KunstMax-Ernst-Museum in Brühl zeigt „Miró - Welt der Monster“

Die weniger bekannten Skulpturen und der Wandteppich Mirós sind im Max-Ernst-Museum im Wechsel mit einigen seiner Bilder zu sehen.
Copyright: Oliver Tripp
Hannah Styrie – "Ich beginne nie Plastiken nach Skizzen. Ich füge einfach nur Gegenstände zusammen". So schlicht umreißt Joan Miró (1893 bis 1983) sein künstlerisches Konzept.
Die Bestandteile für die skurrilen Assemblagen fand er am Strand von Mallorca, wenn er nach dem morgendlichen Schwimmen einen Spaziergang unternahm, oder bei Streifzügen durch die katalanische Landschaft. In den Ateliers hortete er Kalebassen, Knochen, Blechbüchsen, Maschinenteile und vieles mehr, das er irgendwann hervorholte und mit unerschöpflichem spielerischem Erfindungsgeist zu freien Kompositionen mit figürlicher Anmutung zusammenfügte.
Unter dem Titel "Miró - Welt der Monster" wird das weniger bekannte plastische Schaffen des Künstlers im Max-Ernst-Museum des LVR vorgestellt. 40 Bronzen aus den 1960er und 70er Jahren bilden das Herzstück der Schau, die durch Gemälde, Papierarbeiten und eine monumentale Tapisserie ergänzt wird, die alle aus der Sammlung der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence stammen.
Schon lange auf der Wunschliste
Miró stand als Dialogpartner der „Top-Kategorie“, so Direktor Achim Sommer, schon lange auf der Wunschliste des Max-Ernst-Museums, das die Werke des prominenten Gastes höchst wirkungsvoll inszeniert. Kleine Plastiken werden auf Podesten präsentiert, die die hauptsächlichen Formen des populären Malers, Grafikers und Bildhauers - Mond, Dreieck, Kreis und Schlange - aufnehmen; die in leuchtendem Rot, Gelb, Grün und Blau gestrichenen Wände orientieren sich an den meist verwendeten Farben des Spaniers. So wird auf den ersten Blick erkennbar, dass sich das Formenvokabular durch alle Medien zieht. Motive aus den Gemälden scheinen insbesondere in den farbig gefassten Plastiken in die Dreidimensionalität überführt zu sein, immer wieder werden Korrespondenzen zwischen Malerei und Skulptur anschaulich gemacht.
Die Arbeit mit Fundstücken, die er zu Objektcollagen zusammenfügte, begann Miró in den 1930er und 40er Jahren. Der Ausstellungstitel greift ein Zitat aus seinen Arbeitsnotizen von 1941/42 auf: "In der Plastik erschaffe ich eine wahrhaft traumhafte Welt lebender Monster".
Poetisch bis verstörend und respektlos
Die wirken manchmal verstörend, meist aber poetisch-grotesk, humorvoll und respektlos, wenn etwa der Sitz eines Plumpsklos als Körper fungiert, ein umgekehrter Schildkrötenpanzer als weibliches Geschlechtsmerkmal und ein Strohhut als Gesicht dienen. "Liebkosung eines Vogels" ist diese mit über drei Metern Höhe größte Skulptur der Schau betitelt, die mit ihrer frechen Kombinatorik, ihrer Vieldeutigkeit und ihrem provokativen Potenzial die Skulpturen Max Ernsts womöglich noch übertrifft.
Kleine Details, die der Künstler während der Produktion in die Wachsformen einarbeitete, verstärkten die Wesenhaftigkeit der Skulpturen. Einem Vorschlag des Künstlerkollegen Giacometti folgend, bemalte Miró seine Bronzen zwischen 1967 und 1969 in intensiven, deckenden Farben, was die disparate Kombinatorik noch stärker zum Ausdruck brachte.
Max Ernst und Joan Miró begegneten sich 1925 bei einer Ausstellung surrealistischer Malerei in Paris; ein Jahr später entwarfen sie gemeinsam die Ausstattung für das Ballett "Romeo und Julia".
Die künstlerische Wesensverwandtschaft lässt sich zwei Treppen höher in der Dauerausstellung der plastischen Werke des Hausherrn erkennen. Zumal bei den grün patinierten Bronzen offenbaren sich verblüffende Ähnlichkeiten im Werk der Jahrhundertkünstler, die sich auf Augenhöhe begegnen.
Der Ausstellungskatalog erscheint mit einer 360 Grad-App, die die räumliche Betrachtung ausgewählter Plastiken mittels Tablet oder Smartphone ermöglicht.
Bis 28. Januar, Di-So 11-18 Uhr geöffnet, Katalog 39,90 Euro.Max-Ernst-Allee 1.