Die schottische Band Travis begeistert die Fans mit gitarrenlastigem Britpop und nostalgischen Hits aus den vergangenen Jahren.
In Nostalgie schwelgenTravis lassen in der Live Music Hall kaum Wünsche offen
Darüber, ob Nostalgie tatsächlich ein verführerischer Lügner ist, wie der US-Politiker und Pazifist George W. Ball einst postulierte, lässt sich streiten. Aber verführerisch ist sie allemal. Besonders, wenn sie in der Gestalt von Travis daherkommt.
Schon der Name der Band steht im Zeichen der Rückbesinnung, auf den Film „Paris Texas“ von Wim Wenders, der 1984 in die Kinos kam und dessen Hauptperson Travis heißt. Und auch der Einspieler, mit dem die Schotten ihr Konzert in der Live Music Hall eröffnen, ist eine Reminiszenz an die 1980er, an die Serie „Cheers“. Pünktlich um 21 Uhr erklingt deren Titelsong „Where everybody knows your name“, und in der nicht ganz vollen, aber gut gefüllten, Halle macht sich Vorfreude breit.
Knapp 90 Minuten lässt es sich dann trefflich schwelgen. Nostalgie kommt von lateinisch nostalgia, Heimweh. Und das was Travis machen, ist tatsächlich so eine Art Heimwehmusik: gefühlvoller, gitarrenlastiger Britpop. Selbst dann, wenn es sich um ganz aktuelles Material handelt, hört sich das an, als wäre das etwas Altvertrautes, schon oft Gehörtes. Im positiven Sinne.
Travis spielen Lieder aus den Jahren 1997 bis heute
Schon beim Opener „Bus”, der vom zehnten Album „L.A. Times” stammt, das im Juli erschienen ist, singen alle mit: „I thought it was just us, waiting on this bus, waiting on a gust of wind to blow us away, away to better days, away to better days.” Aber besser als jetzt könnte es eigentlich kaum sein. Außer, dass man sich wünschte, es gäbe eine bessere Belüftung. Die tropische Hitze in der Halle treibt die Fans immer wieder nach draußen in den Hof. Und einige bleiben auch gleich ganz im Freien.
Fran Healy (Gesang, Gitarre), Andy Dunlop (Gitarre, Banjo), Dougie Payne (Bass) und Neil Primrose (Schlagzeug) haben eine Setlist zusammengestellt, die einen schönen Querschnitt durch die Jahre von 1997 bis jetzt bildet. Ohne dabei das neue Album allzu penetrant in den Vordergrund zu stellen. Dank solcher Stücke wie „Driftwood“, „Love Will Come Through“ und „Closer“, „Side“, „I Love You Anyways“ und „Turn“ bleiben kaum noch Wünsche offen. Bis auf den letzten, größten, den die Schotten natürlich auch erfüllen, aber erst ganz, ganz zum Schluss, als letzte Zugabe: „Why Does It Always Rain On Me?“ Da zieht es sogar die Dauer-Draußensteher wieder nach drinnen. Für ein letztes, intensives Schwelgen in Heimwehwonnen. Etwas, das zugleich traurig und glücklich macht. „Good Feeling“, so hieß das Debüt-Album, das Travis 1997 herausbrachten. Und ein gutes Gefühl macht diese Band bis heute.