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MachtbarkeitsstudieDebatte um die Zukunft der Bühnen in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Carlsgarten Depot

Der Carlsgarten vor dem Depot soll erhalten bleiben. 

Köln – Wenn alles gut geht, könnten ja die Intendanten von Oper und Schauspiel 2024 die Schlüssel zum sanierten Bühnenkomplex am Offenbachplatz entgegennehmen können. Und dann soll nicht nur eine glanzvolle Eröffnung gefeiert werden, sondern auch das Angebot in den vier Spielstätten – neben Oper und Schauspiel sind das das kleine Haus und die Kinderoper – in der Folgezeit nicht auf Sparflamme präsentiert werden.

Dies schlug die Unternehmensberatung „actori“ in ihren Gutachten von 2014 und 2021 vor – inklusive einer Weiternutzung des Depots in Mülheim, mal als reine Außenstelle des Schauspiels, mal als einem Zuhause für ein Tanzensemble und für die freie Szene nutzbarer Ort.

Auftrag für Machtbarkeitsstudie

Im Bühnenausschuss am Dienstag soll die Politik nun darüber entscheiden, dass von der Verwaltung eine Machtbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wird, „die „Ergebnisse der Untersuchung in die ,Sprache’ und die gewohnten Darstellungen des Wirtschaftsplanes der Bühnen und dessen Mittelfristplanung sowie in die gesamtstädtische Haushaltsplanung zu übersetzen“. Je nach Szenario hat „acotri“ für die Stadt eine Mehrbelastung von bis zu rund zehn Millionen Euro prognostiziert.

Außerdem soll der Bühnenausschuss beschließen, dass über eine langfristige Anmietung des Depots verhandelt werden soll. Schon jetzt hat der Vermieter angedeutet, in diesem Fall die Miete um zwei Drittel zu reduzieren. Allerdings müsste auch untersucht werden, welche Umbaumaßnahmen je nach Szenario im Depot vorgenommen werden müssen – und welche Kosten dann auf die Stadt zukommen. Schließlich soll ein „Arbeitskreis actori“ eingerichtet werden, in dem Vertreter der Bühnen, der Politik sowie verschiedener Bereiche der Verwaltung die Entwicklung begleiten werden.

Das sagt Intendant Stefan Bachmann

„Nach Ablauf des Interims wird das Schauspiel Köln wieder zu seinem angestammten Platz in der Stadtmitte zurückkehren. Das neu sanierte Haus am Offenbachplatz wird würdig wiedereröffnet werden, und gleichzeitig gilt es, ein kreatives Konzept für die Nachnutzung des Depots und des Carlsgarten zu entwickeln. Das Schauspiel soll dort über eine dritte Spielstätte verfügen. Des Weiteren wäre eine Implementierung der Tanzsparte unter Einbeziehung der freien Szene wünschenswert. Es gilt die Kultur weiterhin in Mülheim zu verankern.“

„Wir stimmen der Vorlage zu, denn es ist gut, um welche Kosten es sich wirklich handelt“, macht Brigitte von Bülow, die kulturpolitische Sprecherin der Grünen klar. Auch für den Arbeitskreis spricht sie sich aus: „Es kostet zwar mehr Zeit, aber es wird sich lohnen“, so ihre Einschätzung in Hinblick auf die positiven Erfahrungen bei der Kulturentwicklungsplanung.

Ihr CDU-Kollege Ralph Elster ist „sehr dafür, das Depot als eine Art Tanzhaus zu führen, um mit den Einnahmen zum Teil den Betrieb zu finanzieren.“ Doch er geht auch noch weiter. „Wir beantragen einen fünften Punkt, in dem der Tanz explizit genannt werden soll. Und dass das Haus sich mittelfristig als klares Dreispartenhaus etabliert – unter Beibehaltung der Tanzgastspiele.“ Welches Ensemble dann am Haus sein wird, ist für Elster offen: „Richard Siegal ist bis 2023 an uns gebunden, und dann muss man schauen, ob es weiterzuführen ist – auch im Hinblick auf Landesmittel.“

Auch für Maria Helmis von SPD sollte Mülheim „als Standort für die darstellenden Künste erhalten bleiben. Es wird eine wegweisende Kulturentscheidung für die Stadt sein. Der heutige Beschluss über die Machbarkeitsstudie kann erst der Beginn einer offenen, intensiven Diskussion sein, wie letztlich das Depot genutzt werden soll. Insbesondere die freie Szene, sowohl im Schauspiel als auch im Tanz, muss dabei unbedingt mitgedacht werden. Über den finanziellen Rahmen wird man sich dann letztlich im Kulturausschuss fraktionsübergreifend verständigen müssen.“

Lob für die Verwaltung

Normalerweise wird die Verwaltung von der Politik häufig getadelt. Aber Lorenz Deutsch, Kultursprecher der FDP, macht klar, dass er voll des Lobes ist, für das gründliche Vorgehen der Verwaltung „zur möglichen Erhaltung des Depots als Kulturstätte Insbesondere die Einrichtung eines Arbeitskreises begrüßen wir sehr.“

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Dabei sei aber die Position seiner Partei eindeutig: „Wir haben rund 130 Millionen Euro für die verschiedenen Interimsstätten in den vergangenen Jahren ausgegeben, da sollte wenigstens dieser beim Publikum sehr gut angenommene Standort nachhaltig genutzt werden. Darüber hinaus sind aber noch viele, viele Fragen offen, die geklärt werden müssen – beispielsweise ob eine solche Stätte eine Intendanz braucht oder ob das Kulturamt über die Nutzungen entscheidet.“

Im Gutachten von „actori“ wird für diese Position eine Betreibergesellschaft ins Spiel gebracht, allerdings nicht ihre Organisationsform.