Der bekannte Schauspieler war zu Gast im Carlswerk und begeisterte durch Bekanntheit sein Publikum. Durch seine Stimme hingegen sicher eher weniger.
Bekannt aus „Akte X“David Duchovny überzeugt in Köln menschlich und floppt stimmlich
Wenn jemand eine eigene Figur bei den Simpsons darstellt, hat er es weit gebracht, könnte man meinen. David William Duchovny, der die Rolle des Fox Mulder in der Kultserie „Akte X – die unheimlichen Fälle des FBI“ spielte, ist so jemand. Und weil es daher völlig surreal ist, an diesem Montagabend zusammen mit rund 300 Gästen um Punkt neun leibhaftig vor ihm zu stehen – Duchovny ist nämlich nicht nur erfolgreicher Schauspieler und Golden Globe-Gewinner, sondern nebenbei auch noch Musiker –, schreit einer seinem Freund vor lauter Glück „So geil, unglaublich!“ ins Ohr.
Man braucht also ein paar Minuten, um zu realisieren, dass wirklich er es ist, für den man vor knapp 15 Jahren zum letzten Mal stundenlang in der Kinoschlange gestanden hat. Sein „The truth is out there“-Plakat, das stets über ihm in seinem Kellerbüro hing, war legendär.
Schlaksiger Tanz zu mageren Tönen
Seine Tanzeinlagen zu den Folk-Rock-Nummern, die nun in den kommenden knapp anderthalb Stunden folgen werden, sind es nicht und werden es wohl auch nie sein. Wirken sie doch eher unbeholfen, beinahe schlaksig. Man wird den Eindruck nicht los: Hier feiert irgendeine High-School-Abschlussband aus den 1980er-Jahren gerade ihr Revival. Und Frontman David sieht immer noch so gut aus wie damals. Dass er bis heute nicht singen kann: Wen stört's? Auch wenn die Range seiner Stimme schmaler ist als das Mundstück einer Klarinette. „I love you!“, rufen ihm irgendwelche Frauen aus den ersten Reihen entgegen. Das lässt sich Mister Duchovny nicht zweimal sagen und erwidert: „I love you, too. Wherever you want.“ Mit zwinkerndem Auge, versteht sich.
Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass David William Williams vor dem Konzert ein kleines bisschen über den Durst getrunken haben könnte. Manchmal mag man gar nicht genau hinsehen, wenn er da oben zwischen all den potenziellen Stolperfallen so hin- und hertänzelt. Und plötzlich, ja, plötzlich steht der Mann, der einst – vor seiner Schauspielkarriere – eine Promotion in englischer Literatur absolvieren wollte, vor einem. Einfach so steigt er hinab von der Bühne, dreht eine Runde durchs Carlswerk und singt dabei „Sweet Jane“ von Velvet Underground. Unfassbar, wie furchtlos dieser Mann ist. Und wie egal ihm sein musikalisches Defizit zu sein scheint.
Das muss man Duchovny lassen: Er strahlt wirklich Freude aus bei dem, was er macht. Wie ein kleines Kind, das zum zweiten Mal morgens in der Früh seine neuen Freunde vor der Kita trifft. Sich wichtig nehmen, das ist ihm fremd. Fazit: Musikalisch ein Flop. Menschlich top.