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Måneskin-Konzert in KölnErregend, eruptiv und extrem laut

Lesezeit 2 Minuten
Die italienische Rockband Måneskin gastierte auf ihrer „Louds Kids Tour Gets Louder“-Tour in der Lanxess-Aena Köln.

Wildes Duett: Bassistin Victoria im provokanten Lackleder-Outfit mit Gitarrist Thomas Raggi von Måneskin. Foto: Thomas Brill

Den Auftritt der italienischen Rockband Måneskin verfolgten 16.000 Fans in der Lanxess-Arena in Köln. Neben Lackleder-Kostümen und wilder Bühnen-Action fürs Auge gab es auch gute Musik für die Ohren.

Wären sie ohne all das genau so? So erregend? So eruptiv? So extrem gut? Ohne die nackten Oberkörper von Schlagzeuger Ethan Torchio und Sänger Damiano David (am Anfang noch mit T-Shirt), die der Schweiß im Scheinwerferlicht so glänzen lässt wie mit Öl übergossener Marmor? Ohne das Lackleder-Outfit von Bassistin Victoria De Angelis, das wesentlich mehr zeigt, als es verbirgt (und da, wo es nötig ist, mit blauen Glitzersternen für eine jugendfreie Büste sorgt)? Und ohne die riesige, dreieckige Licht-Armierung, die gedoppelt über der Bühne schwebt, in ihrer rostfarbenen, futuristischen Schartigkeit wie ein Screenshot von einem Schiff des kybernetischen Borg-Kollektivs wirkend?

Freitag gastierten Måneskin in der ausverkauften Lanxess-Arena. Der Name der Band – Moh-Ne-Sgen ausgesprochen – stammt aus dem Dänischen, bedeutet Mondschein. Eine Referenz an De Angelis, deren Vorfahren aus Skandinavien stammen. Zurück in die Arena, zu 16 000 tobenden Fans, Von 20.10 Uhr an, wenn der blutrote Vorhang die Silhouetten der italienischen Rocker zeigte, bis um 22.07 Uhr, wenn sich der Frontmann auch noch aus der Sternenjeans pellte, brannte die Luft. „Gasoline“ (Benzin) heißt eins von 23 Stücken (inklusive der Zugaben), die die römische Band auf der Setliste hatte. Die sieben meterhohen Fackelsäulen, die dabei aufflammten, bräuchte es eigentlich gar nicht, um zu illustrieren, wie heiß dieses Quartett ist.

Måneskin: Gewinner beim Eurovision Song Contest 2021

Måneskin, die 2021 erst den Siegeslorbeer beim Sanremo-Festival einheimsten, um dann den Eurovision Song Contest zu gewinnen, variieren Genres, bei denen Schubladen klemmen: Liebesballaden wie „Coraline“, auf italienisch gesungen, die auch einem Adriano Celentano, einem Eros Ramazzotti oder einem Tiziano Ferri gut ständen, und harter englischsprachiger Rock („Own My Mind“). Aber auch poppige, punkige und rappende Ausdrucksformen gibt die wandlungsfähige Stimme von Damiano David her.

Ein Blick (und zwei Ohren) auf Gitarrist Thomas Raggi beim Intro zur ersten Zugabe „The Lonliest“ beweisen: Auch ohne all das wären Måneskin genau so gut. Virtuos beherrscht der 22-Jährige sein Instrument. Ohne das Lichterschiff der Borgs dafür extra in Gang zu setzen. Ausziehen muss er sich auch nicht. Wobei sich die Frage stellt: Dürfte er? So er denn wollte? Anders als seine Bandkollegen und seine Bandkollegin hält sich Raggi bedeckt. Aber überm obersten Knopf seines Hemds lugen ein paar Brusthaare hervor. Neuzeitlichen Körper-Knigge-Vorschriften folgend, ist Pelzigkeit ein No-Go. Vor diesem Hintergrund wirkt bereits der nackte Oberkörper von Drummer Torchio unangepasst. Nirgendwo ein Tattoo zu entdecken. Das grenzt an Provokation!