Bühne frei für künstlerischen Nachwuchs: Kölner Förderstipendien belohnen junge Talente, deren Leistungen die Kulturlandschaft Kölns bereichern werden.
KulturförderungStadt Köln verleiht fünf Kulturstipendien an junge Künstler
Hätte es noch weiterer Argumente bedurft, um die drohenden Kürzungen in der freien Kulturszene zu stoppen, wäre man am Freitagabend in der Piazzetta des Historischen Rathauses fündig geworden. Bereits seit 1971 verleiht die Stadt Köln Förderpreise in den Sparten Literatur, Medienkunst, Bildende Kunst und zeitgenössische Musik an junge Kunstschaffende. Seit 1996 kommt das von der Horst und Gretel Will-Stiftung geförderte Stipendium für Jazz und improvisierte Musik hinzu.
Die jeweils 12 000 Euro sind für die Preisträger eine unverzichtbare Hilfe, die es ihnen erst ermöglicht, ihre Arbeit zumindest eine Weile „frei von profanen Zwängen“ fortzusetzen. So drückte es Bürgermeister Ralph Elster aus, der als Gastgeber durch den Abend führte. So groß einerseits die Freude bei den glücklichen Gewinnern auch war, schwang in den Laudationes auch immer wieder mit, wie schwierig die vielen hochwertigen Bewerbungen das Auswahlverfahren für die Jurys gemacht hätten. In Köln und NRW, so das Fazit, gibt es noch viel Potenzial zu entdecken – und zu fördern.
Stipendium hilft jungen Künstlern
An diesem Abend aber konnte es in jeder Sparte nur eine Gewinnerin oder einen Gewinner geben. So ging das Horst und Gretel Will-Stipendium für improvisierte Musik an den 1995 in Münster geborenen Leif Berger, der schon als Zweijähriger auf einem Kinderschlagzeug trommelte und heute nach eigener Aussage „auch auf einem Tisch ein Konzert spielen könnte“. Das Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium für zeitgenössische Musik nahm der 1989 geborene Nicolas Kuhn entgegen, der es schafft, Instrumente künstlich und Elektronik natürlich klingen zu lassen. Ebenfalls Jahrgang 1989 – und damit gerade noch jung genug, um sich für die Förderstipendien zu bewerben – ist der Gewinner des Chargesheimer-Stipendiums für Medienkunst, Danila Lipatov. Der gebürtige Moskauer verarbeitet in seinen Werken immer auch die eigene Biografie.
Die 31-jährige Mirjam Kay Mashkour, die mit dem Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium für Literatur geehrt wurde, arbeitet an einem Roman mit dem Arbeitstitel „Arrivist“, in dem sie Themen wie Aktivismus, bürgerliche Zwänge und das Recht auf bezahlbaren Wohnraum verarbeitet. Das Friedrich Vordemberge-Stipendium für Bildende Kunst ging an die 1991 in Bukarest geborene Cristiana Cott Negoescu. In ihren multimedialen und performativen Installationen verarbeitet sie das Thema Arbeitsmigration.
Werke werden öffentlich zu sehen sein
In den kommenden Wochen und Monaten werden sich alle Preisträgerinnen und Preisträger mit ihren Werken in Köln präsentieren. Den Anfang macht Leif Berger am 3. September im Stadtgarten. Am 13. folgt ein Konzert von Nicolas Kuhn in der Kunststation St. Peter. Cristiana Cott Negoescu eröffnet am 30. Oktober eine Ausstellung ihrer Werke in der artothek. Am 7. November liest Mirjam Kay Mashkour im Literaturhaus. Ab dem 4. Dezember zeigt Danila Lipatov seine Werke in der Kunsthochschule für Medien.