In seinen Liedern bediente er typische Italien-Klischees – und war stolz darauf. Der „echte Italiener“ sang sich in die Herzen seiner Fans.
„L'Italiano“Italienischer Sänger Toto Cutugno gestorben
Der italienische Sänger Toto Cutugno („L'Italiano“) ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 80 Jahren in Mailand, wie sein Management der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage bestätigte. Demnach verstarb der Sänger am Nachmittag nach langer Krankheit in der Mailänder Klinik San Raffaele. Erst im Juli feierte Cutugno seinen 80 Geburtstag. Er gehörte lange Zeit zu den Superstars in Italien. Mit seinen seichten Popnummern begeisterte er ein Millionenpublikum.
„L'Italiano“: Italienischer Sänger Toto Cutugno ist tot
In Deutschland verbindet man mit Cutugno vor allem den Italo-Klassiker „L'Italiano“, der dort eher unter dem Refrain „Lasciatemi cantare“ (Lasst mich singen) bekannt ist. Zu seinen größten Erfolgen gehört sein Sieg beim Eurovision Song Contest (ESC) von 1990 in Zagreb mit „Insieme 1992“.
Mit 100 Millionen verkauften Alben gehört Cutugno zu den erfolgreichsten Sängern Italiens. Insgesamt 15 Mal nahm er an dem legendären Sanremo-Festival als Interpret teil - einmal gewann er den Wettbewerb: 1980 mit dem Lied „Solo noi“ (Nur wir). Weitere 15 Mal komponierte er für Teilnehmer die Lieder.
1943 kam er als Salvatore Cutugno im toskanischen Fosdinovo als Sohn von Sizilianern zur Welt. Seine Familie und ihn verschlug es früh in die ligurische Stadt La Spezia. Früh interessierte sich Cutugno für die Musik. Anfang der 1950er Jahre nahm ihn sein Vater zu einer Probe der Musikkapelle von La Spezia mit. Sofort war es um den damals Neunjährigen geschehen. Er lernte Schlagzeug und Akkordeon. Später erinnerte er sich, wie sein Vater ihn auf seiner Vespa zum Musikunterricht brachte - Cutugno senior am Steuer und Cutugno junior hinten mit dem Akkordeon auf dem Rücken.
Songs für Mireille Mathieu und Adriano Celentano
Der Italiener hatte sich schon in den 1970er Jahren als erfolgreicher Songschreiber und Komponist etabliert: Lieder für Stars wie Mireille Mathieu („Ciao bambino, sorry“), Dalida („Laissez moi danser“), Gérard Lenorman („Voici les clés“) und Adriano Celentano („Il tempo se ne va“) kamen von ihm. Er schrieb auch für den US-amerikanischen Sänger Ray Charles ein Lied - das von dem „Hohepriester des Soul“ gesungene „Good love gone bad“ stammt aus Cutugnos Feder. Er gilt wegen der Songs, die er für Künstler schrieb, als Hit-Maschine.
1983 gelang ihm dann auch als Sänger international der Durchbruch: In Sanremo trat er mit „L'Italiano“ auf einer passend mit der italienischen Flagge geschmückten Bühne auf. Er belegte den vierten Platz, das Lied wurde jedoch weltweit ein Riesenerfolg. Auch nach Jahrzehnten war Cutugno seinen mit liebevollen Italien-Klischees gespickten Hit nicht leid. Im Gegenteil: In einem Interview erzählte er, er habe bei dem Song bis zuletzt „große Momente der Freude und Rührung“ verspürt.
Sein Sieg beim Eurovision Song Contest 1990 in Zagreb mit der Europa-Hymne „Insieme 1992“ („Zusammen“) zählt danach zu seinen größten Erfolgen. Aus Italien gelang der Sieg vor Cutugno nur Gigliola Cinquetti 1964 und nach ihm 2021 der Rockgruppe Måneskin. „Insieme 1992“ war seine Liebeserklärung an das sich nach dem Mauerfall vereinigende Europa. Er sang davon, die Nationen Europas zusammenzubringen, und traf genau die richtige Stimmung für die Show. „Unite, unite, Europe“ hieß es auf Englisch im Refrain. 1998 brachte Roland Kaiser davon die deutsche Cover-Version „Extreme“ heraus.
Toto Cutugno erkrankte 2007 an Krebs
Insbesondere sein Song „L'Italiano“ wird bis heute mit Italien verbunden. Kein typisches Italien-Klischee bleibt unberührt - vom Fiat 600 über die Mentholrasiercreme bis zum blauen Nadelstreifenanzug - doch gerade deswegen brachte er seinen vielen Fans Italien näher. Auch mit seiner Europa-Hymne „Insieme 1992“ beim ESC 1990 traf er den richtigen Ton.
Nach dem großen Erfolg seiner beiden Top-Nummern wurde es jedoch immer ruhiger um Cutugno. Im Alter plagten ihn zudem gesundheitliche Probleme. 2007 erkrankte er an Prostatakrebs, konnte sich jedoch wieder erholen. In den letzten Jahren seines Lebens zog sich Cutugno fast vollständig aus der Öffentlichkeit zurück. (dpa)