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Nachruf auf Volker LechtenbrinkDer Hauch von Fernweh in der Stimme

Lesezeit 3 Minuten
Lechtenbrink

Der Schauspieler Volker Lechtenbrink 

„Ich mag Sonne, die mich wärmt – Wohnen, wo's nicht lärmt – Hunde, die noch bellen – Schöne, hohe Wellen“ tönte es 1981 aus den bundesdeutschen Radios. Eine Stimme, von Stürmen umtost, vom Wetter gegerbt listete sprechsingend Faible auf, um dann am Ende jeder Strophe zum Schluss zu kommen „all das mag ich – und ganz doll dich“. Und man konnte sich gut vorstellen, wie dieser Mann seine bessere Hälfte in dem Arm nahm und einfach nur Zuversicht verbreitete. Diese Stimme gehörte Volker Lechtenbrink, der jetzt nach langer schwerer Krankheit in seiner Wahlheimat Hamburg gestorben ist.

Beginn der Karriere: Als 15-Jähriger in „Die Brücke“

Und mit dem 77-Jährigen stirbt auch wieder ein Stückchen Populärkultur des Nachkriegsdeutschlands, zu der er als Schauspieler, Regisseur Sänger und Sprecher beigetragen hat.

Lechtenbrink in die Brücke

Volker Lechtenbrink (l) als Klaus Hager und Karl-Michael Balzer als Karl Horber 1959 in einer Szene des Films "Die Brücke".

Alles begann mit Bernhard Wickis Klassiker „Die Brücke“, die Geschichte über eine Gruppe von Jungen, die in den letzten Kriegstagen verheizt werden. Der damals 15-jährige Lechtenbrink übernahm neben Fritz Wepper, Folker Bohnet oder Cordula Trantow seine erste Filmrolle und blieb dem Metier treu. Es folgte vieles im Kino, noch mehr im Fernsehen – von „Alle meine Tiere“ mit Gustav Knuth (1962) bis zu einem Auftritt an der Seite von Christian Ullmen und Fahri Yardim in deren Anarcho-Serie „Jerks“ (2019). Ein Schauspieler, der sich einfach lange im Geschäft gehalten hat. Und das erfolgreich.

Viele klassische Rollen auf der  Theaterbühne gespielt

Parallel dazu hat er aber auch die Theaterbühne nicht vernachlässigt, spielte in Hannover, München oder auch Köln, immer auch in den Klassikern von Shakespeare, Hauptmann, Kleist. In den 90ern leitete er ein paar Spielzeiten lang die Bad Hersfelder Festspiele, von 2004 bis 2006 war er Intendant des Hamburger Ernst-Deutsch-Theaters. In Hamburg wurde ihm im August der Gustav-Gründgens-Preis verliehen – sein letzter großer öffentlicher Auftritt.

Lechtenbrink auf der Bühne

Der Schauspieler Volker Lechtenbrink als Narr im Stück „Was ihr wollt“

„Ich hatte Glück mit meiner Karriere. Irgendwie hat sich stets etwas Neues ergeben“, sagte Lechtenbrink in einem dpa-Interview zu seinem 70. Geburtstag. Wie zum Beispiel 1976, als er mit deutschen Versionen von Songs aus der Feder von Kris Kristofferson den Grundstein für eine langjährige Musikkarriere legte. „Der Macher“ war die erste Single und ein Hit, es folgten unter anderem jenes „Ich mag“ oder auch „Leben so wie ich es mag“. Poppige Schlager mit Country-Einschlag und Texten, die auch Rührseliges in kluge Worte packten – und von Volker Lechtenbrink selbst verfasst wurden. Dieses Talent nutzten auch Kollegen wie Nana Mouskouri, Howard Carpendale oder Hoffmann und Hoffmann (mit „Rücksicht“ landeten sie beim ESC 1983 in München auf Platz 5). Aber vor allem Peter Maffay ließ sich von Lechtenbrink erfolgreich betexten („Du hattest keine Tränen mehr“, „Weil es dich gibt“), revanchierte sich im Gegenzug mit Melodien für Lieder des Kollegen.

Apropos Kris Kristofferson: Ihm lieh Lechtenbrink als Synchronsprecher seine Stimme genauso wie etwa auch Dennis Quaid. Und in vielen Dokumentationen und Fernsehbeiträgen erklingt seine Stimme aus dem Off – rau, warm, wohltuend und von einem Hauch von Fernweh umweht.