Die britische Ska-Band Madness sorgt im Palladium für jede Menge gute Laune und Bewegung.
MadnessPalladium wird zur gigantischen Hüpfburg
Um 22.28 Uhr legt das Nachtboot nach Kairo ab. Mit sonorem Dampfertuten, schaukelndem Rhythmus und vorangetrieben von mächtigen Saxofonklängen bahnt es sich den Weg in die Ohren von 3000 seligen Menschen. Von denen ein Teil zu diesem Zeitpunkt auch ein Stück weit traurig ist. Nicht etwa, weil ein Boot im Ohr – ein Bild, das zugegebenermaßen ziemlich daneben ist – die Gehörgänge zu sprengen droht, sondern, weil sie wissen, dass Madness ihre Konzerte gern mit „Night boat to Cairo“ beenden.
Agile Musik
Und genauso kommt es dann leider im Palladium. Auch fast 50 Jahre nach Gründung begeistert der mitreißende „Nutty Sound“ der Briten, die sich 1978 ein Stück des jamaikanischen Ska-Heroen Price Buster als Taufnamen erkoren. Es ist eine ungemein agile, schnelle Musik, mit dominanten Bläsern, die nicht nur die karibischen Offbeats prägten, sondern auch den Punk, der sich Mitte der 1970er anschickte, das Reich von Elisabeth II zu erobern. Und die sofort in die Beine geht.
Für knapp 90 Minuten wird das Palladium zu einer gigantischen Hüpfburg. Frontmann und Zeremonienmeister Graham „Suggs“ McPherson führt souverän, blendend gelaunt und stimmgewaltig durch den Abend. Vier Bläser und sechs (der ursprünglich sieben) Bandmitglieder sorgen dafür, dass die alten Hits so frisch klingen, als seien sie just erschaffen worden. Aber auch ein neues Stück wie „C’est la vie“ vom zwölften, 2023 erschienen Album hat den Nerv und den Flow, der Madness so elektrisierend und unverwechselbar macht.
22 Stücke
Für 22 Stücke (inklusive Zugaben) reicht es. „NW5“, „The sun and the rain“ und „Lovestruck“, „Mr. Apples“, „Our house“ und „It must be love“ mit tollem Tenorsax-Solo schenken viele schöne Momente, die viel, viel zu schnell vorbei sind. Bis um 22.28 Uhr das Nachtboot nach Kairo ablegt. Bei der nächsten Fahrt sind wir wieder an Bord.