Der britische Musiker Charlie Cunningham begeistert im ausverkauften Philharmonie-Saal mit Flamenco-Klängen und seiner sanften Stimme. Die Beleuchtung ließ allerdings zu wünschen übrig.
Britischer MusikerCharlie Cunningham brilliert in der Philharmonie

Vor zehn Jahren in der Wohngemeinschaft, im letzten Jahr im Gloria, jetzt spielt Charlie Cunningham in der Philahrmonie.
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Der schnellste Zug von Machynlleth nach London fährt drei Stunden und 47 Minuten, mit dem Auto braucht man noch länger. In der Philharmonie lässt sich diese Strecke am Dienstag, musikalisch gesehen, viel schneller überbrücken. Zwischen den Auftritten der Triple-Harfenistin und Komponistin Cerys Hafana aus der walisischen Kleinstadt und des Singer-Songwriters Charlie Cunningham aus der britischen Metropole liegen gerade mal 52 Minuten. Die 20 Minuten Pause dazwischen mitgerechnet.
Während Hafana, die traditionelle Werke aus ihrer Heimat neu bearbeitet und verfremdet, mit ihrem äußerst variablen Instrument, ihrem elfenhaften, klaren Gesang und den zarten Nebeln, die sie umwehen, an einen mythischen Ort wie Avalon denken lässt, entführt Cunningham mit seiner Gitarre immer wieder nach Spanien.
Flamenco in Sevilla gelernt
In Sevilla, wo der heute 41-Jährige nach dem College jobbte, lernte er das Flamencospielen. Gepaart mit seiner sanft-fragilen Stimme, die mitunter wie tastend und dabei leicht behaucht klingt, schlägt er das Publikum im ausverkauften Saal nicht minder in Bann wie Hafana.
Während die walisische Kollegin solo auftritt, hat Cunningham seine Band dabei. Statt sich als Sänger und Songschreiber exponiert zu präsentieren, reiht er sich als Gleicher unter Gleichen ein. Mitunter wechselt er auch von der Gitarre zum Keyboard.
Und obwohl er sich auf inzwischen über eine halbe Milliarde Streams etwas einzubilden könnte, gibt er sich bescheiden: „Ich bin vor zehn Jahren das erste Mal in Köln aufgetreten, vor 64 Menschen. In einem Laden, den ich nicht aussprechen kann.“
Worauf ihm von einem der vorderen Ränge sofort ein „Die Wohngemeinschaft“ entgegen schallt. Verglichen mit dem knuddeligen Kreativ-Hostel im Belgischen Viertel ist die Philharmonie eine andere Nummer. Nicht nur, was die Größe anbelangt. Sondern auch die Akustik. Die ist hervorragend.
2015 konnte Cunningham erst zwei EPs vorweisen. Inzwischen, am 14. März, ist sein viertes Studioalbum „In Light“ erschienen. Schade: dass er in der Philharmonie nur eins der neuen Stücke, „Happening Lately“, namentlich ankündigt. Und die sparsame Beleuchtung der Bühne, die eher den Titel „In Darkness“ verdient hätte, was den weiter von der Bühne entfernt Sitzenden kaum Freude bereitet haben dürfte, ist der zweite Punkt, den man bemäkeln könnte.
Mit „You Sigh“ vom Debütalbum „Lines“ (2017) setzen Cunningham und seine Band nach 70 Minuten ein Glanzlicht ans Ende, wieder mit Flamenco-Appeal. Dass es bei der einen Zugabe bleibt, ist ein weiteres Manko dieses ansonsten rundum gelungenen Gastspiels.