Gavin Turnbull ist britischer Musicaldarsteller und steht momentan als Harold Zidler in Moulin Rouge auf der Bühne. Mit uns spricht er über seine Zeit in Köln.
InterviewMoulin Rouge Darsteller Gavin Turnbull über seine Erfahrung in Köln
Der britische Musicaldarsteller Gavin Turnbull spielt in Moulin Rouge Harold Zidler, den Besitzer des Nachtclubs in Paris. Kaja Hempel sprach mit dem Schauspieler über seine Zeit in Köln.
Was ist das Besondere an der Rolle des Harold Zidler?
Gavin Turnbull: Manchmal bekommt man eine Rolle, die nur eine Seite hat, aber Zidler hat viele verschiedene Facetten. Er eröffnet das Stück und ist als Showman unterwegs, was sehr viel Spaß macht zu spielen.
Er ist lustig, er ist groß und man denkt, das ist diese Figur. Aber man merkt schnell, dass er auch anders sein kann: scharf und hart und er würde alles tun, um das Moulin Rouge zu retten.
Er fragt andere Figuren Dinge zu tun, um die einen kein Freund bitten würde. Aber am Ende sieht man dann, dass er doch ein Herz hat – hoffentlich, wenn ich das gut spiele. Diesen Bogen, den er hat, zu spielen, ist sehr interessant.
Wie viel Showman steckt in Gavin Turnbull?
Eigentlich gar kein Showman. Ich präsentiere mich selbst sehr ungern. Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit einem Glas Wein und Netflix. Ich weiß, das klingt langweilig (lacht). Aber es macht sehr viel Spaß als Schauspieler so eine Rolle zu spielen.
Was ist das Besondere an Moulin Rouge?
Es gibt – zumindest in Deutschland – kein anderes Stück wie Moulin Rouge. Das hört sich übertrieben an, aber wenn man reinkommt und dieses 360-Grad Erlebnis hat, bekomme auch ich Gänsehaut.
Schon bevor das Stück anfängt, ist man in dieser Welt. Und dann kommt das Stück obendrauf. Die Liebesgeschichte kennen die meisten vom Film. Der ist sehr schnell zusammengeschnitten, das kann man nicht so gut auf der Bühne machen, deswegen haben wir die Musik.
Es sind 75 Songs im Stück, die ständig wechseln. Dadurch hat man diese Dynamik, und es ist alles so bunt und schön, dass man für drei Stunden in Paris ist und das echte Leben vergisst.
Sie sind schon lange im Musicalbusiness. Welcher Bühnenmoment ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Wir haben eine Szene, in der Satine erklärt, dass sie krank ist – und das ist ziemlich ernst. Das Publikum ist da, man nimmt das wahr, aber in diesem Moment verschwindet es. Wir stehen auf der Bühne, und es kommen Emotionen hoch.
Das kommt von alleine und man kann es nicht stoppen. Ich sehe das bei Sophie, dann kommen die Tränen bei mir, und dann höre ich die anderen schniefen. Das ist ein schöner Moment, weil wir fünf auf der Bühne alle dasselbe fühlen. So etwas passiert nicht überall.
Was ist Ihr Lieblingsdetail bei Moulin Rouge?
Während Satine „Diamonds“ singt, guckt sie ins Dunkle hoch und sagt: „Na Harold, wo sind meine Klunker?“ In der Mühle geht ein Fenster auf und ich komme dadurch. Ich bin voll im Licht und habe Diamanten in der Hand und obwohl knapp 1000 Leute da sitzen, merken das die wenigsten.
Vorher bin ich für sechs Minuten in der Mühle und kann durch den Vorhang das Publikum beobachten und sehen, wie die Leute mitgehen. Das ist sehr schön.
Sie waren schon bei den großen Musicals mit dabei. Gibt es noch eine Traumrolle?
Mit Zidler ist ziemlich viel erfüllt. Als ich jünger war, wollte ich das Phantom der Oper spielen. Wird nie passieren, jetzt bin ich sowieso viel zu alt dafür und eher der „Charakter-Schauspieler“.
Aber das war mein erstes Musical, damals war ich zwölf Jahre alt und habe das in London gesehen. Ich mochte immer gerne Theater, aber ab da wusste ich: Das ist das Einzige, was ich tun will.
Da Moulin Rouge dauerhaft in Köln bleiben wird, verbringen Sie viel Zeit hier. Kannten Sie die Stadt schon?
Ich kannte Köln überhaupt nicht. Ich bin einmal hier gewesen, um Bodyguard zu sehen, aber ich habe nur hier übernachtet und bin am nächsten Tag zurück nach Hamburg, aber nur weil ich spielen musste.
Jetzt kenne ich Köln nur ein bisschen besser. An einem freien Tag bin ich mal durch die Altstadt gegangen. Da habe ich ein bisschen mehr gesehen. Ich wohne im Belgischen Viertel, das finde ich sehr schön. Aber ich brauche noch ein bisschen Zeit, um die Stadt zu entdecken. Das habe ich noch vor, vor allem wenn das Wetter etwas schöner wird.
Wie empfinden Sie das Publikum hier in Köln?
Ich finde es unglaublich schön. Wie gesagt, ich habe diesen Moment in der Mühle und ein bisschen Zeit zu gucken, wie es den Besuchern gefällt. Die Gesichter sind so offen und alle haben leuchtende Augen.
Der Schluss ist ein Höhepunkt und ein Tiefpunkt zugleich. Das Publikum ist sehr nah dran, man hört die Leute weinen und dann weiß man: Es hat geklappt.
Ganz am Ende, wenn das Licht angeht, brauchen die Leute einen Moment um zu realisieren: Es ist vorbei und man war das geil. (lacht) Und bis jetzt gab es immer, bei jeder Vorstellung, Standing Ovations – das ist auch nicht normal.