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KURIOS – Kabinett der KuriositätenDas bietet die neue Show des Cirque du Soleil in Düsseldorf

Lesezeit 4 Minuten
Szene aus der neuen Show des Cirque du Soleil: Artistin Anne Weissbecker hängt mit einem Fahrrad von der Decke.

Der Cirque du Soleil gastiert bald im Rheinland

Ab dem 8. März gastiert der Cirque du Soleil in Düsseldorf. Die neue Show der Weltklasse-Artisten spielt in einer steampunkigen, alternativen Zukunft.

Tief am Grunde der See, im azurblauen Halbdunkel, ruht eine gigantische Hand aus Metall. Auch das Wesen, das sich darauf niedergelassen hat, ist regungslos. Aber ist es nur eins? Oder sind es viele? Das schimmernde Knäuel aus Leibern erwacht zum Leben, entwirrt sich mit langsamen, fließenden Bewegungen und offenbart seine wahre Gestalt.

Trotz des Wissens, dass es vier Artistinnen sind, die sich da scheinbar knochenlos umwinden und umschlängeln, in schnellem Wechsel immer neue Formationen bildend, ist die Illusion, dass es sich hier um farbenprächtige Flossenträger handelt, perfekt. Die Tür in die Tiefsee ist eine von vielen Türen, die sich in der Wunderkammer auftun, die der Cirque du Soleil vom 8. März bis zum 14. April auch in Düsseldorf präsentiert.

Schreibmaschinen und Grammophone

Die Show „KURIOS – Kabinett der Kuriositäten“ nimmt das mit dem Kabinett wörtlich. So bald man das große, blaugelb gestreifte Zelt auf der Münchner Theresienwiese betritt, ist man in der Werkstatt eines Wissenschaftlers (David Garcia), der Zeit seines Lebens geforscht, Dinge gesammelt und sie für seine skurrilen Erfindungen verwendet hat. Wie die aus Schrott gebastelten Roboter mit den kindlichen Strichmännchengesichtern, die gerade die Manege fegen.

Da gibt es Kessel, Kolben und Zylinder, Ventile, Rohre und Schläuche, Leitern, Handräder und Glasstürze, in denen Glühlampen auf Kerzenleuchtern das milde gelb-goldene Licht von Gaslaternen verströmen. Zwei hohe Türme wirken wie aus Strandgut gefertigt, offenbaren auf den zweiten Blick aber Bestandteile wie Schreibmaschinen, Zahnräder, Grammophone und Turbinen. Im Hintergrund wölbt sich ein Bogen, der aussieht wie ein Eisenbahntunnel.

Vision von einer besseren Zukunft

Requisiten, Maschinen und Apparaturen sind von einer Patina überzogen, die dem Sepiabraun alter Fotografien ähnelt. Diese nostalgische Anmutung hat System. „KURIOS spielt in einer futuristischen Vergangenheit“, sagt Olivier Fillion, der beim Cirque du Soleil in der Öffentlichkeitsabteilung arbeitet, „es ist inspiriert von der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert und versetzt uns zurück in die Viktorianische Ära.“

Für das Futuristische, im Sinn einer Zukunft, die hätte anders und besser verlaufen können, steht der Forscher. Der Mann im weißen Kittel mit der Spitztolle von Comic-Held Tim ist einer, der sich eine kindliche Neugier (im Englischen heißt neugierig „curious“) bewahrt hat und sich in das imaginäre Land Kuriosistan hinein träumt.

Hommage an Jules Verne

An dieser Stelle öffnet sich die zweite Ebene des Kuriositätenkabinetts. Für eine Show, die eine Hommage an Jules Vernes Klassiker „20 000 Meilen unter dem Meer“ sein könnte, deren Steampunk-Ausstattung an Jean-Pierre Jeunets und Marc Caros Film „Die Stadt der verlorenen Kinder“ erinnert (ohne so düster zu sein) und musikalisch eine Verzauberung auslöst, wie man sie bisher nur aus der fabelhaften Welt der Amélie kannte.

Die Bewohner des Landes Kuriosistan sind fürwahr ungewöhnlich. Angeführt vom taucherglockenbauchigen Mr. Microcosmos (Mathieu Hubener), dem faltbaren Akkordeonmann Nico (Nicolas Baixas) und Telegrafin Klara (Kazuha Ikeda), deren Antennenrock elektromagnetische Wellen empfangen kann, verfügen sie über eine Vielzahl besonderer Fähigkeiten.

Dazu gehört, kopfüber mit dem Fahrrad durch die Lüfte zu fahren wie Anne Weissbecker. Mit Hilfe von Taschenuhren die Zeit anzuhalten wie Chih-Min Tuan. Oder dafür zu sorgen, dass dem Publikum ein Licht aufgeht, indem sie wie Facundo Giminez eine Glühlampe auf der Stirn zum Leuchten bringen. 135 Minuten (mit Pause) dauert die poetische und atemberaubende Retro-Reise, die Erfindern wie Thomas Alva Edison und James Watt und Luftfahrtpionier Otto Lilienthal Reverenz erweist.

Wobei man am Ende glaubt, dass Kuriosistan mitsamt seiner Bevölkerung tatsächlich existiert. Dafür, dass das auch demnächst in Düsseldorf der Fall sein wird, sorgen 130 Zirkusleute aus 27 Nationen, darunter 50 Artistinnen und Artisten, 150 örtliche Hilfskräfte, 85 Lastwagen, die beinahe 2000 Tonnen Ausrüstung transportieren, über 450 Requisiten und 800 Kostüme.


Zeiten und Tickets

Die Show „Cirque du Soleil: KURIOS – Kabinett der Kuriositäten“ ist vom 8. März bis 14. April in Düsseldorf-Gerresheim, Gelände Glasmacherviertel, zu sehen.Die Vorstellungen: Fr., 8.3: 19.30 Uhr, ab dem 15.3 immer Fr. und Sa. jeweils 16 und 19.30 Uhr, (23.3. und 6.4, auch 12.30 Uhr ), So. (13.30 und 17 Uhr), Mi. und Do. (19.30 Uhr, 28.3. und 11.4. auch 16 Uhr). Mo. und Di. ist spielfrei (außer: 19.3., 19.30 Uhr und 1.4, 13.30 und 17 Uhr). Auch Fr., 29.3. ist spielfrei. Tickets gibt es ab 55 Euro.