Kölner Kunstmesse im ÜberblickWas die Art Cologne in diesem Jahr zu bieten hat
Köln – „Endlich wieder Präsenz in Köln!“ Mit diesem Stoßseufzer dürfte Karin Schulze-Frieling, die stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG), gestern bei der Pressekonferenz zur Eröffnung von Art Cologne und Cologne Fine Art & Design Galeristen und Kunstfreunden aus dem Herzen gesprochen haben.
Mehrfach mussten die Kunstschauen, die jetzt Seite an Seite stattfinden, coronabedingt verschoben werden. Messedirektor Daniel Hug kann dieser Konstellation, die im nächsten Herbst eine Wiederauflage erleben soll, nur Positives abgewinnen. Schließlich könne man auf diese Weise Kunst von der Frühzeit und Antike bis in die aktuelle Gegenwart erleben.
Baselitz für 1,2 Millionen Euro
Die Pandemie lässt sich allerdings nicht ausblenden: Maskenpflicht, breite Gänge und ausgedehnte Ruhezonen sollen einer Ansteckungsgefahr vorbeugen. Mit etwa 150 Ausstellern – vor Corona waren es rund 200 – ist die Art Cologne deutlich verschlankt. Global Player wie David Zwirner und Hauser & Wirth sind weggeblieben. Stattdessen bringen die Berliner Galerien Esther Schipper und Neugerriemschneider frischen Wind in die Halle 11.2.Am Stand von Esther Schipper zieht Ugo Rodinones „Brown grey nun“ aus der Serie „Nuns and Monks“ die Blicke auf sich. Eine halbe Tonne wiegt der Bronzekoloss, dem am Stand von Hans Mayer passenderweise eine geflügelte Nana von Niki de Saint-Phalle gegenüber steht.„Natur und Spiritualität“ ist bei Neugerriemschneider das Thema, zu dem man Beiträge so prominenter Künstler wie Olafur Eliasson, Tomás Saraceno, Pawel Althamer und Ai Weiwei zusammen getragen hat. Dessen Skulptur „Iron Root“ besteht aus collagierten Wurzeln, die abgeformt und in Eisen gegossen wurden.
Thaddaeus Ropac prunkt mit einem atelierfrischen monumentalen Baselitz für 1,2 Millionen Euro; Tony Craggs „Scull“ aus Holz ist für 425 000 Euro zu haben. Karsten Greve hat einen prachtvollen Farbraumkörper von Gotthard Graubner für 700 000 Euro zu bieten.So tief muss man der Galerie Eigen + Art nicht in die Tasche greifen, denn hier rollt man den jungen Künstlern den roten Teppich aus, die neu im Programm sind. Raul Walchs luftiges „Mobile“ aus selbstgefärbten Stoffen kostet 22 000 Euro. Als „total günstig“ preist Johann König Refik Anadols „Data Painting“ für 35 000 Euro an, eine Art bewegte Malerei mit Fotos vom Mars, die sich über 16 Minuten permanent verändert.
Bei Christian Nagel ist ein monumentaler Holzschnitt von Thomas Kilpper zu sehen, der den kölschen Klüngel aufs Korn nimmt und den Einsturz des Stadtarchivs darstellt (35 000 Euro). Gewohnt gediegen und hochpreisig ist das Angebot in Halle 11.1, in der Klassische Moderne und Nachkriegskunst versammelt sind. Als Garant für Museales gilt die Galerie von Vertes, die ein rosafarbenes „Concetto spaziale“ von Fontana für 1,5 Millionen Euro anbietet. „Das wird eine schwere Messe“, prophezeit Laslo von Vertes, „aber wir sind voller Hoffnung.“
Zahlreiche Sonderschauen
Das ZADIK zeigt eine Ausstellung zu dem Kölner Galeristen Helmut Rywelski , der zwischen 1967 und 1972 mit seiner galerie art intermedia in der Avantgarde für Furore sorgte (Halle 11.1).
Queer Budapest ist eine Sonderschau des gleichnamigen Kuratorenkollektivs mit Arbeiten queerer ungarischer Künstler, die ihre Situation in ihrem Heimatland zum Thema machen (Halle 11.2).
Die Landesbank Baden-Württemberg präsentiert unter dem Motto „What-if could -be“ in einer kuratierten Ausstellung eine Auswahl aus ihrer Sammlung, in der Rosemarie Trockel, Isa Genzken, Georg Herold oder Andreas Slominski vertreten sind. (sty)
Die Düsseldorfer Galerie Schacky Art trumpft bei ihrem Debüt mit einem Picasso für zwei Millionen Euro und August Mackes Gemälde „Mann auf Bank“ von 1913 auf, das seit 1968 nicht mehr öffentlich zu sehen war (Zwei Millionen Euro). Für Ernst Ludwig Kirchners „Mädchenkopf mit Holzfigur am Fenster“ rufen Henze & Ketterer 720 000 Euro auf. Bei Thole Rotermund entzückt Emil Noldes „Maske und Blumen“ von 1918, das nach 50 Jahren in Privatbesitz wieder auf den Markt kommt (500 000 Euro).
„Four Reigning Queens“ von Andy Warhol lächeln am Stand des Pop-Art-Spezialisten Klaus Benden huldvoll von der Wand, dabei liegt das Porträt von Queen Elizabeth II. mit 95 000 Euro preislich an der Spitze. Zum gleichen Preis sind die ikonischen „Flowers“ aus dem Jahr 1970 zu haben. Sammler mit schmalen Budget werden bei Ernst Hilger fündig. Kugelschreiber-Zeichnungen von Assunta Abdel Azim Mohamed kosten 1200 oder 9000 Euro.
Bis 21. 11., Halle 11, Eingang Süd, Do-bis Sa 11– 19 Uhr, So 11–18 Uhr.