Augenmaß ist gefragtKommentar zur Idee eines Gerhard Richter-Museums
- Ex-OB Schramma hat die Gründung eines Gerhard-Richter-Museums angeregt
- Unser Autor warnt vor vorschnellen Entscheidungen und Versprechungen
- Ein Kommentar
Köln – An Gerhard Richters Weltrang kann es keinen Zweifel geben, und so ist die Idee eines monografischen Museums für den Kölner Ehrenbürger im Prinzip keineswegs abwegig. Fritz Schrammas Standortvorschlag indessen kassiert den mühsamen gefundenen Kompromiss zur Historischen Mitte wieder ein und düpiert das auf neue Räume hoffende Stadtmuseum.
Zustiftung zu Sammlung möglicherweise sinnvoller
Dass der 87-jährige Kölner Ehrenbürger Richter wichtige Nachlassfragen nicht am Sankt Nimmerleinstag geklärt haben möchte, lässt sich durchaus nachvollziehen. Allerdings gingen seine Kunstgeschenke zuletzt eher in Richtung Dresden und München. Köln sollte also sondieren, um welches Konvolut an Werken es überhaupt gehen könnte. Und da sich wichtige Richter-Arbeiten im Museum Ludwig befinden, muss auch die Frage erlaubt sein, ob eine Zustiftung zur Erweiterung der dortigen Sammlung nicht womöglich sinnvoller wäre als ein Neubau, der dann unter Umständen einen eher überschaubaren Kunstschatz beherbergt.
An großen Plänen hat es dieser Stadt in letzter Zeit keineswegs gemangelt, man steckt allerdings vom Bühnenquartier über MiQua bis zur Wallraf-Erweiterung in einem teuren Realisierungsstau. Und was keineswegs passieren darf, ist ein voreiliges Versprechen gegenüber Gerhard Richter. Denn was der Bruch solcher Zusagen auslösen kann, hat man bei der Fondation Corboud gesehen.
So sollte die Stadt zügig Gerhard Richters Absichten und mögliche Standorte sondieren. Die Chance ist groß, verlangt aber neben Aufbruchslust auch Augenmaß.