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Experiment von NDR, WDR und SZInstagram soll Essstörung bei jungen Mädchen fördern

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Die Plattform Instagram soll laut des Reporterteams Essstörung bei jungen Mädchen fördern.

Mehrere Experimente von NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung zeigen auf, wie die Social-Media-Plattform Instagram Essstörungen bei jungen Menschen fördern könnte. Dabei spiele vor allem der Algorithmus der Sozialen Medien eine bedeutende Rolle. Zudem sollen sogenannte „Mager-Coaches“ sehr einfach mit den minderjährigen Nutzern und Nutzerinnen in Kontakt treten können.

Für das Experiment kreierte das Recherche-Team rund um Svea Eckert, Journalistin beim NDR, mehrere Instagram-Accounts. Diese sollten vor allem den Profilen ähneln, die junge Mädchen erstellen, die zu einer Essstörung neigen. In die Beschreibung schrieben die Journalistinnen und Journalisten jeweils „Thinspo“, eine Kombination aus „thin“ für dünn und „inspo“ für Inspiration.

Instagram-Algorithmus schlägt ähnliche Profile vor

Schon nach kurzer Zeit schlug der Instagram-Algorithmus diesen Accounts weitere Profile mit ähnlichen Inhalten vor. Und das obwohl die Accounts nach dem Hochladen einiger Fotos mit dünnen Mädchen als Motiv weitestgehend inaktiv blieben.

„Wir haben die Profile weder mit Fotos geflutet, noch jeden Tag etwas gepostet oder alles geliked“, sagt Eckert im Interview mit der Tagesschau. Zu ihrer Überraschung hatte ein Account innerhalb von fünf Tagen schon mehr als 100 Abos.

Kontakt mit gefährlichen „Mager-Coaches“

Viele der für das Experiment erstellten Accounts kamen in Kontakt mit selbsternannten „Mager-Coaches“, Männer, die vorgeben, den Mädchen beim Abnehmen zu helfen. Dabei fordern sie Nacktfotos von den Minderjährigen ein und drohen mit Konsequenzen.

Eine betroffene Jugendliche spricht im Interview mit dem Reportageformat STRG_F (NDR/funk) über ihre Erfahrungen. Ein „Coach“ habe von der 16-Jährigen gefordert, sich selbst zu bestrafen, wenn sie ihre Ziele nicht erreicht.

Bestrafung und Erpressung auf Instagram

„Ich sollte mir eine Kerze anzünden und mir das Wachs auf den Bauch kippen“, sagt die 16-Jährige. Dann sollte sie ich selbst befriedigen und das Video dem Coach schicken. Als sie sich weigerte erpresste er sie damit, die Nacktfotos ihren Freundinnen und Freunden auf Instagram zu schicken.

Die Männer würden es mögen, Macht über andere zu haben, sagt Birgit Kimmel, Leiterin der EU-Initiative klicksafe im Gespräch mit dem Reporterteam. „Hier stehen aber auch Männer mit sexuellem Interesse dahinter. Das bewerte ich als sehr problematisch.“

Instagram hat wenig Kontrolle

Es ist keine neue Entdeckung, dass Medien negativ auf junge Menschen wirken können. Besonders in der Corona-Zeit, in der viele Menschen nur noch wenige echte soziale Kontakte haben, verbringen sie mehr Zeit in den Sozialen Medien.

95 Prozent der Jugendlichen seien auf Instagram unterwegs, sagt Svea Eckert. Soziale Medien wie Instagram kontrollieren gleichzeitig wenig, wie bestimmte Accounts die Nutzerinnen und Nutzer beeinflussen.

Die Technik sei nicht perfekt

Nachdem das Reporterteam die Profile der „Mager-Coaches“ gemeldet hatte, passierte erst einmal nichts. Zwar sind besonders gefährliche Hashtags und Suchworte blockiert, doch eben nicht alle. „Instagram sagt, dass sie versuchen, daran zu arbeiten. Aber die Technik sei nicht perfekt“, sagt Svea Eckert im Gespräch mit dem Reporterteam.

Für die Plattform sei es schwierig herauszufiltern, ob die Beiträge positive Berichte über den Sieg über die Essstörung sind oder eine Verherrlichung der Krankheit. Dies sei für den Algorithmus schwer zu differenzieren. Interne Dokumente von Instagram bestätigten die Ergebnisse des Experiments.

Die von den Reportern gemeldeten „Coach“-Profile wurden erst nach dem Kontakt mit der Pressestelle von Instagram gelöscht.