Lanxess-Arena in KölnJames Blunt unterhält mit platten Witzen und vielen Hits
Köln – „Wir sind hierhin geschickt worden – und dann: ,Goodbye“, „Auf Wiedersehn“ – eine neue Problem.“ Angesichts seiner ursprünglich für Frühjahr 2020 geplanten „Once Upon A Mind Tour“ durch Deutschland muss er sich vorgekommen sein wie der Wetteransager Phil im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Immer wieder zurück auf Anfang. Auf den fünften Rutsch, nach vier Verschiebungen, ist die Konzertreise dann doch noch in die Gänge gekommen.
Mit einem „Oh, Cologne!“ macht James Blunt (48) seiner Erleichterung auf der Bühne der Lanxess-Arena Luft. Dazu passend: das Eröffnungsstück „Breathe“. Jetzt ist erstmal Atem schöpfen angesagt. Bei einigen der 7.000 Fans mag das Erinnerungen an die Zeiten wecken, als man am gleichen Ort dazu aufgefordert wurde nur zu summen, aber nicht zu singen. Wegen der Aerolsole. Montag ist das Gegenteil der Fall. Die Aufforderung „Sing along“ (Singt mit) braucht es da gar nicht. Von Anfang an, bei „Wisemen“ ebenso wie bei „Carry you home“, herrscht im Publikum absolute Textsicherheit. In die hinein sich Freude mischt. Jetzt. Endlich. Endlich. Sind wir hier.
James Blunt in Köln: Hits und Witze in 100 Minuten
In 100 Minuten, dem für den Briten üblichen Konzertformat, wird dieses Gefühl ungetrübt bleiben. Daran ändern auch die platten Witze nicht, die Blunt macht. Etwa: „Madonna hat gesagt, wir sitzen (in der Pandemie) alle im gleichen Boot. Meinen Lockdown hatte ich zusammen mit meiner Schwiegermutter.“ Oder: „Meine Frau denkt, diese Tour dauert drei Wochen.“ Ganz sicher, wie ernst das gemeint ist, also ob er das wirklich witzig findet oder nur so tut, als ob, kann man überdies nicht sein.
Nicht bei einem, der aus einer Familie mit Militärtradition stammt und den ihm vorgezeichneten Weg einschlug, bis hin zum Dienst im Kosovo. Wo er das Antikriegslied „No bravery“ schrieb, um 2002 die Armee zu verlassen und fortan als Sänger und Songschreiber Karriere zu machen. „You’re beautiful“ brachte ihm den Durchbruch. Auch in Köln darf diese kopfstimmig gejodelte Liebeserklärung natürlich nicht fehlen. Um 22 Uhr, kurz vor Schluss der Setliste mit 18 Stücken und zwei Zugaben an vorhersehbarer Stelle platziert.
Der Mix aus Kuschelpop Marke „I really want you“ und Abfeierkrachern – allen voran das glamrockige Slade-Cover „Coz I love you“, bei dem er mit Gasmaske eine Runde durch den bestuhlten Innenraum dreht – löst beim bunt gemischten Publikum pure Verzückung aus.
Menschen jeden Alters und jeden Geschlechts sind kein bisschen böse, dass Blunt so viele alte Hits spielt und es bei zwei Stücken vom Tourtitel-Album „Once Upon A Mind“ belässt. Wobei „Monsters“, in dem er seinem kranken Vater versichert, dass es nun an ihm sei, die Schreckgespenster zu verjagen, nun wirklich zu Tränen rührend schön ist.