Pari Moradi kuratiert die Fotoausstellung „Nostalgia“ in der Michael-Horbach-Stiftung.
Ausstellung „Nostalgia“ in KölnKünstler von Kuba bis Finnland setzen sich mit Vergangenheits-Sehnsucht auseinander
Die Nostalgie ist zu einem Begriff geworden, der kommerziell so gründlich ausgeschlachtet wurde, dass jede Verbindung zu ihm die Gefahr einer Kontaminierung mit Kitsch impliziert. Nur ist das Phänomen „der Sehnsucht nach etwas, das Vergangenheit ist und sich nicht wiederholt“ ein Teil der emotionalen Realität in der Menschen leben.
Einsendungen von Kuba bis Finnland
So jedenfalls versteht Pari Moradi die Nostalgie, in deren Wortetymologie das Gefühl des Heimwehs enthalten ist. Die 1977 in Teheran geborene Künstlerin hat die Ausstellung „Nostalgia“ in der Michael-Horbach-Stiftung kuratiert.
55 Künstlerinnen und Künstler nehmen daran mit ihren Arbeiten teil. Über einen Open Call schrieb Moradi das Thema aus, Bedingung waren allein der thematische Bezug und die Bitte um eher kleinere Formate, so dass die Kunstschaffenden im Grunde ihre Arbeiten selbst kuratieren konnten. Das Ergebnis besteht aus Einsendungen, die von Finnland bis Kuba reichen.
Aus dem Iran stammt die Malerin Shadi Esmaashari, deren Werk sich traditionellen Motiven von Küchenfliesen aus ihrer Heimat widmet. Und ihre Sonnenblume über blauem Grund triggert auch sofort Kindheitserinnerungen von Iranerinnen im Exil an, wie sich in der Stiftung zeigt. Bei Mikael Sivilä, einem international renommierten Fotografen aus Finnland, ist es ein Junge auf einem Schlitten, der im Schnee ausharrt, mit dem Kindheitserinnerungen angeregt werden können.
Gedanken an die Gegenwart
So frei wie die Auswahl der Beteiligten, deren Arbeiten in Gruppen präsentiert werden, bietet sich den Besuchern ein individuelles Assoziationsangebot. Erinnert man sich an die erste Liebe beim Blick auf ein junges Paar am Strand, wie es Roger Fritz in einer Fotografie zeigt?
Oder ist es der Geschmack der ersten Haschisch-Zigarette, wenn man die Mohnkapseln auf den gelassen schwebenden Mobiles von Maja Majer-Wallat beobachtet? Neben Malerei und Zeichnung ist die Fotografie stark vertreten, etwa mit dem Bild einer jungen Frau aus dem Jahre 1988 von Gabriele und Helmut Nothhelfer. Das Fotografenpaar aus Berlin findet seine Motive stets bei öffentlichen Veranstaltungen, so dass ihre Aufnahmen an kollektive Erinnerungen gebunden sind.
Auf diese Weise verbindet die Ausstellung mit dem Blick auf das Vergangene den Gedanken an die Gegenwart und letztlich die Frage nach der Zukunft. Privates kann eben ziemlich politisch sein.
Bis 25. August, geöffnet Mi und Fr, 15.30 – 18.30, So 11 –14 Uhr. Wormser Str. 23. Preise zwischen 90 und 5400 Euro. Die Erlöse der jeweiligen Arbeiten gehen komplett an die Künstler.