Ab Sommer ist Andrés Orozco-Estrada der neue Generalmusikdirektor der Stadt Köln. Jetzt stellt er sein Programm für seine erste Spielzeit mit dem Gürzenich-Orchester vor.
Publikumsfreundliches RepertoireNeuer Chefidirent setzt auf die Stärken des Gürzenich-Orchesters

Andrés Orozco-Estrada stellt sein erstes Programm für Köln vor.
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„Warum bin ich da?“ Diese Kernfrage stellte sich der neue Generalmusikdirektor und Gürzenich-Kapellmeister der kommenden Saison, der aus Kolumbien stammende Dirigent Andrés Orozco-Estrada, der jetzt in der Pressekonferenz zur mit Spannung erwarteten Spielzeit 2025/26 ein erstes gemeinsam entwickeltes Programm vorstellte.
Es wird ein publikumsfreundliches Repertoire, das wird die meisten Abonnenten freuen, mit Schwerpunkt auf den Stärken des Gürzenich-Orchesters als Taufpaten vieler bedeutender Werke: Brahms, Mahler und Strauss.
Die Stärken des Orchesters
Es ist ein kluger Ansatz des neuen Chefdirigenten, die musikalische Kernkompetenz des Orchesters dazu zu nutzen, die persönliche Bindung zu diesem sehr geschätzten Klangkörper aufzubauen. „Ich spüre die Freude und Neugier im Orchester“, sagte Orozco-Estrada, dem die „emotionale künstlerische Verbindung das Allerwichtigste“ in der nächsten Zukunft bedeutet.
Und er ist gekommen, um „dem Publikum und der Stadt Köln musikalische Erlebnisse zu schaffen, die begeistern, berühren und bewegen“. Der in Wien studierte Musiker, der heute selbst dort Dirigieren unterrichtet, vermittelt selbst solch schwärmerische Zukunftsvisionen mit Charme und großer Offenherzigkeit.
Orffs „Carmina Burana“
Erste Kölner Eindrücke fließen in sein eigenes erstes Konzert der Saison, wenn Orffs „Carmina Burana“ auf dem Pult liegt. Hier kommt der Bürgerchor zum Einsatz, eine Institution, die den Dirigenten begeistert. „Das einzig Negative an dem Chor ist, dass die Idee nicht von mir stammt“, scherzt der designierte Chef, der aber auch Neues im Schilde führt.
Er wird den Chor beim Rheingau Musik Festival und in der Schweiz präsentieren, der Bürgerchor wird neuer Botschafter der Domstadt - und beschert den aktiven Laien auf diese Weise aufregende Erfahrungen.
Neue junge Musiker
Ganz im Sinne des Chefs, der selbst mehrere Jugendorchester gegründet hat und sie mittlerweile sogar in New Yorks Carnegie Hall vorstellten darf, dürfte die ebenfalls neue und für fünf Jahre geplante Kooperation mit der Kronberg Academy sein.
Zu der bekannten Talentschmiede für werdende Klassikstars pflegt der Deutschlandfunk seit Jahren eine Beziehung. Jetzt erhalten die jungen Instrumentalisten Gelegenheit, mit großem Orchester zu brillieren, eine Win-win-Situation.
Von Barock bis Zeitgenössischem
Abseits dieser Novitäten blüht ein Repertoire von Barock (Bachs Johannes-Passion und Weihnachtsoratorium) bis zu zeitgenössischen Klängen. „Composer in Residence“ ist der britische Komponist, Pianist und Dirigent Thomas Ades, als Britten-Erbe und Wunderkind einst gefeiert.
Der Finne Sakari Oramo bleibt ebenfalls für die kommenden Jahre „Artistic Partner“ (1. Gastdirigent). Susanna Mälkki, Riccardo Minasi und die temperamentvolle Elim Chan kehren ans Pult zurück, dazu gastieren erstmals Anna Bihlmaier und andere neue Pultstars.
Plädoyer für Naturschutz
Als Solisten treten die Geschwister Labèque oder der Cellist Gautier Capuçon an. Vertraut sind die Sängerinnen Christiane Karg und Anu Komsi, erstmals wird Bariton Christian Gerhaher zu hören sein.
Sogar der Regenwald gewinnt in dieser Saison Bedeutung. Das Projekt „Amazonia“ verbindet Musik und Fotografie als Plädoyer für den Schutz der Natur. Und ein weihnachtliches Benefiz erfolgt zugunsten kolumbianischer Frauen und Mädchen – soweit strahlt unser Gürzenich-Orchester von Köln aus hinein in die Welt.
Alle Termine unter www.guerzenich-orchester.de