Der Helios Leuchtturm versinkt in der tiefstehenden September-Sonne, der Geruch von angebratenem Lammfleisch zieht geradewegs von der Venloer Straße herüber ins Helios 37, man könnte auch sagen: Köln-Ehrenfeld, ein Sommernachtstraum. Daher ist die Stimmung im Club am Dienstagabend total ausgelassen.

Und viele Fans der israelischen Sängerin Netta Barzilai, die 2018 mit dem Song „Toy“ den Eurovision Song Contest in Lissabon gewann und im Rahmen ihrer „The wonderful an great“-Tour nun in Köln Station machte, sind bunt angezogen. Hier mal ein Paar Plüsch-Sandalen, dort mal ein lässiges Hawaii-Kleid. Schrill ist es. Divers.

Eine einsame Discokugel

Und: Die einsame Diskokugel hoch oben an der Decke bewegt sich hin und her, fast ein bisschen so, als könne sie den Auftritt der Musikerin, die sich selbst „fettes Mädchen“ nennt, gar nicht mehr abwarten.

Also hüpft diese, begleitet von ihrem Schlagzeuger und ihrem Gitarristen, um Punkt neun in einem Pailletten-Oberteil und einer Hochsteck-Frisur auf die Bühne und singt „Oh, everytime I walk in the street / Everybody say ,Oh my god, there is she´“.

Ihre Stimme ist kraftvoll und warm wie Badewasser, das man sich gerade erst eingelassen hat. Bei „Nana Banana“ zieht einem der Bass die Flip-Flops aus. Mindestens. Netta hat die rund 300 Konzertbesucher fest im Griff.

Kraftvolle Stimme

Und als hätte es die Diskokugel schon geahnt, verwandelt sich der Club beim Song „Everything“ in eine regelrechte Disco-Fever-Tanzfläche. Wie eine waschechte Ausdruckstänzerin lässt die Sängerin ihre Arme dabei immer wieder von rechts nach links purzeln.

Permanent sucht sie den direkten Kontakt zu ihren Fans, berührt deren Hände ein ums andere Mal. Nur manchmal steht sie etwas schüchtern hinter ihrem kleinen Mischpult und entpuppt sich als Grand Dame des Samplings.

Siegertitel „Toy“ als Höhepunkt

Schließlich bringt der israelische Superstar mit ihrer Hymne „Toy“ das Helios um den Verstand. Alle schreien „I'm not your toy / You stupid boy“. Die Dreihundert feiern sich, die Vielfalt und Netta. Fazit: ein wirklich bunter Abend und ein lautstarkes „Ich-darf-so-sein-wie-ich-bin!“