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„Schnäppchenpreise“ bei AuktionenWallraf-Richartz-Museum präsentiert barocke Neuzugänge

Lesezeit 3 Minuten
Das Wallraf-Richartz Museum in Köln

Das Wallraf-Richartz Museum in Köln

Die neuen Gemälde - darunter Meisterwerke von Otto van Veen und Jan van Ravesteyn - bereichern die barocke Sammlung und bieten faszinierende Einsichten in die Epoche.

„Es ist eine Lebenserfüllung, aber auch eine Entlastung, dass es jetzt hier hängt.“ Der Stolz steht Dietz Bering ins Gesicht geschrieben, als er Otto van Veens Gemälde „Der Triumph des christlichen Ritters“ (ca. 1610/1620) an der Wand des Wallraf-Richartz-Museums betrachtet, dem er das großformatige Kunstwerk als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt.

Van Veen lässt hier einen jungen Mann in strahlend blauer Rüstung gegen die sieben Todsünden mit dem Schwert kämpfen, ihm zur Seite stehen die Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung. Im oberen Drittel ist zu sehen, dass er göttliche Güte erlangt, wenn er den Kampf gewinnt.

Qualen der Hölle

Am unteren Bildrand hat van Veen die möglichen Qualen der Hölle dargestellt, inklusive eines Höllenhundes, der dafür sorgt, dass die Sünder auch fein bleiben, wo das Schicksal sie hinverfrachtet hat.

Otto van Veen, Miles Christianus, um 1610, 159 x 116 cm, Oel auf Leinwand

Der Triumph des Ritters Dauerleihgabe im Wallraf-Richartz-Museum

Otto van Veens „Miles Christianus“ entstand um 1610.

Doch gerade dieses Untier war selbst für Dietz Bering neu. Er kannte das Bild von Kindesbeinen an, es hing in der Münsteraner Villa seiner Eltern und später auch in seiner eigenen Wohnung. Erst bei einer Restaurierung stellte man fest, dass das Untier bis dahin übermalt war – allerdings nicht durch den Künstler, sondern erst viel später.

„Ich war entgeistert, als ich das sah“, erinnert sich Bering, der sich nun freut, dass das Gemälde an den Wänden des WRM zu neuer Geltung kommt.

Großzügige Unterstützung der Freunde des Museums

Das gilt auch für die beiden Neuerwerbungen, die durch die großzügige Unterstützung von Jürgen Krüger vom Freundeskreis des Museums: Das Porträt des Knaben Daniel de Ruyter (1639) von Jan van Ravesteyn und eine Vorstudie, die Jacob Jordaens um 1640 zu seinem Gemälde „Der gefesselte Prometheus“ anfertigte.

Wallraf Richartz Museum, WRM, Jan van Ravesteyn, Kinderbildnis des Daniel de Ruyter, 1639, Dep. 1285, Öl auf Holz, 127,5 x 91 cm

Wallraf Richartz Museum, WRM, Jan van Ravesteyn, Kinderbildnis des Daniel de Ruyter, 1639, Dep. 1285, Öl auf Holz, 127,5 x 91 cm

Beide Arbeiten werden künftig nebeneinander hängen, so dass man direkt vergleichen kann, wie intensiv Jordaens schon im Entwurf das schmerzverzerrte Gesicht des Titanen getroffen hat, wie er aber den Adler, der ihm Tag für Tag die Leber aus dem Leib reißt, zu imposanter Größe, man möchte fast sagen, aufgeblasen hat.

Van Ravesteyn hatte sich, so Kuratorin Anja Sevcik, auf Kinderporträts spezialisiert. Bevor er Daniel de Ruyter auf dem Sprung zum Spiel mit seinen Freunden im Bild festhielt, hatte er unter anderem auch dessen Bruder Joannes gemalt.

Erwerbungen zum „Schnäppchenpreis“

Beide Bilder habe man zu „Schnäppchenpreise“ bei Auktionen ersteigern können: 90 000 Euro für den Prometheus, 37 000 Euro für den Knaben (plus das jeweilige Aufgeld). Dank dieser Neuzugänge hätte man eine Reihe von Häkchen auf dem Wunschzettel machen können, freut sich Anja Sevcik.

Quasi gratis, als weitere Dauerleihgabe, kam ein Stillleben von Daniel Seghers ins Haus: der „Blumenstrauß in einer Glasvase“ (1643). Der Jesuit Seghers durfte seine Bilder aufgrund des Armutsgelübdes nicht verkaufen, aber sie wurden gerne als Präsente verwendet.

Der Naturalismus der Bilder bewegte den Dichter Joost van den Vondel, ein Zeitgenosse Seghers, zum Ausspruch, dass sie sogar Bienen anzögen.

Tränen in 3D

Auf eine verblüffende Natürlichkeit ganz anderer Art setzt der Kölner Maler Johann Hulsman in seinem Bild, das die heilige Veronika mit dem Schweißtuch Christi zeigt (1641). Die Tränen der Menschen und der Putten auf dem Bild sehen fast aus, als seien sie aufgesetzte Edelsteine. Sie strahlen von innen, haben einen 3-D-Effekt und wirken wie frische Tautropfen auf einem Blatt.

Ein kleines Detail, das in der üppig ausgestalteten Szene, in deren Zentrum das leuchtend weiße Schweißtuch mit dem Antlitz des Heilands steht, fast untergeht. Aber wenn man erst einmal eine dieser Tränen entdeckt hat, geht das Auge immer wieder auf die Suche nach mehr.

Bei so einem faszinierenden Werk mag man kaum glauben, dass es, obwohl im Bestand des WRM, seit 1888 nicht mehr ausgestellt wurde. Aber nun, da der fehlende Rahmen ersetzt und das Holz, auf das gemalt wurde, wieder gefestigt hat, kann es neben anderen Werken des Barock seinen gebührenden Platz einnehmen.