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Max Ernst-MuseumSchau zeigt die Lust des Künstlers an der Selbstinszenierung

Lesezeit 3 Minuten
Max Ernst im Jahr 1959. Fotografiert von Alexander Liberman.

Max Ernst im Jahr 1959. Fotografiert von Alexander Liberman.

Die aktuelle Brühler Ausstellung „Image. Max Ernst im Foto“ offenbart das Charisma des Surrealisten Max Ernst.

Fast wie ein Schamane wirkt Max Ernst, wie er da mit entblößtem Oberkörper und einem Umhang über der linken Schulter einsam auf einem Stein inmitten der archaischen Landschaft von Arizona sitzt. Die Fotografin Lee Miller hat ihn 1946 dort in seinem Atelier besucht und dabei eine Reihe von Aufnahmen gemacht, in denen sich das Charisma des Surrealisten eindrucksvoll vermittelt.

Beliebtes Modell

Auch für eine Vielzahl weiterer namhafter Fotografinnen und Fotografen seiner Zeit war der fotogene, gekonnt posierende Künstler mit den markanten Zügen, den tiefblauen Augen und der gebogenen Nase ein beliebtes Modell.

Rund 900 Aufnahmen umfasst die fotografische Sammlung des Max Ernst-Museums, aus denen Kuratorin Friederike Voßkamp für die aktuelle Ausstellung „Image. Max Ernst im Foto“ etwa 150 Bilder ausgewählt hat. Sie zeigen den Künstler in verschiedensten Situationen und eröffnen anhand von privaten Schnappschüssen, klassischen Porträtaufnahmen und inszenierten Arrangements einen Blick auf sein bewegtes Leben, sein Schaffen und seine vielfältigen Freundschaften.

Historischen Umbrüchen, Ortswechseln vom heimatlichen Brühl nach Frankreich, in die USA und wieder zurück nach Europa kann man ebenso nachspüren wie den persönlichen Beziehungen, die sich ebenfalls in der konzentrierten Auswahl widerspiegeln. Bereits der junge Max strahlt Selbstbewusstsein vor der Kamera aus. Als 18-Jähriger präsentiert er sich 1909 mit Anzug und Hut vor der Staffelei im Brühler Schlosspark. Schon hier deutet sich die Lust an der Selbststilisierung an, die prominente Lichtbildner Jahrzehnte später durch ihren virtuosen Umgang mit den Möglichkeiten des Mediums verstärken.

Theatralische Lichtregie

Die theatralische Lichtregie, die etwa Yousuf Karsh auf einem Porträt des Künstlers mit einer seiner Bronzeskulpturen oder Berenice Abbot einsetzen, verleiht ihm eine ganz eigene Aura. Dies gilt auch für ein Foto von Arnold Newman, der Max Ernst, den Kopf von dichtem Zigarettenrauch umweht, auf einem thronartigen Sessel im New Yorker Appartement von Peggy Guggenheim abgelichtet hat.

Neben diesen sorgfältig inszenierten Fotografien stehen steife Familienfotos wie das von Luise Straus und dem gemeinsamen Sohn Jimmy, das den typischen Stil von August Sander aufweist, oder das Doppelporträt mit der zweiten Ehefrau, der Französin Marie-Berthe Aurenche. Der Gegensatz zu den glamourösen, effektvoll arrangierten Aufnahmen des Modefotografen Irving Penn, die fast 20 Jahre später kurz nach der Hochzeit mit Dorothea Tanning entstanden sind, könnte größer nicht sein.

Die heitere Seite kommt in Schnappschüssen zum Tragen, die Max Ernst etwa in spaßiger Verkleidung im Kreis gut aufgelegter Freunde und bei gemeinsamen Urlauben während der Dada-Zeit zeigt. Bereitwillig ließ sich der Künstler auch in seinen Ateliers über die Schulter blicken. Helmut Hahn, selbst Künstler, besuchte ihn 1957 im französischen Huimes, Robert Lebeck im Pariser Wohnatelier, Edward Quinn 1974 in Seillans, wo man ihn bei konzentrierter Arbeit erlebt.

Vor der Bergkulisse

Aussagekräftige Bildsequenzen sind Peter Schamonis Bruder Victor bei der Vorbereitung zu dem Film „Entdeckungsfahrten ins Ungewisse“ gelungen. Lord Snowdons Aufnahme, die Max Ernst bei der Arbeit am Gipsmodell von Capricone zeigt, hat ebenso ikonischen Status erlangt wie das Doppelporträt mit der elegisch auf die Zementplastik hingegossenen Dorothea Tanning vor der Bergkulisse von Sedona.

Eine gute Figur machte Max Ernst auch bei öffentlichen Anlässen wie Ausstellungseröffnungen, Empfängen und Ehrungen oder Präsentationen seiner Werke im Außenraum. Bei der Aufstellung seiner Habakuk-Figur in Düsseldorf kam ihm die blutjunge Fotografin Anita Kloten ganz nah, die Aufstellung des Brunnens in seiner Heimatstadt dokumentierte neben anderen Helmut Weingarten, langjähriger Fotoreporter des Kölner Stadt-Anzeigers.

Bis 23. April, Di bis So, 11 –18 Uhr. Der Bestandskatalog zur fotografischen Sammlung des Museums kostet 39 Euro, als gebundene Ausgabe 49,90 Euro, Max- Ernst-Allee 1.