AboAbonnieren

Konzert in Köln„Feine Sahne Fischfilet“ heben das Palladium aus den Angeln

Lesezeit 2 Minuten
Monchi, Frontmann der Band Feine Sahne Fischfilet.

Monchi, Frontmann der Band Feine Sahne Fischfilet.

Das Fazit des Konzerts: Wer später in ohne Blessuren zu Hause ins Bett fällt, hatte zu wenig Sahne auf dem Fischfilet. Definitiv.

Liest man über die Hauptprotagonisten des Abends, die Punkband Feine Sahne Fischfilet, Sätze wie „linksextremistische Band, von der Bestrebungen ausgehen, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtet sind“ oder „ein Konzert der Band musste unterbrochen werden, nachdem zuvor eine telefonische Bombendrohung bei der Polizei eingegangen war“, könnte einem angst und bange werden.

In der Tat findet man viele T-Shirts unter den rund 4000 Zuschauern im Palladium, die ein gewisses Geschmäckle mit sich tragen. Da steht zum Beispiel „Niemand muss Bulle sein“ oder „Zu dumm für Hamburg, zu hässlich für Berlin“. Dennoch ist die Stimmung freundlich.

Wie von der Tarantel gestochen

Und die meisten der vielen Mittdreißiger sind heute Abend sowieso nur aus einem Grund gekommen: um zu pogen. Fangen sie damit doch schon bei dem Song „Halbstark“ von den Roten Rosen an, der aus den Lautsprechern dröhnt. Party, ohne dass der Haupt-Act überhaupt schon auf der Bühne steht. Das hat Seltenheitswert. Das Gedränge und Gequetsche im Innenraum ist enorm und sieht nicht unbedingt gesund aus. Die Menschenmasse bewegt sich wie eine Koralle, die sich von der Meeres-Strömung langsam und unkontrolliert hin- und herschaukeln lässt.

Schließlich fällt der Vorhang, Sänger Jan „Monchi“ Gorkow schreit „Es geht los, es geht los heute Nacht“, angetrieben von Schrammel-Gitarre, knöchernem Bass und einem Schlagzeug, das wie von der Tarantel gestochen spielt.

Monchi in kurzer Glanzsporthose

Apropos: Monchi, der in seiner kurzen Glanzsporthose aussieht, als käme er geradewegs vom Sportunterricht, peitscht seine Fans an, indem er wie ein Flummi, der etwas zu heftig von einem kleinen Kind durch das Wohnzimmer geschleudert wurde, auf der Bühne hin- und herspringt.

„Hey Köln, schön hier sein zu dürfen!“, krakeelt er, bevor er zusammen mit den Viertausend „Lasst uns schauen, was uns verbindet / Und nicht was uns trennt“ singt. Von wegen demokratiefeindlich.

Positionierung gegen Anti-Semitismus

Oben auf der Empore wird bis zur Trance getanzt. Denn das kann man gut bei diesem Parolen-Punk, dessen Texte nicht immer von edlem Tiefgang geprägt sind: „Immer mehr, mehr, mehr / Stopfe alles in mich rein“.

Bevor am Ende das Palladium förmlich aus den Angeln gehoben wird und so richtig auf Pogo ist, positioniert sich Monchi noch glasklar gegen Antisemitismus und gegen die brutalen Abschiebungs-Maßnahmen der EU auf dem Mittelmeer. Fazit: Wer später in ohne Blessuren zu Hause ins Bett fällt, hatte zu wenig Sahne auf dem Fischfilet. Definitiv.