsel mit verschiedenen Telefonpartnern verhandelt wird und Preise mal in die Höhe geschraubt, mal tiefer und tiefer gedrückt werden.

Penthouse für 150 000 Dollar im Monat

Ist das Realität oder Reality-TV? Egal, es ist spannend gemacht, man fiebert mit, was der Mann, der eigentlich sein Penthouse verkaufen lassen will, zum Vorschlag sagt, es für 150 000 Dollar im Monat zu vermieten.

Mittendrin die charmante Spinne im Netz: Ryan Serhant, dessen Monologe aus Selbstfindungsseminaren stammen könnten. Aber er verkauft sich und seine Sache so überzeugend, dass er fast schon wieder seriös erscheint. Verblüffend.

Harter Alltag im Big Apple

Man erlebt aber auch, wie hart der Alltag in New York ist, nach und nach erfährt man, dass bei Serhant niemand fest angestellt ist, von sozialer Absicherung ist keinen Moment lang die Rede. „If you make it there, you make it anywhere“ – wenn du es dort schaffst, schaffst du es überall, sangen schon Liza Minnelli und Frank Sinatra über die Stadt, in der der Druck so hoch ist, das wir Normalsterblichen es uns kaum vorstellen mögen. Aber Zuschauen macht unheimlichen Spaß.