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Museum LudwigWolfgang-Hahn-Preis geht an Anna Boghiguian

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Künstlerin Anna Boghiguian erhielt den Wolfgang-Hahn-Preis

Künstlerin Anna Boghiguian erhielt den Wolfgang-Hahn-Preis

Die ägyptisch-armenische Künstlerin Anna Boghiguian erhält den mit 100 000 Euro dotierten Wolfgang-Hahn-Preis im Museum Ludwig für ihre ambitionierte figurative Wandarbeit.

Zwischen Niederlage und Feierlaune pendelt die Stimmung in Konstantinos Kavafis’ Gedicht „Die Schlacht von Magnesia“. 190 bis 189 vor Christus war diese das entscheidende Gefecht des Krieges und endete mit einem klaren Sieg der Römer, die den Griechen in ihrer Kampfweise klar überlegen waren. Doch für Kavafis ist das kein Grund, ein Fest zu verschieben.

Schwieriger Grat

Auf schwierigem Grat bewegt man sich, wenn der Pessimismus droht, die Perspektiven zu verwischen. Zumal dann, wenn wie im Gedicht jemand seine alte Kraft und den Mut verloren hat. Für die Künstlerin Anna Boghiguian, die gestern mit dem Wolfgang-Hahn-Preis im Museum Ludwig ausgezeichnet wurde, ergibt es ein Bild, in dem beides zusammenspielt. Glücklich und traurig zugleich machen ihre grafisch-knorrigen Zeichnungen in Schwarz-Weiß oder farbenfrohe Szenen von Gemetzel und Gelage.

Nichts ist einfach erzählt. Die Schwierigkeit der Weltlage, die von der Zeit vor Christus bis heute immer wieder durch die Lust am Krieg krisenlastig wird, beschönigt Boghiguian in ihren Bildern und Installationen nicht. Im Ludwig entstand in den vergangenen zehn Tagen eine figurative Wandarbeit, für die die 1946 in Kairo geborene Künstlerin mit armenischen Wurzeln berühmt ist. Elefanten und Pferde, in der Schlacht Verwundete und immer wieder das Konterfei von Kavafi, der, ähnlich wie die Künstlerin, überwiegend in der Diaspora lebte, sind zu sehen. Es könnten auch Panzer sein, die da rollen. „Archetypisch“ nennt Museumsdirektor Yilmaz Dziewior die kriegerische Situation. „Sie wird uns immer wieder beschäftigen.“

Einzigartigkeit und Poesie

„Die Poesie und Einzigartigkeit ihres Werkes sowie ihre Direktheit und Expressivität passen ideal zur Sammlung des Museum Ludwig mit ihren starken expressionistischen Positionen“, erklärte Gastjurorin Carolyn Christov-Bakargiev. „Anna Boghiguian ist erst in den letzten zehn Jahren international bekannt geworden, so dass dieser Preis nicht für ein Lebenswerk, sondern für eine hochaktuelle Künstlerin vergeben wird.“ 2015 gewann Boghiguian den Goldenen Löwen für den besten Pavillon (Armenien) auf der 56. Biennale von Venedig.

Den mit 100 000 Euro dotierten Wolfgang-Hahn-Preis richtet die Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig aus. Dessen Vorstandsvorsitzende Mayen Beckmann erklärte, dass es ein gewisses Wagnis gewesen sei, sich auf eine Arbeit einzulassen, die erst noch entsteht. Es sei eine Überraschung, was Anna Boghiguian in den zehn Tagen da quasi aus dem Handgelenk geschaffen habe, sagte Beckmann. Und: „Wir haben dem Museum Ludwig damit eine weitere Türe geöffnet.“

Bis 30. März, Di bis So 10 – 18 Uhr, Bischofsgartenstr. 1.