In einem ehemaligen Autohaus an der Oskar-Jäger-Straße in Ehrenfeld eröffnet eine Schau mit Streetart des anonymen Künstlers Banksy.
Köln-EhrenfeldDas bietet die Schau „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“
1997 tauchte „The mild, mild West“, das erste, mit Banksy unterschriebene Kunstwerk im englischen Bristol an der Wand eines Gebäudes auf, an dem früher Werbung für eine Anwaltskanzlei hing. Es zeigt einen Teddybär, der einen Molotowcocktail in der Pfote hält und auf eine Gruppe von Polizisten mit Plexiglasschilden zielt.
Keine Originale in der Ausstellung
Seitdem sind die Graffiti des Street-Art-Superstars auf Mauern, und später auch in Museen, in der ganzen Welt, aus dem Nichts heraus erschienen – und die Welt rätselt: Wer ist Banksy? Kann die Schau „The Mystery of Banksy - A Genius Mind“ (Das Geheimnis von Banksy. Ein genialer Geist), die ab heute (3.11.) in Köln zu sehen ist, dazu beitragen, den Schleier der Anonymität zu lüften, der den Ausnahmekünstler umgibt?
„Wir wollen hier Banksy in allem unterstützen, was er tut, und damit auch darin, anonym bleiben zu wollen“, sagt die junge, aus England stammende Kuratorin Virginia Jean. Auf einer Fläche von 1 700 Quadratmetern sind in den Räumen eines ehemaligen Autohauses in Ehrenfeld, je nach Zählweise, 160 bis 200 Exponate zu sehen. Nicht nur die erst freihändig und später mit Schablonen auf Mauern, Wände oder Garagen gesprayten Werke, die Banksy weltberühmt machten, sondern auch Fotografien, Skulpturen, kleinere Objekte und Installationen.
Wer auf Originale hofft, hofft allerdings vergebens. „Es ist eine reine Repliken-Ausstellung“, betont die Kuratorin, „unser Job hier ist es, diese Werke der Öffentlichkeit zurückzugeben.“ Für die sie ursprünglich konzipiert wurden, um dann, nach Bekanntwerden des prominenten Urhebers vielfach abmontiert, weggeschafft und zu Höchstpreisen verkauft zu werden.
Auch das Übermalen von Banksy-Bildern ist unter Graffiti-Kollegen beliebt, sichert es doch dem Übermaler zuverlässig und kostenfrei Publicity. Selbst wer alle 30 Länder bereisen wollte, in denen Banksy seine künstlerischen Spuren hinterließ, stünde deshalb häufig vor – nichts.
Zeitreise durch die Welt des Künstlers
Was ein internationales Team von Graffiti-Künstlern, Bühnenbildern und Requisiteuren en détail reproduziert hat, wird in 15 Räumen inszeniert und versteht sich als eine Hommage an Banksy: „Es ist eine Einladung zu einer Ort- und Zeitreise durch seine Welt.“
Die erfreut sich, erstmals 2021 gezeigt, großer Beliebtheit: „Köln ist, nach Stuttgart, die zwanzigste Station, inzwischen haben mehr als 350 000 Menschen die Schau gesehen.“ Parallel laufen derzeit Banksy-Ausstellungen desselben Veranstalters in Hannover und Stockholm, die Schau wird laufend erweitert und aktualisiert.
So stammen die jüngsten Repliken aus dem November 2022, als Banksy in der Ukraine unweit von Kiew zerbombte Häuser mit Statements gegen den Krieg versah, darunter die Frau mit Lockenwicklern, Morgenmantel, Gasmaske und Feuerlöscher. Dieses Werk wird seitdem von Anwohnern in Schichten beschützt und bewacht.
