Die Galerie Parrotta zeigt Bilder von Timm Rautert unter dem Titel „Dots always work“ (Punkte gehen immer).
Timm RautertGalerie Parrotta in Köln bringt es auf den Punkt
Wenn man einen Punkt aufklebt, verkauft sich alles. Das weiß die Kunstwelt ebenso wie die Konsumwelt. Milliardär Louis Vuitton klebt auf die Fassade seines Flagstore in Paris gleich ein Porträt der Japanerin Yayoi Kusuma. Deren Punktorgien beherrschen mit ihren Spitzenpreisen den internationalen Kunstmarkt. Nicht nur deshalb spricht man auch von „Unendlichkeitspunkten“. Der Punkt gehört zu den Archetypen menschlicher Wahrnehmung, um das zu wissen, muss man nicht C.G. Jung gelesen haben. Mit runden Formen verbinden die Menschen die unbewusste Vorstellung, dass schon alles wieder gut werden wird.
Knöpfe, Taler und andere runde Formen
Timm Rautert weist darauf hin, dass keine Form innerhalb der Geschichte der Malerei so oft auftaucht, wie der Punkt. „Dots always work“ (Punkte gehen immer“) nennt die Galerie Parrotta Contemporary Art daher die aktuelle Ausstellung mit seinen Werken. Eine Präsentation, die ausschließlich auf Fotografien des Altmeisters beruht, denen aber auf die eine oder andere Weise stets Punkte beigegeben sind.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, hier habe sich eine Konfetti-Explosion ereignet. So finden sich etwa goldene Punkte auf den Renaissance-Porträts, die Hans Holbein von Heinrich VIII. und Lais von Korinth malte. Lais war eine griechischen Hetäre, die im 4. Jahrhundert vor Christus in Korinth tätig war. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich um Theresientaler, die Rautert auf das Gemälde auftrug.
Er fotografierte diese Originalgemälde ebenso wie Arbeiten von Kandinsky, Picasso, Cy Twombly oder Jeff Koons. Auf vielen der Werke tauchen Knöpfe, Taler oder andere runde Formen auf. Rautert konstruiert den kommerziellen Aspekt, aber mitunter ist er schon Teil der Gemälde, wie etwa beim Porträt der Hetäre Lais von Korinth.
Rund als Zentrum einer Zielscheibe
Ein roter Punkt leuchtet aber auch neben dem Foto eines Starfighters oder den Abbildungen von Demonstrationen. Hier dient das Rund als Zentrum einer Zielscheibe. Mit Ironie wurden diese Arbeiten getränkt, zugleich kommentieren sie die Verbindung zwischen Kommerz und Gewalt in den Erscheinungsformen der Macht. Spielerisch thematisiert Rautert die Rolle der Kunst als analytischem Instrument der Gesellschaftskritik und als willkommenem Medium des Geldes und der eitlen Selbstdarstellung.
Obwohl dieses Arbeiten fotografisches Material nutzen, übt sich Rautert in der Ablösung von diesem Medium. Die Montage lässt die Bindung der Fotografie an ein reales Geschehen hinter sich und schlägt die Brücke zur künstlerischen Installation, die dezidiert den Zeitgeist verhandelt. Mit dieser Ausstellung wird noch einmal deutlich, dass die politische Dimension von Timm Rauterts Werk noch nicht wirklich vermessen ist.
Bis 25. 1., Mi bis Fr 13 – 18 Uhr. Brüsseler Str. 21. Preise 1600 bis 4200 Euro.