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Kommentar zur Wetten dass..?-ShowWarum Thomas Gottschalk nun wirklich kein Comeback mehr braucht

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Lesezeit 2 Minuten
Moderator Thomas Gottschalk wird zum letzten Mal mit «Wetten, dass..?» auftreten.

Moderator Thomas Gottschalk bei seiner letzten „Wetten, dass..?»“-Show

Thomas Gottschalk hat sich von „Wetten dass..?“ verabschiedet. Mal wieder. Aber dieses Mal bleibt inständig zu hoffen, dass es dabei bleibt.

Was früher eine liebenswerte Unterhaltungssendung war, die die Wettkönige feierte und Stars einmal hautnah in Plauderlaune erleben ließ, ist dank Gottschalk am Samstag zu einer Reihe von Fremdschäm-Momenten geraten. Das harmloseste war dabei noch der Namensdreher, als er mit „Matthias Schweinsteiger“ mal eben munter die Namen seiner Gäste verquirlte. Kann passieren. Aber den kleinen Felix als einen „an den Rollstuhl gefesselten“ Jungen vorzustellen und dann zu loben, dass er ja trotzdem ein fröhliches Kerlchen sei – da senkt man zu Hause auf der Couch schnell beschämt den Blick nach unten. Betroffen ob so viel Gestrigkeit.

Da freut es, wenn er von Rapperin Shirin Gegenwind bekommt, als er die mit den Worten „Sie sehen ja gar nicht aus wie eine Feministin“ in seinem kumpeligen Tonfall anmoderiert. „Wieso, weil ich hübsch bin?“ – so viel Gegenwehr kennt Gottschalk von seinen Gästen gar nicht, die sonst immer jegliche Übergriffigkeit lieb weglächeln. Und ja, Michelle Hunziker wäre hier als Woke-Agentin eingegriffen und hätte etwas gesagt wie: „hoho, aber Thomas, das sagt man heute aber nicht mehr so.“

Die Zeiten ändern sich

So wird die letzte „Wetten dass..?“-Sendung zu einem Paradebeispiel für den Satz: „Die Zeiten ändern sich“. Es ist ja nicht schlimm, irgendwann einmal den Anschluss an die sich immer schneller drehende Welt zu verlieren, nicht gutzuheißen, dass Influencer in Teilen die Gesellschaft prägen und das Privatleben ins Internet verlagern. Aber man muss dann eben auch nicht mehr eine Samstagabend-Show moderieren. Gut, dass Gottschalk das zumindest eingesehen hat. Nicht gut allerdings, dass er dies am Ende in beleidigt klingendem Ton der Gesellschaft ankreiden will, statt sich selbst. Er könne im Fernsehen nicht mehr so reden, wie er zu Hause reden kann. Daher sei es nun besser, aufzuhören. Derartige „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“-Sprüche gehören besser an den Stammtisch, als in den Samstagabend im ZDF.

Es ist nicht unbedingt wahr, dass die Zeit der Samstagabend-Unterhaltung vorbei ist. Was vorbei ist, ist die Gottschalk-Zeit. Nach 153 Sendungen in 36 Jahren ist es auch nicht verwerflich, dass man es besser gut sein lässt. Damit wir an die schönen Momente zurückdenken, als Gottschalk noch erfrischend wirkte mit seinem Charme und seiner Schlagfertigkeit. Als er eine biedere Fernsehwelt auflockerte und aufmischte, statt sie im Gestern erstarren zu lassen.