Sevgi Demirkaya ist seit acht Jahren Programmleiterin des Kulturbunkers Mülheim. Nun wird sie vom Kölner Kulturrat als „Managerin des Jahres“ ausgezeichnet.
Ehrung für Sevgi DemirkayaWie belebt man das kulturelle Leben auf der schäl Sick?
Hätte man Sevgi Demirkaya noch vor gut einem Jahrzehnt gefragt, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt, hätte die Antwort bestimmt nicht „als Programmleiterin im Kulturbunker Mülheim“ gelautet. Fragt man sie aber heute, ob sie alles noch einmal genau so machen würde, antwortet sie mit einem klaren „Ja“.
2013 begann, was jetzt mit der Verleihung des Kölner Kulturpreises als „Kulturmanagerin des Jahres“ einen vorläufigen Höhepunkt findet.
Im Urlaub angerufen
Am Anfang stand persönliches Engagement. Die gebürtige Wuppertalerin und studierte Wirtschaftswissenschaftlerin und Medienmanagerin lebte damals in der Nachbarschaft des 2000 eröffneten Kulturbunkers. Als sie hörte, dass dessen Schließung drohte – das Kulturamt hatte die Fördermittel gestrichen – war es für sie keine Frage, sich für den Erhalt einzusetzen.
Ihr Engagement wurde belohnt: 2014 wurde sie in den Vorstand des Trägervereins „Kulturbunker Mülheim e.V.“ gewählt – in Abwesenheit, als sie gerade im Urlaub war, erinnert sie sich mit einem Lach
Gutes Netzwerk
„Dabei hatte ich zum damaligen Zeitpunkt überhaupt keine Erfahrung mit Vorstands- und Vereinsarbeit. Aber als Freiberuflerin war ich in vielen Kulturprojekten unterwegs und verfügte über ein gutes Netzwerk.“
Durch die Vereinsarbeit tauchte Demirkaya immer tiefer in die Materie ein und stellte erstaunt fest, „was da für ein Potenzial brachliegt.“ Sie konnte erreichen, dass der Kulturbunker in den Verband der Kölner Bürgerhäuser und Bürgerzentren aufgenommen wurde. „Da haben wir jetzt eine Sonderstellung, da wir das einzige Haus mit ausschließlich kultureller Ausrichtung sind, während es in den anderen Einrichtungen auch soziale Angebote wie Senioren- und Jugendarbeit gibt.“
Aus Ehrenamt wurde Beruf
2016 wurde aus dem Ehrenamt schließlich ein Beruf. Seitdem ist Demirkaya festangestellte Programmleiterin und führt den Kulturbunker gemeinsam mit Vera Kremer, die sich um die Finanzen kümmert.
Und es hat sich eine Menge getan. Mussten die Bewohner der „Schäl Sick“ auf der Suche nach kulturellen Angeboten bis vor wenigen Jahren noch ins Linksrheinische fahren, mischen sich heute ganz selbstverständlich auch Gäste aus Ehrenfeld oder Nippes unter das Publikum des Hauses.
Tolle Bilanz
Das Angebot ist breit gefächert: Partyreihen, Konzerte junger Bands, offene Bühnen, Kleinkunst, internationale Theatergastspiele und große Events wie die „Mülheimer Nacht“ mit Veranstaltungen im ganzen Viertel, die gerade erst wieder stattfand.
Die Bilanz kann sich sehen lassen: Alleine im vergangenen Jahr fanden 350 Veranstaltungen statt – mit bis zu 35 000 Besucherinnen und Besuchern. Außerdem gibt es immer wieder besondere Angebote, wie zuletzt ein von der Imhoff-Stiftung gefördertes Projekt, das Jugendliche im Umgang mit sozialen Medien sensibilisieren will.
Konzerte und Lesungen im Café
Doch nicht nur alle Kulturen, auch alle Altersgruppen sollen sich wohlfühlen. So gibt es Lesungen und kleinere Klavierkonzerte, die sich vor allem bei älteren Mitbürgern großer Beliebtheit erfreuen. Sie finden statt im angeschlossenen Café, das von einer Pächterin betrieben wird und sich mit der Zeit zu einem beliebten Treffpunkt für das ganze Veedel entwickelt hat.
Ergänzt wird das Angebot durch die Vermietung von Probe- und Atelierräumen und ein von der Stadt gestiftetes Lastenfahrrad, das die Anwohner sich kostenlos ausleihen können.
Kein Wunder also, dass Demirkaya sich nicht entscheiden kann, wenn man sie fragt, auf welche Projekte und Veranstaltungen sie besonders stolz ist.
Das Geld ist knapp
Wie überall in der freien Kulturszene, ist das Geld stets knapp. Die Stadt zahlt lediglich einen Betriebskostenzuschuss, der gerade einmal 20 bis 25 Prozent der Ausgaben abdeckt, darüber hinaus muss die Einrichtung sich selbst tragen.
Tut die Stadt Demirkayas Meinung nach alles in ihrer Macht Stehende, oder könnte sie Einrichtungen wie den Kulturbunker finanziell besser ausstatten? „Auf jeden Fall!“, findet sie. „Kulturelle Arbeit ist so wichtig. Da sollte man doch mal richtig investieren, statt immer nur so ein bisschen von der Seite subventionieren.“
Keine Neiddebatte erwünscht
Eine Neiddebatte, fügt sie schnell hinzu, wolle sie auf keinen Fall entfachen. Es wäre ihr aber zu wünschen, dass im Zuge der Auszeichnung als „Managerin des Jahres“ auch der Kulturbunker einen Aufmerksamkeitsschub erhält – und im besten Fall auch den Verantwortlichen bei der Stadt noch einmal vor Augen führt, welch wichtige Arbeit dort geleistet wird.