Als Entree fungiert ein Nachbau von „The Walled Off Hotel“, das Banksy 2017 zusammen mit anderen Künstlern in Bethlehem direkt an der Grenzmauer zwischen Israel und Westjordanland eröffnete und „mit der schlechtesten Aussicht der Welt“ bewarb. Mit bürgerlicher Tapete, Flügel und Ledersofa, zierlichen Kaffeetässchen, gold gerahmten Ölgemälden und Troddellampen scheint es eine heile Welt zu zeigen – aber da, wo sonst Hirschgeweihe zu sehen sind, hängen Überwachungskameras.
Die Gemälde zeigen scheinbar idyllische Meeresbilder mit Sonnenuntergang, Gischt und Wolken, aber dazwischen treiben leere Rettungswesten und – ringe. Man begegnet Ikonen der Banksy-Kunst – wie dem „Balloon Girl“ (2002), dem Mädchen mit dem roten Ballon in Herzform, das später in einer spektakulären Aktion während einer Kunstauktion live geschreddert wurde. Es gibt ein Wiedersehen mit dem Anti-Freizeitpark „Dismaland“, der 2016 auf Zeit im englischen Badeort Weston-super-Mare errichtet wurde – als schwarzhumorige Parodie solcher Orte, um hinterher nur noch filmisch erlebbar zu sein.
Sich küssende Polizisten
In Szenen, in denen sich Polizisten küssen. Ratten warnen, dass das Ende nahe ist, oder sie bevölkern anarchisch einen Nachbau von Banksys Badezimmer während der Pandemie. In einem Koffer stecken eine Million britischer Pfund, die von der „Banksy of England“ herausgegeben wurden, und statt der Queen das Konterfei von Lady Di tragen. Oder die Handtasche, die aus einem ausgehöhlten Backstein besteht, mit rosa Lederriemen und einer goldener Schließe: „Für die Frau, die nicht besonders viel mit sich herum zu tragen hat, aber ab und zu mal jemand ins Gesicht schlagen muss.“
Banksy entführt in einen Streichelzoo, in dem ein riesiger Elefant die gleiche Bemalung trägt wie die Tapete, in eine britische U-Bahn-Station, oder in ein Parlament der Affen. Auch filmisch kann man sich ihm annähern, in einer Doku, die ihn bei Nacht, verborgen unterm Hoodie von hinten, bei der Arbeit zeigt. Eine Wand der Ausstellung ist leer. Noch. Hier dürfen Besucher ihre eigen Graffiti hinterlassen: „In circa zwei Wochen wird man hier kaum noch eine weiße Stelle finden“, glaubt die Kuratorin. Auch dass die Ausstellung nicht von Banksy autorisiert ist, passt ins Konzept. „Copyright is for losers“ zitiert der Flyer ein Motto des Meisters der Sprühkunst. Und – wie sollte er denn auch? Wenn er weiterhin anonym bleiben will.
Zu sehen ist „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“, bis 24.März im ehemaligen Autohaus, Oskar-Jäger-Str. 99, Di., Mi., So. und an Feiertagen 10–18 Uhr, Do., Fr. und Sa. 10–20 Uhr. Letzter Einlass jeweils eine Stunde vor Ende der Öffnungszeit. Zeitfenster-Tickets (Einlass zu feststehender Uhrzeit an festgelegtem Tag, Verweildauer beliebig): Erwachsene Di. bis Fr. 18 Euro, An Sonn- und Feiertagen 20 Euro, ermäßigt 14/16 Euro, Kinder und Jugendliche (bis 15 Jahre): 10/12 Euro.
Familien: Zwei Erwachsene und zwei Kinder oder ein Erwachsener und drei Kinder): 48/54 Euro. Flex-Tickets: Erwachsene 24 Euro, ermäßigt 20 Euro, Kinder und Jugendliche 16 Euro. Weitere Tarife für Gruppen und Schulklassen. Bei telefonischer Bestellung oder über Internet können zusätzliche Gebühren anfallen. Für Kinder unter 7 Jahren ist der Eintritt frei. Die Ausstellung ist rollstuhlgerecht. Katalog zur Ausstellung: 200 Seiten, 19,90 Euro.
www.mystery-banksy.com