Dass die Haut zu Markte getragen wird, findet unser Autor haarsträubend.
KommentarFlatz macht seine Haut zur Aktionskunst – Geschmacklos
Wenn das mal gut geht. Spontan ist man bei dem Kapitel „Haut unter dem Hammer“ an die makabre Kurzgeschichte „Skin“ erinnert, die der walisische Schriftsteller Roald Dahl 1952 veröffentlichte. Ein armer Schlucker präsentiert einer Galerie seinen Rücken, auf dem ein Bild eines mittlerweile berühmten Malers zu sehen ist. Wenig später hängt dieses im Schaufenster. Seine Haut zu Markte zu tragen, das steht sprichwörtlich für Eigenwerbung. Aktionskünstler Flatz hat das bereits schon bei anderen Happenings gemacht, die sein persönliches Risiko waren und ihn bis in die Bewusstlosigkeit trieben.
Aber was für eine Signalwirkung hat das, dass die Haut nach dem Ableben auf einen Bilderrahmen gezogen wird? Das größte Einzelorgan als Guckkasten, als Auktionsgegenstand? Wo führt das hin? KZ-Wachmannschaften der Nazis machten aus Menschenhaut makabre Geschenkartikel – vorzugsweise aus solcher, die tätowiert war. Sie wurde aus den Leichen geschnitten, gegerbt und zu Alltagsgegenständen weiterverarbeitet.
Die Haut erfährt vielfach Grenzüberschreitungen. Mal abgesehen von der Telefonbuchkritzelei, die sich in Zeiten des Handys offenbar auf die Hauttattoos verlagert, zupfen Schönheitschirurgen dran rum. Deren Kollegen setzen Mikrochips darunter, damit man zum Beispiel die gechippte Haut als Hausausweis nutzen kann. Flatz macht sie zur Aktionskunst. Geschmacklos.